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Irrflug

Irrflug

Titel: Irrflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Rottler scharf.
    „Wir sind dran, aber so einfach wird das nicht sein.”
    „Erzählen Sie mir doch nichts! Er muss zu Hause sein”, erwiderte Rottler, „wir wissen das.” Seine Stimme verriet jetzt stärkere Nervosität als beim ersten Gespräch.
    „Wir sollten uns in Ruhe unterhalten”, schlug Häberle vor, „auch, was Ihre Beziehung zu der Frau Schneider betrifft. Vielleicht hat die ja allein die Fäden gesponnen und Sie sind letztlich wirklich nur ein Opfer vielerlei Intrigen geworden.” Häberle ließ den Sprechknopf los und war gespannt. Insgeheim spürte er, dass es verdammt schwierig war, die richtigen Worte zu finden. Er wollte unter allen Umständen eine Eskalation des Geschehens vermeiden und versuchte deshalb, seinem Gegenüber eine goldene Brücke zu bauen.
    „Die Frau Schneider geht mich nichts an”, krächzte die Stimme, „die und ihre Freundin, diese Steuertante aus Rothenburg, ja, die hatten den genialen Tipp von mir, wie einfach es ist, Geld in Sicherheit zu bringen. Verstehen Sie? Versteuertes Geld. Geld, das schon mal versteuert wurde. Sie haben dann angefangen, es selbst zu tun.”
    Häberle überlegte, ob er es riskieren konnte, diesem nervösen Piloten, der über dieser Stadt kreiste und der offenbar zu allem entschlossen war, noch weitere Fragen zu stellen. Aber so lange sie miteinander im Gespräch blieben, war die Lage eher entspannt.
    „Ich verstehe Sie”, entgegnete Häberle und war mit jeder Faser seines Körpers angespannt, während seine Kollegen schweigend um ihn herumstanden. Er beschloss, die Konversation fortzusetzen. Mit ruhiger Stimme antwortete er: „Aber eine kleine Beziehung zu der Frau Schneider hat es doch gegeben.” Häberle holte kurz Luft, ohne die Mikrofontaste loszulassen. Dann entschied er sich, das Thema konkret anzusprechen: „Ich erinnere mich an das faszinierende Luftbild bei Ihnen daheim”, sagte er, während ihm ausgerechnet jetzt einer seiner telefonierenden Kollegen mit Handzeichen zu verstehen gab, dass er Steinke in der Leitung hatte. Häberle hob die Hand und bat um Geduld.
    „Sehr richtig. Gut kombiniert”, erwiderte Rottler mit gewissem Stolz in der Stimme, „nach Samedan, mein Lieblingsziel, wie Sie wissen. Die Elvira hatte dort auch gelegentlich zu tun, durfte offiziell aber nicht in ausländischen Luftraum einfliegen – weil sie keine englische Sprechfunklizenz hat. Das ist das ganze Geheimnis.” Häberle fühlte sich bestätigt. Also doch, dachte er. Doch Rottler gab die Frequenz noch nicht frei: „Und ihr Schlaumeier habt gleich dunkle Zusammenhänge konstruiert!”
    Häberle wechselte das Thema: „Moment bitte”, sagte er ins Mikrofon, als Rottler fertig war, „ich glaub’, wir haben Herrn Steinke gefunden.”
    Der Kommissar wandte sich einem Kollegen zu. Dieser hielt eine Hand vor die Muschel und erklärte die Situation: „Er ist zu Hause. Die Kollegen haben in Göppingen bereits eine Streife zu ihm in Trab gesetzt.”
    Häberle ließ sich den Telefonhörer reichen und meldete sich. Es war das unverkennbare Toben Steinkes, das ohne Begrüßung an sein Ohr drang: „Des isch ja ungeheuerlich, was mir ihr Kollege da berichtet hat. Der Dreckskerl von Rottler hat mei Frau gekidnappt.” Häberle überlegte für einen kurzen Moment, ob er den Sachverhalt klarstellen sollte. Von einem Kidnapping konnte wohl bei Gott keine Rede sein. Er entschied, Steinke vorläufig in diesem Glauben zu lassen. Er wartete auf eine Unterbrechung im zornigen Redefluss und fuhr dann ruhig dazwischen: „Es liegt nun an Ihnen, reinen Tisch zu machen.” Noch ehe Steinke wieder losbrausen konnte, merkte Häberle an: „Uns von der Sonderkommission geht’s natürlich weniger um Ihre Steuersache, als viel mehr um Mord. Bedenken Sie dies.”
    Kurze Stille in der Leitung. Steinke schien nachzudenken und fragte eine Tonlage freundlicher nach: „Sie meinen, dass Rottler die Frau auf der Hahnweide totgeschlagen hat?”
    Häberle stützte sich mit beiden Ellbogen auf der Tischplatte ab und drückte den Hörer fest ans linke Ohr. „Alles deutet darauf hin. Jedenfalls halten wir es für dringend geboten, dass Sie auf seine Forderungen eingehen.”
    „Und dass ich mich selbst den Finanzbehörden ans Messer liefere?”, klagte Steinke.
    „Bei allem, was ich mir darüber hab’ sagen lassen, können Sie eigentlich nur gewinnen, wenn Sie reinen Tisch machen.”
    Steinke schwieg für einen Moment. Dann rang er hörbar nach Luft. „Sie meinen, der Kerl ist so

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