Irrfahrt
Film über die Condottieri.
Wochenschau. Italienische Panzer in Nordafrika. Strahlende Gesichter, eine Fahne flattert lustig im Wind. «Avanti, avanti ... » Die flotte Marschmusik wurde von einigen Jugendlichen mitgesungen. Zischen im Saal; der Gesang verstummte augenblicklich.
Verwundert blickten sich die Männer an. Das gab es hier, bei diesem begeisterungsfähigen Völkchen? Ein italienischer General mit einer Bommel an der Mütze schreit ins Mikrofon. Heinz Apelt fand die Bommel furchtbar komisch. «Wie ein Hampelmann», sagte er zu Spindler und prustete. In der Reihe hinter ihnen entstand Unruhe.
Schwere Artillerie schießt eine Salve. Qualmwolken am Einschlag. Die Italiener stürmen vor. Das Ganze sah aus, als sei es auf einem Truppenübungsplatz gedreht. Mehrere Besucher lachten. Die drei deutschen Matrosen lachten mit. Ziemlich laut sogar.
Plötzlich hagelte es Schläge. Frase bekam einen Kinnhaken, Spindler einen Treffer an die Schläfe, Heinz lief Blut aus der Nase. Verdammt, was soll das? In dem halbdunklen Saal konnten sie sich kaum orientieren. Demzufolge lag das Abwehrfeuer der Matrosen schlecht. Ihnen blieb nur die Flucht. Noch im Gang erhielten sie Fußtritte. Als sie den hellen Vorraum erreichten, erkannten sie, daß ihre Gegner italienische Soldaten waren.
Auf der Straße wischte Heinz sich das Blut ab. «Nicht mal lachen darf man! Aber an der Front sind sie feige, da müssen wir sie überall heraushauen.»
«Stimmt», sagte Spindler. «Die haben ein bißchen früher die Schnauze voll als wir!»
Der Aufenthalt in Neapel war beendet. Leutnant Harms machte drei Kreuze, als die Flottille auslief. Der Kegel des Vesuvs wurde immer kleiner, bis er den Blicken ganz entschwand.
Nach drei Stunden schneller Fahrt war die Straße von Messina erreicht. Zwischen dem Festland und Sizilien stießen die Boote in das Jonische Meer vor. Einige tippten auf Griechenland, aber dann wurde eine erhebliche Kursänderung befohlen. Gegen Morgen waren sie in Tarent.
Riesige Dockanlagen und Marinedepots zeugten davon, daß hier einstmals die gesamte italienische Schlachtflotte gelegen hatte. Im November 1940 hatte sich die Katastrophe ereignet: Britische Torpedoflieger schickten bei einem Überraschungsangrif f drei Schlachtschiffe auf Grund und beschädigten mehrere andere Schiffe, darunter einen Kreuzer. Seitdem hielt sich nur eine geringe Anzahl kleiner Kriegsfahrzeuge im Hafen auf.
Der Flottillenchef und einige Offiziere gingen an Land; die Mannschaften mußten auf den Booten bleiben. Na schön, dachte Heinz Apelt, alles kann der Mensch nicht haben. Nach dem Mittagessen legte er sich unter ein Sonnensegel. Die anderen schliefen in ihren Kojen.
Abends ging die Fahrt weiter, diesmal mit Kurs Südwest. Als der Morgen dämmerte, kam voraus Land in Sicht.
Frase glaubte Flugzeuggeräusche gehört zu haben. Bei dem lauten Brummen der Motoren war nicht genau festzustellen, ob er recht hatte. Unschlüssig setzten die Männer ihre Stahlhelme auf. Sie waren müde. Zehn Stunden standen sie nun schon ununterbrochen an Deck.
Dann geschah das Unglück. Ein Schwarm kleiner Maschinen stürzte sich in rasendem Tempo auf die neun Boote und begann sofort zu feuern. Noch ehe sich die Flottille verteidigen konnte, brannte ein Boot lichterloh. Sein Treibstoffbehälter war durch Leuchtspurmunition in Brand geraten.
Harms ließ das Ruder hart Backbord legen; er wollte dem getroffenen Boot zu Hilfe eilen. Beim Näherkommen sah er, daß es zu spät war. Vom Bug bis zum Heck stand alles in Flammen, und ringsum auf dem Meer brannte der ausgelaufene Treibstoff.
Harms ließ abdrehen. Der Anblick war nicht zu ertragen. Jeder kannte einige der Besatzungsmitglieder, die jetzt hilflos dem Feuertod preisgegeben waren. Als das Boot gesunken war, brannte das Meer immer noch.
Wie Geier über einem Haufen Aas kreisten die Flugzeuge über dem Verband. Sobald sie in eine Kurve zogen, sah man die ovalen Tragflächen: Spitfires.
Frase erwischte eine Maschine, als der Pilot unvorsichtigerweise die Tragfläche voll zeigte. Genau den Vorhalt berechnend, jagte er ein ganzes Magazin hinein. Eine schwarze Wolke brach aus dem Rumpf hervor, und mit langer Qualmfahne senkte sich die Maschine auf die Wasseroberfläche.
Abschuß!
Die Flottille erzielte noch zwei weitere Treffer. Daraufhin blieben die Spitfires in respektvoller Entfernung. Eine Zeitlang zogen sie noch ihre Kreise, dann verschwanden sie im gleißenden Licht der Morgensonne.
Harms hatte
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