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Irrwege

Titel: Irrwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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rotglühendem
Eisen.
    »Was für ein seltsamer Vogel«, meinte Alfred.
    »Das ist kein Vogel. Das ist Marit. Unser Signal
für Gefahr.«
    Haplo zerschlitzte mit einem Ruck das letzte
Stück Naht. Alfred hatte Zeit für einen wilden Schrei, dann prasselte er durch
das Geäst in die Tiefe. Hugh Mordhand stand bereit, die Beine gespreizt, die
Arme an den Leib gepreßt, die Unterarme angewinkelt, um ihn in Empfang zu
nehmen. Er fing den Sartan auf, doch beide gingen zu Boden.
    Haplo blickte von seinem erhöhten Platz aus zum
Hügelkamm. Marit löste sich langsam genug von dem Felsen, um nach links zu
deuten. Sie stieß einen zweiten Pfiff aus, gefolgt von drei schrillen
Katzenschreien.
     
    Tigermänner.
    Marit hob die Hand, spreizte alle fünf Finger
und wiederholte die Geste zweimal.
    Haplo fluchte leise. Ein Rudel auf der Jagd,
mindestens zwanzig der blutgierigen Raubtiere; Tiere waren es, auch wenn sie
aufrecht gingen und ihre Vorderpranken – mit Daumen versehen – wie Hände
benutzten. 36
    Aufgrund dessen konnten sie mit Waffen umgehen,
besonders mit der sogenannten Katzenkralle, die weniger dazu bestimmt ist, das
Opfer zu töten, als vielmehr, es flucht-und kampfunfähig zu machen. Es handelt
sich um eine runde Holzscheibe mit fünf eingelassenen scharfen Steinzacken, die
entweder geworfen oder mit einer Schleuder verschossen wird. Ihre Magie ist
minimal im Verhältnis zur Patrynmagie, aber effektiv. Ganz gleich, welchen
Teil eines runenbedeckten Körpers sie trifft, die Katzenkralle verhakt sich in
den winzigen Lücken zwischen den Tätowierungen und gräbt sich tief ins Fleisch.
Eine Katzenkralle in Wade oder Oberschenkel fällt das Wild mit tödlicher
Genauigkeit.
    Tigermänner bevorzugen lebendes Fleisch.
     
    Haplo warf einen flüchtigen Blick zurück auf den
zerstörten Berg, auch wenn er vorher schon wußte, daß es sinnlos war. Keine
Chance, sich in die Höhle zu flüchten. Er suchte den Horizont ab und bemerkte
plötzlich, daß Marit ihm winkte: Komm her.
    Sie hatte etwas entdeckt.
    Haplo rutschte am Stamm hinunter. Hugh Mordhand
hob Alfred hoch und versuchte, ihn aufrechtzuhalten. Der Sartan knickte ein wie
eine abgeschnittene Marionette.
    »Sieht aus, als hätte er sich beim Sturz auch
noch den anderen Knöchel verknackst«, sagte Hugh.
    Haplo fluchte wieder, lauter und bildhafter.
    »Was hatte das Winken und Kreischen zu
bedeuten?« fragte der Assassine mit einem Blick zu Marit.
    Sie war hinter dem Felsblock verschwunden, um
von den Tigermännern nicht gesehen zu werden. Doch wenn Haplos Ahnung stimmte,
brauchten sie sie nicht zu sehen. Dann wußten sie, wonach sie suchten, und
vermutlich auch, wo es zu finden war.
    »Tigermänner kommen«, sagte Haplo kurz.
    »Was sind das?«
    »Ihr habt Hauskatzen auf Arianus?«
    Hugh Mordhand nickte.
    »Stell dir eine vor, die größer, stärker und
schneller ist als ich, mit entsprechenden Zähnen und Krallen.«
    »Verdammt.« Hugh sah beeindruckt aus.
    »Es ist ein Jagdtrupp, wenigstens zwanzig von
den Biestern. Wir können es nicht mit ihnen aufnehmen. Unsere einzige Hoffnung
ist, schneller zu laufen als sie. Obwohl, wohin wir laufen sollen, weiß ich
nicht.«
    »Warum gehen wir nicht einfach in Deckung? Sie
können uns noch nicht entdeckt haben.«
    »Ich vermute, sie wissen, daß wir hier sind. Man
hat sie geschickt, um uns zu töten.«
    Hugh Mordhand runzelte skeptisch die Stirn,
verzichtete jedoch auf Einwände. Er kramte in der Tasche, angelte die Pfeife
heraus, steckte sie zwischen die Zähne und sah nachdenklich auf Alfred
hinunter, der seine blessierten Knöchel rieb und auszusehen versuchte, als
würde es davon besser.
    »Es tut mir wirklich sehr leid…«, setzte er an.
    Haplo wandte sich ab.
    »Was machen wir mit ihm«, sagte Hugh mit gedämpfter
Stimme. »Er kann nicht gehen, laufen schon gar nicht. Wenn ich ihn trage…«
    »Nein, das würde dich zu sehr behindern. Unsere
einzige Chance besteht darin zu laufen und weiterzulaufen, bis wir umfallen.
Tigermänner sind schnell, aber mit ihrer Ausdauer hapert’s.«
    Ein weiterer leiser Pfiff von Marit drängte zur
Eile. Haplo warf einen Blick auf den Hund, dann auf Alfred.
    »Du bist schon auf einem Drachen geritten,
oder?«
    »O ja.« Alfred wurde munterer. »Auf Arianus. Sir
Hugh wird sich erinnern. Als ich Gram verfolgte…«
    Aber Haplo hörte nicht zu. Während er mit der
ausgestreckten Hand auf den Vierbeiner zeigte, begann er leise die Runen zu

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