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Irrgarten Der Liebe

Titel: Irrgarten Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Julius Bierbaum
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Sehnsucht breitete aus,
    Schloß und breitete wiederum
    Ihre dürren Arme aus ...
    Träume, nur Träume kamen und schauerten
    Holde Bilder in meine Seele,
    Schönheitsvolle glückselige Bilder,
    Buntgestaltige, schön in Liebe, –
    Aber mit rauhem Griffe zerriß
    Grausam kalt die unerbittliche,
    Grelle Wirklichkeit die schimmernden,
    Und mein thränenloses Auge
    Sah in die Welt zu klar, zu klar. –
    Drinnen, tief im leeren Innern,
    Ewige Nebelnacht der Seele,
    Kalt und schweigend,
    Einsam,
    Todt –:
    Unkrautüberwucherter Friedhof
    Hingestorbener Gefühle.
    Gräßliche Ruhe. Ruhe des Scheintods;
    Stummes Krampfen, jäh unterbrochen
    Schmerzlich von zuckenden, heulenden Stößen
    Wühlenden Verzweiflungssturms.
     
    Milde glanzvoll, feucht erschimmernd,
    Sonnenstrahlenklar und wärmend
    Drang in dieses stumme Dunkel
    Zweier Augen seliges Licht.
    Helle wards. Und heiter weitete
    Sich das Herz im freundlichen Schimmer
    Dieser Menschen-Sonnenblicke,
    Und es keimte, schwellte, wuchs,
    Drangvoll, frühlingsgläubig, selig
    In dem milden, warmen Lichte
    Hoch empor die Blüte der Liebe.
     
     
Umschlag
    Sturm ist dem Frühling gefolgt
    Und grauer Regen.
    Wie ein niederes Bleidach steht der Himmel.
    Sonne, wo bist du, flammende Sonne des
    Frühlings!
     
    Alle Hoffnung wehte der Sturm hinweg,
    Jagte sie fort wie das tiefe, leuchtende
    Blau des Himmels, auf dem verliebte
    Schäfchenwolken in engem Reihem
    Heiter wandelten.
     
    Grau, grau, grau ...
     
    Siehe sein Riesenpanier
    Pflanzte der Tod in den Lenz.
    Träge schwankt, breit über die Erde hin,
    Dein gewaltiges Banner, Verderber,
    Hüllt in kalte Schatten uns ein.
     
    Leise und dicht über mein Herz
    Zieht sich der Flor des Grams.
     
    Schlafen, schlafen, träumen von sonnigem Blau
    Träumen vom seligen, schönen Lenz,
    Träumen von zwei braunen,
    Seligmachenden Augen!
     
     
Rabenflug
    Mattheller Wintertag. Wie goldene Bronce
    Liegt auf dem Schnee der Sonne schwacher Schein.
    Das Leben schläft in träumender Agonie.
    War Frühling einst? In dieser grauen Luft
    Hat farbiges Falterschwingenspiel geweht
    Und Blumendüften? Wo das kalte Weiß
    Starr liegt und eben, wogte Maiengrün,
    Von buntem Blumensternenschmelz, durchflockt?
    Wie ist es still geworden, todesahnungsstill ...
    Der Park ist offen. Niemand trat durchs Thor.
    So einsam ists, als wärs die Toteninsel.
    Die Marmorgötter auf den hoben Sockeln,
    Von Schnee behaubt, stehn da wie Gräbermale;
    Die Tannallee, schnurgrad hinausgezogen
    Vom weißen Schloß bis an die Mauertürme,
    Ist eine schwarze, steife Leichengarde,
    In Reih und Glied zum Trauern kommandiert.
    Von jedem Schritte knistert, wie in Schmerz, der Schnee,
    Mein Hauch dampft aus in grauen Nebelwölckchen;
    Bin ich allein das Leben in dem Tod?
    Mein warmes Herz, du nimmer müder Quell
    Voll roten, heißen Lebensweines, ströme
    Die Purpurwogen voller Liebe aus,
    Gieß aus durch meinen Leib die Flut der Liebe,
    Denn leben will ich, heiß in Liebe leben!
    Wo ist die Bank, da die Syringentrauben
    Geschämig blau aus dunklem Laube winkten?
    Im hellen Lindgezweig, das drüber dachte,
    Barg sich ein Finkenpaar im kleinen Nest,
    Ein Marmorfaun auf rotem Porphyrsitze
    Ließ sich die Liebe einer kleinen Nymphe,
    Die eng sich schmiegte seinem feisten Leib,
    Mit Grinsen wohlthun ... Suchend geh ich schneller
    Und finde meine Laube. – Armer Faun!
    Die kalte Flockenmütze sitzt ihm schief,
    Sein armes Nymphchen ist ihm schier verdeckt,
    Ihr Schmiegen sieht mir gar nicht mehr wie Liebe,
    Ach sieht nur noch wie bittres Frieren aus.
    Das Finkenpaar? Ein alter Rabe sitzt
    Im krummen Knorrgeäst der kahlen Linde
    Und preßt die Flügel an den kalten Balg.
    Du schwarzer Leichenbitter, kannst du sagen,
    Wo jetzt die Liebe weilt? Er hebt die Flügel,
    Und krächzend, schwanken Fluges, schwebt er fort
    Und fliegt zur Stadt. – Schnell bin ich nachgegangen
    Der Richtung seines Flugs. Und sollt mans glauben?
    Ich fand auf dieses alten Raben Weg
    Ein kleines Haus, darin die Liebe wohnt.
     
     
Sonne
    Nach langen Nebelwochen voll kaltem Schattengrau
    Heute der erste Tag,
    Da sich der Himmel hellt,
    Die Sonne wieder scheint,
    Das heilige Licht des Lebens.
     
    Ich erkenne dich, gütige Gottheit,
    Und meine Augen beten dich an
    Mit hellen Blicken,
    Im Lichte beten sie das warme Leben an
    Und saugen seine gütigen, goldenen Strahlen
    Mit Kindes Wollust ein,
    Das an der Mutterbrust
    Nahrung aus heiligem Leibe saugt.
     
    Also trink ich mit strahlenden Augen den

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