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Irrfahrt

Irrfahrt

Titel: Irrfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Grümmer
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Truppen eine schwere Niederlage. Damit war der Traum von der Eroberung Ägyptens ausgeträumt.
     
    Das war die Lage, als Kapitänleutnant Kruse Anfang September 1942 mit seiner Schnellboot-Flottille von La Spezia aufbrach.
    Die nächtliche Fahrt verlief ohne Zwischenfall. Heinz Apelt mußte wieder Wache stehen, aber bei der ruhigen See störte ihn das nicht. Das Tyrrhenische Meer, dachte er, Keimzelle der römischen Weltherrschaft. Zuerst Latium, dann Unteritalien, schließlich Korsika, Sardinen und Sizilien. «Umrundung des Tyrrhenischen Meeres», lautete die Unterschrif t einer Karte im Geschichtsbuch. Dr. Gall hatte ausgiebig davon erzählt. War das nun vor oder nach den Punischen Kriegen? Gerhard und Helmut, diese Streber, wissen das bestimmt noch. Alles vorbei! Immerhin, imponierend war sie schon, die alte Geschichte! Und jetzt geht es wieder um die Weltherrschaft, wieder im Mittelmeer : Unser Gegner ist eine Seemacht, wie damals die Seemacht Karthago Gegner des römischen Militärstaates gewesen war. Und Rom hatte gesiegt! Karthago wurde dem Erdboden gleichgemacht! Rom - das sind natürlich wir ...
    Heinz Apelt war sehr stolz auf seinen Vergleich.
    Früh am Morgen gingen die Boote in einer weiten Bucht vor Anker. Nordöstlich des Festlandes lag eine größere Insel mit idyllischen Ortschaften. Weiter südlich, noch halb vom Nebel verhüllt, wurde eine kleinere Insel sichtbar. Allmählich tauchte ein riesiger, kegelförmiger Berg aus dem Dunst auf. Die Flottille befand sich im Golf von Neapel. Vor sich hatten sie den Vesuv, querab lagen die berühmten Inseln Ischia und Capri.
    Der Eindruck dieser herrlichen Landschaf t war überwältigend. Heinz Apelt konnte sich nicht satt sehen. Der Krieg hatte entschieden etwas Gutes: Man lernte fremde Länder kennen, und zwar ganz umsonst. Heinz kam zu der erhebenden Feststellung, daß er in der kurzen Zeit viel mehr kennengelernt hatte als seine beiden Freunde.
    Mittags heulten die Sirenen auf dem Festland. Fliegeralarm! Hoch am Himmel zog eine silberglänzende Maschine, unerreichbar für die leichten Fla-Waffen.
    Kruse machte ein sorgenvolles Gesicht. Der britische Aufklärer hatte bestimmt Bucht und Hafen fotografiert. Für die Fachleute in Malta dürfte es keine Schwierigkeit sein, die Schnellboote deutscher Bauart von den italienischen Motorbooten zu unterscheiden.
    Der Aufklärer bedeutete für die Flottille höchste Alarmstufe. Kruse brauchte nur zu rechnen: Zwei Stunden Rückflug nach Malta, eine Stunde für Auswertung der Luftaufnahmen und Meldung, eine Stunde für die Vorbereitung des Einsatzes, zwei Stunden Anflug. Um achtzehn Uhr konnte der Tommy hier sein.
    Um siebzehn Uhr ließ Kruse die Tarnnetze von den Booten entfernen. Sie hatten jetzt keinen Zweck mehr. Eine halbe Stunde später wurde Fliegeralarm gegeben, obwohl noch keine Maschine zu sehen war. Die Männer machten ihre Geschütze klar und setzten den Stahlhelm auf. Reservelauf und Ersatzteile wurden noch einmal durchgeölt, Munitionskisten an Deck getragen und die Verschlüsse vorsichtig gelockert. Die Smutjes verteilten Schokolade, für jeden einen Riegel. Die jüngeren Männer aßen sie gleich, die älteren verstauten die Sonderzuteilung im Spind.
    Heinz erhielt den Auftrag, leergeschossene Magazine der Zweizentimeterflak nachzufüllen. Diese Handlangertätigkeit war fast eine Beleidigung. Wozu hatte er eigentlich die Flakschule absolviert?
    Dann heulten die Sirenen zum zweiten mal. Die Sonne stand schon ziemlich tief. Plötzlich waren sie da! Über die schmale Landzunge von Sorrent ließ sich ein Dutzend Lightnings in die Bucht fallen. Noch ehe sie zum Schuß kamen, bellten die Maschinenkanonen der Flottille. Die Flugzeuge drehten in Richtung offenes Meer ab. Der sagte er. In Sekunden war das Reserveschloß eingelegt. Ein Spanngriff, und die Kanone feuerte wieder. Frase warf die leeren Magazine herüber. Heinz Apelt leierte sie mit seinem Gerät, das er mit gelben Patronen gefüllt hatte, wieder voll. Eine kurze Kontrolle, und Frase nahm sie in Empfang.
    Das Nachbarboot hatte Verluste. Eine Garbe war in die Geschützbedienung gefahren. Zusammengesunken hing der Geschützführer im Gurt. Das Rohr der Kanone schwenkte sinnlos nach oben.
    Darauf schienen die Tommys gewartet zu haben. Drei Maschinen flogen hintereinander auf das wehrlose Opfer zu, klinkten ihre Bomben aus und zogen mit jaulenden Motoren ab.
    Vier Wassersäulen spritzten hoch, etwa zwanzig Meter vom Boot entfernt. Die erste Lightning

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