Irrweg Grundeinkommen
als in einem produktiveren Land.
Für die dauerhafte Stabilität einer Währungsunion ist es zentral, dass dieser Gleichklang der durchschnittlichen Preisniveaus in den Mitgliedsländern über die Zeit hinweg permanent erhalten bleibt. Das ist genau dann der Fall, wenn die nationalen Inflationsraten ab dem Start der Währungsunion gleich sind. Wird gegen diese Regel anhaltend verstoßen, verkaufen auf Dauer die Länder besonders viel an die Währungspartner und an Drittländer, die im Durchschnitt relativ billiger anbieten können, während die teureren Länder immer weniger an die billigeren Länder und auf Drittmärkten loswerden, auf denen sie mit ihnen konkurrieren. Die Folge auseinanderlaufender Preisentwicklungen innerhalb einer Währungsunion ist eine langfristig zunehmende Verschuldung der relativ teureren Länder bei den billigeren, aus der es keinen Ausweg per Wechselkursventil gibt, wie das zwischen Ländern mit unterschiedlicher Währung möglich ist.
Grundlegend für das Verständnis, wie Außenhandel – mit oder ohne Währungsunion – abläuft, ist also das Konzept der Wettbewerbsfähigkeit eines Landes. Kann ein Land Waren, die auf den internationalen Gütermärkten gefragt sind, zu konkurrenzfähigen Preisen produzieren, hat es gute Exportchancen. Wie viel es importiert,hängt umgekehrt davon ab, welches Preisniveau die ausländischen Waren im Vergleich zum inländischen Angebot haben. 55 Das Preisniveau, mit dem die Unternehmen eines Landes an den internationalen Gütermärkten antreten, wird, wie gesagt, nicht allein vom inländischen Preisniveau bestimmt, sondern immer von der Kombination aus inländischem Preisniveau und Wechselkurs der Landeswährung gegenüber den Währungen der Handelspartnerländer. Steigt also das inländische Preisniveau schneller als das der Handelspartner, verliert das Land an Wettbewerbsfähigkeit, wenn seine Währung nicht abgewertet wird. Umgekehrt gewinnt ein Land an Wettbewerbsfähigkeit, wenn sein Preisniveau langsamer zulegt als das der internationalen Konkurrenten und gleichzeitig seine Währung nicht aufgewertet wird. Passen relative Inflationsentwicklung und Wechselkursveränderung zusammen, bleibt die Wettbewerbsposition unverändert. Man spricht von einer ausgeglichenen Wettbewerbsposition, wenn die Handels- beziehungsweise die Leistungsbilanz eines Landes über einen längeren Zeitraum ungefähr ausgeglichen ist. Vereinfacht gesagt, wenn der Wert der exportierten Waren und Dienstleistungen im großen und ganzen dem Wert der Importe gleich ist.
Die Vorteile eines ausgeglichenen Außenhandels
Eine ausgeglichene Wettbewerbsposition ist aus verschiedenen Gründen erstrebenswert. Sie bedeutet, dass ein Land auf Dauer gemäß seinen Verhältnissen lebt, also weder mehr konsumiert, als es produziert, und umgekehrt nicht weniger verbraucht, als es herstellt. Spiegelbildlich dazu baut ein Land dann weder große Schulden- noch große Vermögenspositionen im Ausland auf. Das hat einerseits den Vorteil, dass es keine Finanzierungsschwierigkeiten an den internationalen Kapitalmärkten hat, weil potentielle Kapitalgeber sehen, dass das Land dank seiner Wettbewerbsfähigkeit in der Lage ist, aufgenommene Schulden zu bedienen. Diesen Vorteil hätte aber ein Land mit dauerhaften Exportüberschüssen, also größerer Wettbewerbsfähigkeit umso mehr, denn dann könnten die Kapitalgeber noch sicherer sein, dass Schulden immer bedient werden.Andererseits gibt es aber einen weiteren Vorteil einer ausgeglichenen Wettbewerbsfähigkeit, den ein traditionelles Nettoexportland nicht hat: Ein Land mit ausgeglichener Leistungsbilanz ist deutlich weniger anfällig gegenüber konjunkturellen Schwankungen im Ausland. Das liegt daran, dass seine Gesamtnachfrage weit weniger von der Nachfrage seiner ausländischen Kunden abhängt, weil das Nachfrageaggregat »Nettoexporte« von vornherein sehr viel kleiner oder sogar null ist. Verändert sich hier etwas zum Negativen, wirft das den Rest der Wirtschaft nicht so schnell aus der Bahn, da sich die Kapazitätsauslastung zu wesentlichen Teilen auf die Binnennachfrage stützt. Das soll nicht heißen, dass ein Land mit ausgeglichenem Außenhandel immun ist gegen konjunkturelle Einbrüche bei seinen Handelspartnern, aber es ist ihnen nicht ganz so stark ausgeliefert.
Das dritte Argument für eine ausgeglichene Wettbewerbsposition ist das der Symmetrie. Hält ein Land über Jahre hinweg eine starke Nettoexportposition, muss es im Rest der Welt
Weitere Kostenlose Bücher