Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Irrwege

Titel: Irrwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
Vom Netzwerk:
Worte.
    »Lauf, Aleatha«, ermunterte er sie.
    Seine Stimme klang höhnisch, spottend, erfüllte
sie mit Grauen, hinderte sie daran, einen klaren Gedanken zu fassen. Sie
flüchtete zu dem einen Ort, an dem sie glaubte, sicher zu sein – der Irrgarten.
    Es bereitete Xar keine Mühe, Aleatha zu
entdecken. Er sah sie mit flatternden Röcken die Straße entlanghasten und
folgte ihr gemächlich, trieb sie vor sich her, wie ein Hirte seine Schafe
treibt. In ihrer blinden Panik führte sie ihn auf direktem Weg zu dem Zwerg und
merkte es nicht einmal.
    Zu spät erkannte Xar den Fehler in seiner
Rechnung. Erkannte ihn, als er den Irrgarten sah – und die Sartanrunen über
dem Eingang, in dem Aleatha soeben verschwand.
    Xar blieb stehen, musterte haßerfüllt die
magischen Zeichen seiner Feinde und überdachte dieses unerwartete Problem, für
das es nun möglichst schnell eine Lösung zu finden galt.
    Die drei in dem runden Saal starrten auf die
zugemauerten Türen, sahen sich gegenseitig an und betrachteten scheu den
Leichnam des alten Mannes, der verkrümmt und steif auf dem Boden lag.
    »Das ist nicht wirklich«, meinte Rega mit einer
kindlichen, verzagten Stimme. »Das ist alles nur ein böser Traum.«
    »Vielleicht hast du recht.« Paithan warf sich
mit der Schulter gegen die Ziegelmauer, an deren Statt sich vor kurzem noch
eine Tür befunden hatte.
    Nach einem schmerzlichen Zusammenprall mit der
harten Wirklichkeit glitt er aufstöhnend zu Boden. »Von wegen böser Traum«,
sagte er und betastete entmutigt eine blutende Platzwunde an seiner Stirn.
    »Warum tut Xar uns das an? Weshalb – weshalb
wollte er uns töten?« fragte Rega beklommen.
    »Aleatha.« Roland setzte sich auf und blinzelte
verwirrt. »Wo ist Aleatha?«
    »Sie konnte fliehen«, antwortete Rega sanft. »Du
hast ihr geholfen.«
    Roland, der vorsichtig seinen blutenden Hals
befühlte, brachte ein Lächeln zustande.
    »Aber Xar ist hinter ihr her«, fügte Paithan
hinzu. Er blickte auf die Ziegelmauern und schüttelte den Kopf. »Ich glaube
nicht, daß sie eine Chance hat.«
    Roland sprang auf. »Es muß eine Möglichkeit
geben, hier rauszukommen!«
    »Gibt es nicht!« beschied Paithan ihn nüchtern.
»Vergiß es, wir sind erledigt.«
    Roland ignorierte ihn. Er trommelte mit den
Fäusten gegen die Ziegel und begann zu rufen. »Hilfe! Helft uns!«
    »Schwachkopf!« höhnte Paithan. »Was glaubst du
wohl, wer dich hören soll?«
    »Weiß ich nicht!« Roland fuhr aufgebracht zu ihm
herum. »Aber es ist um einiges besser, als hier rumzustehen, sich als
Miesmacher aufzuspielen und auf den Tod zu warten.« Er hob die Fäuste, um
wieder gegen die Wand zu schlagen, als der imposante Herr in Schwarz durch das
Mauerwerk trat, als befände sich dort noch die ehemalige Tür.
    »Vergebung, Sir«, wandte er sich ehrerbietig an
den verblüfften Roland, »aber ich dachte, ich hätte Euch rufen gehört. Kann ich
zu Diensten sein?«
    Bevor Roland antworten konnte, entdeckte der
Herr in Schwarz den Toten. Alle Farbe wich aus seinem Gesicht.
    »Du meine Güte, Sir. Was habt Ihr jetzt wieder
angerichtet?!«
    Der Herr in Schwarz kniete neben Zifnab nieder
und fühlte nach dem Puls. Dann hob er den Kopf. Seine Züge waren zu einer
furchteinflößenden Maske erstarrt.
    Paithan erschrak, griff nach Rega und zog sie an
sich. Beide stolperten gegen Roland.
    Der Herr in Schwarz stand auf und begann zu wachsen…
    … und wuchs.
    Er wurde größer und größer, die Umrisse seines
Körpers verformten sich. Ein mächtiger Schuppenschwanz peitschte über den
Boden, Reptilaugen glühten vor unmäßigem Zorn. Die Stimme des Drachen
erschütterte den versiegelten Raum.
    »Wer hat meinen Zauberer ermordet?«
    Aleatha lief blindlings den Weg zwischen den
Hecken entlang. Sie hatte sich verirrt, hoffnungslos verirrt, aber um so
besser. Dann konnte auch Xar sie nicht finden. In ihrer Angst und Hast merkte
sie gar nicht, daß die Schritte des Verfolgers längst verstummt waren. Die
Hecken zerrten an ihren Röcken, griffen nach ihrem Haar, zerkratzten ihre Hände
und Arme. Ihre Füße waren wund, und bei jedem Atemzug spürte sie einen stechenden
Schmerz in der Seite. Schließlich konnte sie nicht mehr weiter. Erschöpft sank
sie zu Boden und schluchzte.
    Eine Hand berührte ihre Schulter.
    Aleatha schrie auf und drückte sich in die
Hecke. Doch nicht das grausame Gesicht Xars beugte sich über sie – es war das
schwarzbärtige und teilnahmsvolle

Weitere Kostenlose Bücher