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Irrwege

Titel: Irrwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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sich wenig
später den Kopf an einem tiefhängenden Ast anzuschlagen, tauschten sie untereinander
fragende Blicke aus und verdoppelten gleichzeitig ihre Wachsamkeit. Es konnte
ja alles ebensogut Verstellung sein, um sie in Sicherheit zu wiegen.
    Haplo erinnerte sich, wie er genau dasselbe
gedacht hatte, als er Alfred zum erstenmal begegnete.
    Junge, Junge, hatten die noch viel zu lernen.
    Den Menschen behandelten die Patryn mit Geringschätzung.
Höchstwahrscheinlich hatten sie keine Ahnung von der Existenz der Nichtigen;
Haplo selbst wußte nichts von ihnen, bis Xar ihm von den ›minderen‹ Rassen
erzählte. 38 Doch Marit hatte ihnen bestimmt verraten, daß Hugh Mordhand über keinerlei
magische Kräfte verfügte und deswegen harmlos war. Haplo fragte sich, ob sie
daran gedacht hatte, ihre neuen Freunde über die erstaunliche Tatsache
aufzuklären, daß man diesen Mann nicht töten konnte.
    Wenn seine Landsleute Haplo anschauten, was sie
nur selten taten, waren ihre Augen wachsam und feindselig. Wieder fragte er
sich voller Unbehagen, was Marit ihnen erzählt hatte. Und warum.
    Die Bäume wurden lichter. Der Jagdtrupp näherte
sich dem Waldrand, und Kari befahl Halt. Vor ihnen erstreckte sich eine weite
ebene Räche, bewachsen mit kurzem, wogendem Gras. Haplo entdeckte zu seiner
grenzenlosen Verblüffung Hinweise darauf, daß Vieh auf dieser Ebene gegrast
haben mußte. Wäre er unter Nichtigen gewesen, hätte er angenommen, daß man hier
Schafe oder Ziegen weiden ließ. Aber dies waren keine Nichtigen. Es waren
Patryn: Läufer, Kämpfer – keine Hirten.
    Er hätte gerne Kari gefragt, doch er konnte sich
ausrechnen, daß von ihr keine Antwort zu erwarten war. Sie würde ihm
wahrscheinlich nicht einmal mehr sagen, ob es Tag war oder Nacht.
     
    Auch gut. Ungefähr hundert Schritt vor ihm durchschnitt
ein Fluß die Ebene; dunkles Wasser wälzte sich schäumend und tosend zwischen
steilen Ufern. Und dahinter…
    Haplo glaubte seinen Augen nicht zu trauen.
    Jenseits des Flusses mit seinem schwarzen,
feindseligen Wasser erhob sich eine Stadt.
    Eine Stadt. Im Labyrinth.
    Er konnte es nicht fassen. Aber da war sie. Auch
wenn er sich die Augen rieb, verschwand sie nicht. In einem Land der Siedler,
Nomaden, die ihr Leben lang versuchten, aus dem Labyrinth zu entkommen, gab es
eine Stadt. Erbaut von Leuten, die nicht versuchten zu entkommen. Leuten, die
seßhaft waren und zufrieden. Nicht nur das, sondern sie hatten ein Signalfeuer
entzündet, sandten einen Ruf in die Wildnis: Kommt zu uns, kommt zu unserem
Licht, kommt in unsere Stadt.
    Massive Gebäude aus Stein, bedeckt mit Runenzeichen,
zogen sich die Flanke eines Berges hinauf, an dessen Gipfel das Signalfeuer
brannte. Haplo vermutete, daß die Gebäude als Höhlen begonnen hatten. Im Lauf
der Zeit waren sie immer weiter ausgebaut worden, bis sie sich jetzt
terrassenförmig aufeinandertürmten. Der Berg selbst schien behütend die Arme
um die an seiner Brust erbaute Stadt zu legen; ein hoher Felswall umfriedete
die Siedlung, zusätzlich verstärkt durch die Sigel der Runenmagie.
    »Meine Güte«, staunte Alfred, »ist – ist das
hier üblich?«
    Nein, das war nicht üblich.
    Hier trafen sie Marit wieder. Man sah ihr an,
daß sie nicht erfreut war, doch angesichts der schwierigen, gefährlichen
Flußüberquerung, ohne Deckung, schutzlos jedem Feind ausgeliefert, hatte sie es
für klüger gehalten, auf den Rest der Gruppe zu warten. Die Arme vor der Brust
verschränkt, schaute sie betont in eine andere Richtung, als sie Haplos
ansichtig wurde.
    Er trat einen Schritt auf sie zu, aber sofort
stellten sich ihm mehrere Patryn in den Weg. Sie schienen unschlüssig zu sein,
wie sie sich verhalten sollten, bestimmt hatten sie nie zuvor Grund gehabt,
einem der Ihren zu mißtrauen.
    Haplo seufzte und zeigte ihnen die leeren Hände,
zum Zeichen, daß er nichts im Schilde führte und bereit war, sich an die Regeln
zu halten.
    Dem Hund hingegen waren keinerlei Beschränkungen
auferlegt. Der Marsch durch die Wälder war für ihn eine höchst langweilige
Angelegenheit gewesen. Wann immer er eine vielversprechende Duftspur entdeckte
und sich anschickte, ihr zu folgen, hatte sein Herr ihn streng zurückgerufen.
Schön und gut, hätte man als Hund den Eindruck gehabt, daß man zur Kenntnis
genommen wurde, doch Haplo hing düsteren, unerfreulichen Gedanken nach und
kraulte seinem treuen Begleiter weder den Kopf, noch bequemte er sich zu

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