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Irrliebe

Irrliebe

Titel: Irrliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Erfmeyer
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belogen hatte. Sie hatte nicht einmal ein rotes Gesicht bekommen, als sie mir diese Geschichte auftischte.«
    »Dem Staatsanwalt haben Sie gesagt, dass so etwas nie vorgekommen sei«, wandte Stephan ein.
    Daniel nickte ungerührt. »Hat diese Geschichte denn irgendeine Bedeutung?«, fragte er.
    »Sie wissen doch, dass es so ist«, erwiderte Stephan ruhig. »Wie ging es mit diesem Mann weiter?«
    »Ich bin natürlich misstrauisch geworden«, sagte Daniel. Er nahm einen tiefen Zug aus der Flasche und schien für einen Moment zu überlegen, ob er fortfahren sollte. Er hatte Schweißperlen auf der Stirn.
    »Franziska hatte ab da häufiger längere Dienstzeiten, weil Notfälle dazwischen kamen. Gleich am nächsten Tag passierte das wieder. Ich sollte mir keine Sorgen machen. Es gäbe nicht genügend Personal, um den Bedarf zu decken, und deshalb müsse jeder ran. Es waren damals heiße Temperaturen draußen, und das Krankenhaus hatte eine Menge akuter Fälle wegen Herz- und Kreislaufversagen zu bewältigen. Diese Zeit gehe wieder vorüber, beruhigte sie mich. Telefonisch könne ich sie dann nicht erreichen, weil sie auf der Station oder vielleicht unten im Intensivbereich unterwegs sei.«
    »Wann haben Sie die beiden wieder zusammen gesehen?«, fragte Stephan.
    »Nur ein paar Tage später. Nachdem Franziska bis dahin immer wieder Notdienst hatte, bin ich zum Krankenhaus gefahren und versteckte mich kurz vor ihrem regulären Dienstende schräg gegenüber vom Eingang hinter einem Gebüsch. Franziska verließ das Krankenhaus kurz nach zehn und ging Richtung Bahnhof. Sie lief die Hauptstraße entlang, unterquerte kurz hinter dem Krankenhaus die Bahnstrecke und nahm dann rechts den Fußweg zum Bahnhof. Als sie sich auf dem Fußweg befand, dachte ich, dass sie wohl den Zug nehmen werde. Aber ich bin dann doch auf dem Rückweg zu meinem Auto hinter der Bahnunterführung nach links auf das Bahngelände gegangen und wollte sie von dem alten Güterschuppen aus beobachten, bis der Zug kam. Und dann sah ich ihn. Er saß in dem kleinen Wartehäuschen, befand sich aber etwas im Schatten. Deshalb hatte ich ihn nicht sofort wahrgenommen. Aber er war es, da besteht kein Zweifel.«
    Er nahm wieder einen Schluck aus der Flasche.
    »Und dann?«, fragte Stephan.
    »Franziska und er haben sich umarmt. Sie haben danach noch eine Weile miteinander geredet, dann haben sie den Bahnsteig über die Treppe in den Fußgängertunnel verlassen. Ich weiß nicht, wo sie geblieben sind. Ich habe auch weder sein Fahrrad noch ein Auto gesehen, in das sie eingestiegen sind.«
    »Und du?«, fragte Marie.
    »Ich bin rasend vor Wut zu meinem Auto gelaufen und nach Hause gefahren. Franziska kam etwa zwei Stunden nach mir nach Hause. Sie erzählte mir wieder etwas von einem Notfall. Ich hätte kotzen können.«
    »Wie war sie?«, fragte Stephan. »Wirkte sie verändert? Irgendwelche Auffälligkeiten?«
    »Nichts«, erwiderte Daniel.
    »Warum haben Sie sie nicht zur Rede gestellt?«, fragte Stephan weiter. »Es wäre doch die normalste Reaktion gewesen.«
    »Hätte es was geändert?«, fragte Daniel fatalistisch. Es war eine seiner meistgestellten Fragen. Er trat wieder ans Fenster. Unten auf der Münsterstraße herrschte reger Verkehr. Autos zwängten sich hupend in die wenigen Parklücken. Der Ladenschluss nahte.
    »Wenn ein Mensch meint, dass er weiterziehen muss, dann werden Sie ihm das nicht ausreden können«, war Daniel überzeugt. »Sie hatte ja nicht einmal den Mut, mir von diesem Mann zu erzählen.«
    »Gerade deswegen war sie sich wohl auch nicht sicher«, mutmaßte Marie.
    »Du hast Franziska nicht gekannt«, stellte Daniel fest, ohne den Blick von dem abendlichen Treiben auf der Straße abzuwenden. »Sie war sehr stur.«
    »Aber du sagst doch selbst, dass ihr eine wunderbare Beziehung hattet«, entgegnete Marie.
    Daniel sah unbewegt aus dem Fenster.
    »Kannst du den Mann beschreiben?«, fragte sie weich.
    »Wie soll ich ihn beschreiben? Ich habe ihn nur diese beiden Male gesehen. Ich schätze ihn auf Ende 40, normal groß, unauffällig, dunkelblonde Haare, ziemlich kurz, keine Auffälligkeiten. Franziska mochte Männer, die älter waren als sie. Alter stand für Reife. Albern.«
    »Brille?«, fragte Stephan.
    »Ich glaube ja. Weiß ich aber nicht genau«, antwortete Daniel.
    »Sie werden sich den Rivalen doch angesehen haben«, insistierte Stephan. »Sie waren doch extra hingefahren, um ihn zu sehen.«
    »Das stimmt nicht«, widersprach Daniel. »Ich

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