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Irrgarten Der Liebe

Titel: Irrgarten Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Julius Bierbaum
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nicht,
    Fängt man solche Schmetterlinge.
    Aber manches wird Gedicht.
     
    Ist nicht mehr wie Blumen pflücken,
    Linde sich ins Grüne bücken,
     
    Ist nicht mehr als wie ein Lauschen,
    Grüße mit den Vögeln tauschen,
    Ist nichts, als bescheiden sein
    Mit der Schönheit, mit dem Schein.
     
    Und ist dennoch tiefe Labe,
    Dauernde und reiche Habe:
     
    Wer die Schönheit sich erfaßt,
    Schenkt der Welt den Rest mit Lachen,
    All die plumpen Siebensachen,
    Hat die Götter selbst zu Gast.
     
     
Gebet zwischen blühenden Kastanien
    Frühling, oh du süßer Junge!
    Deine Beine sind so zärtlich
    Schlank und deine schmalen Lippen
    Feucht.
     
    Wie du schreitest! Wie die Locken fliegen
    Und das blaue Band im blonden Haare!
    Wie es duftet, wo dein Mantel wehte!
     
    Frühling, süßer, saftgebenedeiter
    Sieger-Knabe mit den Mädchenbrüsten,
    Hauch mich an mit deinem Blumenatem,
    Der ich dich jetzt tiefer kenn und liebe,
    Deiner Brünste voller bin als ehmals.
     
    Neig dich mir, oh süßer Knabe, süßres
    Mädchen! Ich vergehe sonst vor Sehnsucht,
    Dich zu fühlen.
     
     

Landschaften und Stimmungen
     
Wo lauschen deine Thale?
    Land des Friedens mit den roten Herzflammfahnen der Liebe,
    Die wie Heerdrauch leise in lauen Winden wellen,
    Gelobtes Land, o Kanaan meiner Seele,
    Nach dem mein Sehnen seine Sucheaugen
    Hinaus läßt leuchten in goldenen Glaubensblicken,
    Grünes Friedensland:
    Wo lauschen deine Thale?
     
    In Sommersonne lachend liegen sie,
    Die Vögel ziehen lautlos drüber hin,
    Der Himmel ist von Seligkeiten tief;
     
    Und du und ich,
    Ein kleines Haus,
    Ein Rosenbusch,
    Ein Nelkenbeet,
    Und du und ich,
    Oh, du und ich ....
    Und unsrer Herzen Liebe
    Verflammt sich mild
    Zur Sonne uns,
    Die über unserm Hause steht,
    Wie einst der goldene Winkestern
    Ueber der Krippe in Nazareth.
     
     
Dämmerung
    Dämmerung mit den milden, grauen Augen
    Schreitet über die Erde.
    Kühl weht ihr Atem,
    Weich und kühl,
    Milde wie ruhiger Atemzug
    Eines schlummergeküßten,
    Backenroten Kindes.
    An lauschender Ferne ruhendem Rund
    Ein goldenes Glänzen, matt verscheidend,
    Zerrinnend in zarten, grauen Duft ...
    Oh Ruhe! Ruhe! Gabe der Seligkeit,
    Die du auf Flügeln der Dämmerung linde
    Vom Himmel niederschwebst, gelinde
    Das Herz mit warmem Hauche,
    Sorgenscheuchend, rührst;
    Oh Ruhe, Frieden, Fülle des Seins!
    Heut aus grauen Dämmeraugen
    Blickst du mich liebreich an und verheißend,
    Und mein Dank schwillt auf im Herzen,
    Wie im Auge der seligen Braut
    Warme, lachende Thränenflut, –
    Aber mein Herz muß an verklungene
    Tage höheren Glückes denken,
    Da ihm friedevolle Liebe
    Gütig fromm entgegenleuchtete
    Aus zwei braunen Mädchenaugen,
    Sonnen der Liebe.
     
     
Nachtgang
    Wir gingen durch die dunkle, milde Nacht,
    Dein Arm in meinem,
    Dein Auge in meinem;
    Der Mond goß silbernes Licht
    Ueber dein Angesicht;
    Wie auf Goldgrund ruhte dein schönes Haupt,
    Und du erschienst mir wie eine Heilige: mild,
    Mild und groß und seelenübervoll,
    Gütig und rein wie die liebe Sonne.
    Und in die Augen
    Schwoll mir ein warmer Drang,
    Wie Thränenahnung.
    Fester faßt ich dich
    Und küßte –
    Küßte dich ganz leise, – meine Seele
    Weinte.
     
     
Abend
    Die grauen Geierfittiche der Nacht
    Rauschen über den See.
    In seinen erzenen Fängen hält der Riesenvogel
    Die Leiche des Tages.
    Ein Blutspur hinter ihm her
    Wellt nach Westen.
    Die schwarzen Augen des Waldes
    Heben die Nadelwimpern
    Und starren stumm
    Dem Fluge des Räubers nach,
    Dem eine Schaar verdrossener Schatten folgt.
    Vom Himmel herunter
    In frostigen Winden
    Haucht ein Gedanke:
    Auf schwarzen Schwingen
    Schwebt alles Leben
    Schweigend
    In das Thal des Todes.
     
     
Gottesdienst
    (An Hanns von Gumppenberg zur Erinnerung an Dachau im Mai 1891.)
     
    Auf steiler Höhe stand ich schauend.
    Mein Auge trank in tiefen, großen
    Zügen die Schönheit.
    Weit in graue, webende Fernen
    Schweifte der Blick auf fröhlichen Fittichen,
    Holte die schimmernde Schönheit mir,
    Bettete tief sie ins Herz mir ein.
     
    Rotes Moor in schmalen Strichen,
    Lilafarbener Sammt lockerer Frühlingsackererde
    Weich dazwischen gebreitet;
    Junges, lachendes Wiesengrün
    Wellig hineingeschlungen:
    Freudebanner der jubelnden Hoffnung
    In des Keimdrangs bräutlich leuchtender,
    Lustiger Farbe.
     
    Flüssig glitzerbewegtes Silber
    Hurtig eilenden Wassers blinkt
    In weiten Windungen bogengeschlungen:
    Wie ich dich liebe mit jauchzender Seele,
    Oh du frische, rauschende,

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