Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt
nehmen. Gleichzeitig aber wurden die Bauern wirtschaftlich entlastet sowie rechtlich und politisch bessergestellt. Die bewaffnete Erhebung hatte also durchaus Veränderungen in Gang gesetzt.
Aufgrund der komplizierten Verfassungssituation in den deutschen Territorien fielen die Konsequenzen von Gegend zu Gegend sehr unterschiedlich aus. Allerorts aber wurden die Bauern in ihren Forderungen nicht mehr rundheraus ignoriert, sondern ernst genommen. Gemeine Leute verhandelten mit ihren Obrigkeiten, feilschten um Verbesserungen und erreichten dabei Beachtliches. Vor allem die Stadtstaaten bemühten sich, den Bauern entgegenzukommen und auf ihre Forderungen einzugehen. Basel und Memmingen beispielsweise erließen zahlreiche Erleichterungen bei Abgaben und Frondiensten, Memmingen scheint sogar bei der Abschaffung der Leibeigenschaft geblieben zu sein. Auch in Tirol wurden Abgaben und Dienstforderungen verringert, den Bauern Jagd- und Fischereirechte gewährt, die bisher den höheren Ständen vorbehalten waren. In Salzburg, wo der Erzbischof auch weltlicher Herr war, wurde den Bauern ein besseres Klagerecht zugestanden. Der Landgraf von Hessen ließ in einer umfangreichen Untersuchung Missstände aufnehmen und suchte Abhilfe zu schaffen. Die Zahl von Gerichtsverfahren, in denen Bauern Klage gegen ihre Herren erhoben, nahm reichsweit erheblich zu. Ebenso stieg die Zahl der Ermahnungen der Fürsten an die lokalen Obrigkeiten, die Rechte der einfachen Leute zu wahren und sie nicht über Gebühr zu belasten. Insgesamt belegt eine Fülle an Verhandlungen und Neuregelungen, dass sich die Situation der Bauern in den meisten Fällen eben nicht verschlechterte, sondern verglichen mit der Zeit vor der Erhebung überwiegend verbesserte. Die »Revolution des gemeinen Mannes«, wie der Bauernkrieg manchmal genannt wird, verunsicherte die Regierenden so nachhaltig, dass sie die Missstände nicht wie zuvor ignorieren konnten. Nicht jede Revolution ist erfolgreich, aber so manche verlorene Revolution führt trotzdem zu Verbesserungen für die unterlegene Seite.
Der indische Taj Mahal ist unvollständig – IRRTUM!
Als vor einigen Jahren mit erheblichem Tamtam die Kür der »Neuen Weltwunder« ausgerufen wurde und weltweit Werbekampagnen zur Teilnahme an der globalen Internetaktion anliefen, kam das bekannteste indische Bauwerk mühelos in die engere Wahl und wurde schließlich als eins von sieben Bauwerken geadelt: der Taj Mahal am Fluss Yamuna in Agra. Jahr für Jahr wird er von Millionen Touristen besucht, allesamt tief beeindruckt von der Prachtentfaltung indischer Moguln im Allgemeinen und der romantischen Hingabe des Shah Jahan an seine Lieblingsfrau Mumtaz Mahal im Besonderen: Sie verstarb früh und der Großmogul ließ ihr Mitte des 17. Jahrhunderts ein beeindruckendes Mausoleum bauen. Eleanor Roosevelt, Frau des US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt, befand, der weiße Marmor symbolisiere die Reinheit wahrer Liebe. Allseits wird die Perfektion des Bauwerks gerühmt – aber ist es überhaupt vollendet? Eine hartnäckige Legende besagt, der Bauherr habe ein Pendant auf der anderen Flussseite begonnen, aber nicht vollenden können: eine exakte Kopie des existierenden Taj Mahal, allerdings ganz aus schwarzem Marmor gefertigt – als Mausoleum für sich selbst. In den 1990er-Jahren wurden sogar Ausgrabungen am mutmaßlichen Ort vorgenommen, um der Sache auf den Grund zu gehen. Gefunden hat man allerdings nichts. Ist der strahlend weiße Taj Mahal also unvollkommen oder war ein Komplementärbau nie geplant?
Die islamischen Herrscher Indiens begannen bereits im frühen 13. Jahrhundert, monumentale Grabmäler zu errichten, und in diese Tradition setzten sich die Großmoguln seit dem 16. Jahrhundert, unter ihnen als bekanntester Shah Jahan. So viele Mausoleen wie in Indien finden sich in keinem anderen Land, obwohl diese Art pompöser Begräbniskultur weder Hinduismus noch Islam eigentlich vorsehen: Nach hinduistischem Ritual werden die Toten verbrannt und ihre Asche in alle Winde verstreut – der Leichnam gilt als unrein. Der Koran wiederum verbietet individuelle Grabmale als unislamische religiöse Verehrung von Toten. Die Herrscher Indiens störte das nicht sonderlich, ganz im Gegenteil: Unter den Moguln entwickelten sich die Mausoleen zu den Lieblingsbauwerken des Subkontinents, auch die Oberschicht ließ sie in großer Zahl errichten.
Shah Jahan kam 1627 an die Macht und führte sein Land auf Grundlage der Vorarbeit
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