Irrwege
vollführte
Vasu eine abgehackte, befehlende Geste mit der fleischigen Hand.
»Sein Kragen!« rief Haplo. »Nimm ihn am Kragen!«
Entweder verstand ihn der Hund, oder er war zu
demselben Schluß gekommen. Er nahm Alfreds Kragen zwischen die Zähne und zog.
Alfred stöhnte und klammerte sich noch
verzweifelter fest.
Der Hund knurrte drohend. Kragen oder Fleisch?
Wie willst aus haben?
Widerstrebend ließ Alfred los. Der Hund bewegte
sich rückwärts zum Ufer und zog den vor Angst fast besinnungslosen Sartan mit.
Hugh Mordhand und einige Patryn warteten schon und nahmen beide in Empfang.
»Jetzt du!« befahl Kari und legte Haplo
auffordernd die Hand auf die Schulter.
Sie hatte das Kommando; es war ihr Privileg, als
letzte zu gehen. Haplo vergeudete keine Zeit mit Einwänden, sondern beeilte
sich, das jenseitige Ufer zu erreichen. Hinter ihm folgten die anderen Patryn,
einer nach dem anderen.
Die Dämonenwölfe brachen aus dem Wald, eben als
Kari den Fuß auf den Felsenbogen setzte. Sei sahen ihr Wild entkommen, aber
auch Kari noch an diesem Ufer und hetzten in weiten Sprüngen heran. Ein Hagel
von Speeren und Pfeilen – durch Runenmagie verstärkt – flog ihnen entgegen und
brachte sie zum Halten. Kari konnte sich ungefährdet in Sicherheit bringen.
Marit wartete und half ihr die Böschung hinauf.
Die Meute drängte auf die Brücke. Die Sigel
flammten rot, magisches Feuer züngelte auf dem nassen Stein. Die Wölfe wichen
jaulend und winselnd zurück, man sah sie am Ufer auf und ab laufen, wie sie mit
gelben, hungrigen Augen herüberstarrten, aber nicht wagten, den Fluß zu
überqueren.
Sobald Kari in Sicherheit war, begab sich Haplo
zu Alfred, um zu sehen, wie es ihm ging. Vasu kam ebenfalls, um einen Blick
auf den Sartan zu werfen. Der Obmann bewegte sich geschmeidig für so einen
fülligen, wenig kriegerischen Mann.
Bei dem Sartan angekommen, schaute der Patrynhäuptling
auf seinen Gefangenen nieder.
Alfred lag am Ufer. Seine Gesichtsfarbe gemahnte
an etwas, das man nach mehreren Tagen aus dem Fluß gefischt hatte. Er zitterte
so sehr, daß seine Zähne klapperten, und krallte die Finger in den Boden, als
hätte er noch immer Angst, abzustürzen.
»Seht unseren Erzfeind«, sagte Vasu. »Seht, was
man uns gelehrt hat zu hassen.«
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Kapitel 41
Die Zitadelle,
Pryan
»Aleatha, lauf!« schrie Roland und stellte sich
Xar entgegen.
Der Fürst des Nexus packte den Menschen an der
Kehle und schleuderte ihn zur Seite, als wäre er eine der magischen sprechenden
Puppen der Elfen. Xar beschwor das Spektrum der Möglichkeiten und traf seine
Wahl. Innerhalb eines Lidschlags war jede Tür, die in den kreisrunden Saal
hineinführte, mit einer Mauer verschlossen.
Dies getan, schaute Xar sich um und begann ergrimmt
zu fluchen. Er hatte drei Nichtige in der Falle. Nur drei. Die Elfenfrau war
entkommen…
Aber wer weiß, dachte Xar, es könnte zum besten
sein. Sie wird mich zu dem Zwerg führen.
Er wandte sich wieder seinen Gefangenen zu.
Einer von ihnen – der Elf – starrte ungläubig auf den Leichnam des alten
Mannes, auf die leere Kanne neben ihm auf dem Boden.
Der Elf hob den Kopf; auf seinem Gesicht malte
sich verständnisloses Grauen. »Ihr habt den Wein vergiftet? Damit wir ihn
trinken?«
»Selbstverständlich«, erwiderte Xar gereizt. Er
hatte keine Muße, einem begriffsstutzigen Nichtigen seine Beweggründe
auseinanderzusetzen. »Und wie die Dinge stehen, bin ich gezwungen, euch auf
eine mir erheblich weniger genehme Art ums Leben zu bringen. Nun, es hat auch
sein Gutes.« Er stieß den Toten mit der Fußspitze an. »Ich habe zusätzliches
Material zur Verfügung. Damit hatte ich nicht gerechnet.«
Die Nichtigen drängten sich schutzsuchend zusammen,
die Menschenfrau kniete neben dem Menschenmann, der auf dem Boden lag. Sein
Hals war zerrissen und blutig, wie vom Hieb einer Raubtierpranke.
»Geht nicht weg«, meinte Xar mit feiner Ironie.
»Ich komme gleich wieder.«
Mittels der Runenmagie verließ Xar den
zugemauerten Raum, um sich auf die Suche nach der Elfenfrau und dem Zwerg zu
begeben. Und ganz besonders nach dem Sartanamulett des letzteren.
Aleatha, lauf!
Rolands Warnung pochte in ihrem Blut, rauschte
in ihren Ohren, vermochte aber nicht die Schritte zu übertönen, die ihr
folgten. Die Schritte des furchtbaren Zauberers.
Lauf, Aleatha! Lauf!
Fürst Xar war ihr auf den Fersen. Und es kam ihr
vor, als wiederholte er flüsternd Rolands
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