Irrflug
Kommissar machte weiter: „Es ist doch nur eine Frage der Zeit, bis wir rauskriegen, was wirklich gelaufen ist. Und dann …”, er machte eine Pause, „dann kommen Sie in noch viel größere Erklärungsnöte, das dürfen Sie mir glauben.”
Die drei Männer schwiegen sich an.
Hilgenrainer schloss für einen kurzen Moment die Augen und holte tief Luft. „Es ist wirklich nichts Aufregendes”, sagte er, „wir haben tatsächlich nur gegrillt. Ich schwör’ es …”
Häberle lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. „Okay”, sagte er ruhiger, „wie Sie wollen. Ich prophezeih’ Ihnen aber, dass Sie heut’ Nacht nicht schlafen können.”
Der so Angesprochene schluckte trocken. „Ich hab’ nichts zu verbergen, absolut nichts.”
„Dann lassen Sie uns zu Nummer zwei kommen”,versetzte Häberle kühl.
„Nummer zwei?” Hilgenrainers Stimme zitterte.
„Ja”, erklärte der Chef-Kriminalist, „ich hab’ doch gesagt, dass es zwei Punkte zu klären gilt. Nämlich die Frage, ob Sie eine Frau Heidrun Pulvermüller kennen.”
Der Mann schüttelte er den Kopf. „Nein, nie gehört. Wirklich nicht.”
„Sind Sie sich sicher?”, versuchte ihn Linkohr zu verunsichern.
Der schaute ihn an. „Ganz sicher, ja. Nie gehört. Ich kenn’ keine Frau, die so heißt.”
„Sie waren auch nie mit ihr auf der Hahnweide?”, fragte Häberle nach.
„Nein, sicher nicht. Ich kann’s beschwören”.
„Dann dürfen Sie jetzt wieder zurück an die Arbeit”, entschied Häberle und stand auf. Während sich auch Hilgenrainer und Linkohr erhoben, schob der Kommissar noch eine Frage nach: „Sie sind hier Informatiker? Die Geschäfte laufen gut?”
Hilgenrainer versuchte, seinem versteinerten Gesicht ein Lächeln abzugewinnen. „Ich denke doch, ja”, sagte er, „ich glaub’, wir können nicht klagen.”
Die beiden Kriminalisten verabschiedeten sich mit Handschlag und ließen den nun sichtlich erleichterten Mann zurück.
Draußen vor der Eingangstür schlug ihnen wieder die dämpfige Hitze des Nachmittags entgegen. Als sie im Auto saßen, meinte Häberle: „Der Kerl hat Schiss.”
„Ich bin auch felsenfest davon überzeugt, dass am Mittwochabend an den Bürgerseen mehr gelaufen ist, als wir wissen sollten”, resümierte Linkohr, während sein Chef den Motor startete und die Straße abwärts fuhr – aus dem Gewerbegebiet ›Stauferpark‹ hinaus.
Sie hatten gerade das ehemalige Militär-Areal verlassen, als das Handy ertönte. Linkohr drückte den ›Ein-Knopf‹, der die Freisprechanlage aktivierte.
Es war die Sonderkommission aus Kirchheim. Deutschländer fragte: „Wo seid ihr gerade?”
„Göppingen”
„Soeben hat der Hauff von der Hahnweide angerufen”, krächzte die Stimme aus dem Lautsprecher, „er wollte uns einen Tipp geben. Die Schneider, also eure Wirtin da in Göppingen, hat kurzfristig gefragt, ob ein Flieger frei sei. War eigentlich nicht. Aber Hauff hat’s dann möglich gemacht, weil ihn auch interessiert, wo die Dame so plötzlich hinfliegen will.”
„Und wo will sie hin?”, schaltete sich Häberle in das Gespräch ein.
„Das hat er natürlich nicht gefragt, sei unüblich”.
„Er meint, er wolle sie fliegen lassen und wir könnten ja hinterher feststellen, wo sie war.”
Häberle überlegte und steuerte den Mercedes unterdessen in Richtung Göppingens Innenstadt. „Rufen Sie den Hauff an und fragen Sie ihn, ob er uns hinterher fliegen kann.”
Linkohr sah seinen Chef überrascht und fragend an.
Deutschländer schien ebenfalls zu stutzen. „Sie wollen sie im Flieger verfolgen?”, wiederholte er.
„Warum nicht? Mal eine neue Variante. Fragen Sie den Hauff, wann die Schneider abfliegen will und ob wir mit gewissem Abstand hinterher können.”
Der Kollege bestätigte und versprach, sich sofort wieder zu melden.
„Ihnen ist schon klar, dass das ein paar Euro-fuffzig kostet …?”, fragte Linkohr seinen Chef zweifelnd.
Häberle lächelte. „Natürlich, aber ich wollt’ schon immer mal mit so einer kleinen Kiste fliegen, mit so einer … Cessna.”
Linkohr überlegte und fragte schließlich vorsichtig: „Und ich? Kann ich da auch mit?”
„Tut mir leid, aber für Lustflügle haben wir heute keine Zeit. Ich schlag’ vor, Sie kümmern sich stattdessen um unsere EDV-Spezialisten und die Telekom. Ich will endlich wissen, ob wir noch irgendwelche Daten von der Pulvermüller rauskriegen und vor allem, mit wem sie zuletzt telefoniert hat. Vielleicht wissen wir
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