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Irrflug

Irrflug

Titel: Irrflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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seiner engen Kanzel: „Kein Mensch fliegt heut’”, stellte er bedauernd fest, „na ja, die Urlaubszeit steht erst noch vor der Tür. D’ Leut’ müssat schaffa.”
    „Ich hatte eigentlich eine Freundin treffen wollen”, sagte die Blondine und fügte hinzu: „Müsste von der Hahnweide kommen.”
    Der Flugleiter, auf dessen Stirn sich Schweißperlen gebildet hatten, lehnte sich zurück und musterte das hübsche Mädel. „Tut mir leid, aber von dort ist heut’ noch keine einzige Maschine gekommen.”
    Svea Heinemann stutzte. „Das ist aber komisch, wie das denn?”
    Der Mann runzelte die Stirn: „Auf der Hahnweide wird heut’ überhaupt net g’floge.”
    Die Pilotin war irritiert. „Ist was passiert?”
    „Flugverbot, polizeilich. Jemand hat heut’ Nacht dort eine Cessna geklaut und eine Frau umgebracht.”
    Die Blondine wurde blass und schluckte. „Mord?”, fragte sie verstört.
    „Wir haben ein Fax von der Flugsicherung gekriegt. Sie suchen eine blau-weiße Cessna”, er holte das Schreiben aus einem gelben Ablagekörbchen und überflog es, „die ›Echo-Bravo‹ von der Hahnweide.”
    Die junge Frau verengte ihre Augenbrauen und trat näher an den Schreibtisch heran, als wolle sie das Fax selbst lesen. „Die ›Echo-Bravo‹?”, wiederholte sie ungläubig. Der Flugleiter schaute sie überrascht an. „Ja, ist was damit?”, fragte er und ärgerte sich im gleichen Moment, dass er überhaupt etwas davon gesagt hatte.
    „Mit der ›Echo-Bravo‹ ist doch meine Freundin immer von der Hahnweide gekommen”, sagte die Blondine jetzt sichtlich aufgeregt.
     
    Erich Altmann staunte innerlich. Bisher war ihm dieser Vorstandsvorsitzende des größten Software-Unternehmens weit und breit immer aus dem Weg gegangen. Und jetzt schien er plötzlich kooperativer zu sein.
    Steinke zog sein teures Lederjackett aus und hängte es lässig über die Lehne eines der Stühle, die in dem Besprechungsraum um den Tisch herum gruppiert waren. Dann ging er zu einem Fenster und öffnete es. Die Schwüle im Raum trieb ihm den Schweiß aus allen Poren. Er lockerte seine Krawatte.
    Altmann lehnte sich zurück und schob sein Laptop beiseite.
    „Nun schießen Sie mal los”, sagte er geradezu burschikos, nachdem der Vorstandsvorsitzende den Eindruck erweckt hatte, eher halboffiziell mit ihm reden zu wollen.
    „Nun ja”, begann Steinke, „wissen Sie, ich bin ein schwäbischer Geschäftsmann vom alten Schlag.”
    „Das hab’ ich bereits mit gewisser Anerkennung festgestellt”, erwiderte Altmann und vermied dabei den amtlichen Ton.
    „Bei mir wird nicht rumgeredet, sondern gearbeitet”, fuhr der Unternehmer fort, „das ist bei anderen Unternehmen ganz anders. Sie kennen das sicher, wo Sie auch hinschauen nur Nordlichter. Wir Schwaben haben die seltsame Neigung, diese in führende Positionen zu bringen”, fuhr Steinke im reinsten Hochdeutsch fort. „Wie angenehm, dass Sie ein Hiesiger sind.” Altmann nickte stumm und verkniff sich eine Bemerkung.
    »Andere haben keine Hemmungen und reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Doch was die stillen Tüftler im Schwabenland so alles entwickelt haben, nimmt niemand zur Kenntnis.”
    Altmann sah jetzt den Zeitpunkt für eine Bemerkung gekommen: „Absolut richtig, Herr Steinke, wir stellen unser Licht untern Scheffel. Aber leider ist es in vielen Bereichen zu spät. Denken Sie an die Unterhaltungselektronik oder an die Uhrenindustrie im Schwarzwald – alles den Bach runter, ab nach Japan.”
    „Sehat Se”, bestätigte Steinke, „sehat Se. Ällas nach auswärts. Ond woran liegt’s? Manager ond G’schäftsführer, die koin Bezug zu Landschaft und Unternehmen hent, verschäpprat so an Betrieb”, Steinke merkte, dass er jetzt doch wieder ins Schwäbische geraten war, „verkauft wird meistbietend, wenn’s mal knapp wird”, fuhr er fort, „verkauft, aufgeba – anstatt mit klugem Kopf und schwäbischem Ehrgeiz da Karra rumzureiße, rechtzeitig natürlich. Aber noi, man holt sich Schwätzer, die ons blendat, vor denne mir en Ehrfurcht erstarrat. So nach dem Motto: Wir lassen uns sagen, wie man’s macht – ond mir sent die Blöde dia schaffat.” Altmann nutzte eine kurze Pause, um eine, wie ihm insgeheim erschien, provokante Feststellung einzuschieben: „Aber, gestatten Sie die Bemerkung, Herr Steinke, auch Sie haben doch Leute von nördlich der Mainlinie in ihrer Chef-etage, oder seh’ ich das falsch?”
    Der stutzte und ließ seinen Blick durch das offene

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