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Irrwege

Titel: Irrwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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einem
lobenden Wort.
    Wäre Alfred nicht gewesen, hätte der Hund diese
Etappe als reine Zeitverschwendung angesehen. Der Sartan hatte sich einmal
mehr als unerschöpflicher Quell der Unterhaltung erwiesen. Der Hund wußte, daß
er verantwortlich dafür war, Alfred unbeschadet durch den Wald zu lotsen.
Kleinere Katastrophen ließen sich nicht vermeiden – man kann nicht mehr als
sein Möglichstes tun. Aber der Hund bewahrte Alfred vor Katastrophen größerer
Art – zum Beispiel rettete er ihn aus den Schlingen einer heimtückischen
Blutwinde und warf ihn um, bevor er geradewegs in eine von Snogs angelegte
Fallgrube spazierte.
    Endlich erreichten sie ohne nennenswerte
Stolpersteine eine freie Fläche; auch wenn das nicht unbedingt bedeutete, daß
Alfred vor weiteren Unfällen sicher war – im Moment stand der Sartan völlig
regungslos an einem Reck. Wenn irgend jemand die Gabe hatte, trotzdem in
Schwierigkeiten zu geraten, dann Alfred; dennoch befand der Hund, daß er unter
den gegebenen Umständen seine Aufsichtspflicht etwas legerer handhaben durfte.
    Die Patryn versammelten sich am Waldrand,
während einige Späher ausschwärmten, um auszukundschaften, ob bei der
Überquerung der Brücke Gefahr drohte. Der Hund schaute seinen Herrn an und sah
zu seinem Bedauern, daß man für ihn nichts weiter tun konnte, als sich mit
einem Nasenstüber in Erinnerung zu bringen: Ein Hund ist hier und als
Trostspender verfügbar. Ein geistesabwesendes Streicheln des Kopfes war die Belohnung.
Der Hund hielt nach einer neuen Ablenkung Ausschau und entdeckte Marit.
    Ein Freund. Länger nicht gesehen. Jemand, der –
nach dem Gesichtsausdruck zu urteilen – dringend einen Hund brauchte. Prima.
    Marit stand unter einem Baum und starrte ins
Leere, soweit der Hund das zu beurteilen vermochte. Doch bei den Zweibeinern
wußte man nie, also näherte der Hund sich leise, um sie nicht zu stören, falls
sie doch mit etwas Wichtigem beschäftigt war. Bei Marit angekommen, schmiegte
er sich an ihr Bein und schaute aus treuen braunen Augen zu ihr auf.
    Sie zuckte überrascht zusammen, wodurch sie den
Hund erschreckte. Beide wichen einen Schritt zurück und musterten einander
wachsam.
    »Ach, du bist es«, sagte Marit. Der Hund
verstand die Worte nicht, wohl aber den Ton, der zwar keine ausgesprochene
Begeisterung verriet, aber auch keine Zurückweisung.
    Die Frau hörte sich einsam und unglücklich an,
sehr unglücklich. Der Hund beschloß, ihr den Schreck zu verzeihen, und näherte
sich schweifwedelnd, um vielleicht im dritten Anlauf Freundschaft zu
schließen.
    »Geh weg«, sagte sie, doch gleichzeitig strich
sie ihm mit der Hand über den Kopf, ein-, zweimal, dann gruben sich die
streichelnden Finger plötzlich mit verzweifelter Heftigkeit in das Nackenfell
des Tieres.
    Das war nicht sehr angenehm, aber der Hund unterdrückte
ein Auf jaulen, weil er spürte, daß sie großen Kummer litt und dies ihr
Erleichterung verschaffte. Er blieb geduldig neben der Frau stehen, ließ zu,
daß sie seine Ohren malträtierte und seinen Kopf an ihr Bein drückte, wedelte
mitfühlend und schenkte ihr seine Nähe, da er nichts anderes zu schenken
hatte.
    »Wir können jetzt hinüber. Keine Gefahr«, sagte
Kari. »Keine Gefahr – im Moment wenigstens nicht.«
    Haplo blickte auf, schaute sich um.
    Marits Finger hatten aufgehört zu kneifen, und
der Hund begann eben zaghaft, sich wohl zu fühlen, aber plötzlich grub
sie ihm die scharfen Nägel ins Fleisch.
    Diesmal stieß der Hund ein schmerzerfülltes
Jaulen aus.
    Haplo verzog unwillig das Gesicht. »Hund, komm
her! Was soll das. Bleib da weg, sie mag dich nicht. Komm her zu mir, bei Fuß!«
    Der Hund verstand. Er verstand immer.
    Wenn er diese Einsicht doch nur seinem Herrn
mitteilen könnte!
    Ein einzelner, kaum fußbreiter Felsbogen, mit
eingemeißelten Runen bedeckt, wölbte sich als Brücke über den Fluß – Teil der
Verteidigungsanlagen, die die Patryn um ihre Stadt errichtet hatten. Nur eine
Person durfte sich jeweils auf den schmalen Steig wagen, und das mit größter
Vorsicht. Ein Fehltritt auf dem nassen Fels bedeutete das sichere Verderben.
Es gab keine Rettung aus den schäumenden, schwarzen Fluten in der Tiefe.
    Die Patryn, ortskundig und von ihrer Magie
geschützt, bewerkstelligten die Überquerung mit Leichtigkeit. Am anderen Ufer
angelangt, machten einige sich auf den Weg zur Stadt, vermutlich, um den Obmann
auf ihr Kommen vorzubereiten.

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