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Irrwege

Titel: Irrwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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entsetzt. Diese enormen magischen
Kräfte« – Alfred starrte auf seine Hände – »und ich war allein. Voller Angst.
Falls irgend jemand entdeckte, welche Macht mir zu Gebote stand… Ich konnte es
mir ausmalen – das Bitten, das Flehen, das Drängen, die Drohungen. Und doch
wollte ich unter den Nichtigen leben, mit ihnen leben, ihnen beistehen.
Nicht, daß ich ihnen eine große Hilfe gewesen wäre.«
    Alfred seufzte erneut. »Ich entwickelte eine
höchst unglückselige Gewohnheit, als Selbstschutz. Sobald eine Gefahr droht,
falle ich in Ohnmacht.«
    Vasu hob die Augenbrauen.
    »So konnte ich mich davor drücken, meine
magischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.« Alfred bekam rote Ohren. »Aber
das ist nicht das Ärgste. Offenbar habe ich einige bemerkenswerte Taten
vollbracht und kann mich nicht daran erinnern. Ich muß dabei hellwach gewesen
sein, aber wenn alles vorbei ist, weiß ich nichts mehr. Oder vielleicht doch.
Tief drinnen.« Alfred legte die Hand auf sein Herz. »Weil mir so – komisch
wird, wann immer die Rede darauf kommt. Aber ich schwöre Euch« – er schaute
Vasu beschwörend an – »ich kann mich nicht daran erinnern.«
    »Was für Taten?«
    Alfred schluckte und leckte sich über die
trockenen Lippen. »Nekromantie«, sagte er mit gedämpfter, rauher Stimme. »Der
Mensch, Hugh Mordhand. Er war tot. Ich habe ihn ins Leben zurückgeholt.«
    Vasu holte tief Luft und atmete langsam aus.
»Und was noch?«
    »Man hat mir gesagt, daß ich – daß ich mich in
einen Lindwurm verwandelt habe, einen Drachen, um genau zu sein. Es war in
Chelestra. Haplo schwebte in Gefahr, und da waren die Kinder… Die
Drachenschlangen wollten sie töten.« Alfred schauderte. »Sie brauchten meine
Hilfe, aber wie gewöhnlich fiel ich in Ohnmacht. Wenigstens glaubte ich das.
Haplo hat mir nachher etwas anderes erzählt. Ich weiß nicht, was stimmt.« Er
schüttelte gepeinigt den Kopf. »Ich weiß es einfach nicht.«
    »Was ist geschehen?«
    »Ein riesiger Drache – grün und golden
schillernd – erschien aus dem Nichts und stürzte sich auf die Schlangen. Er
tötete ihren König. Haplo und die Kinder waren gerettet. Das einzige, woran ich
mich erinnern kann, ist, wie ich am Ufer wieder aufgewacht bin.«
    »Ein wahrer Drachenmagier«, sagte Vasu.
    »Was ist ein Drachenmagier, Obmann? Hat
es etwas mit diesen Schlangen zu tun? Wenn ja, wie ist das möglich? Sie waren
den Sartan zur Zeit der Großen Teilung unbekannt – soweit ich das beurteilen
kann.«
    »Es ist sonderbar, daß ich – ein Halbblut –
darüber Bescheid weiß, und Ihr – ein reinblütiger Sartan – nicht.« Vasu
musterte Alfred durchdringend.
    »Gar nicht sonderbar.« Alfred lächelte kläglich.
»Ihr habt das Feuer der Überlieferung und Tradition am Leben erhalten. In
unserer Besessenheit, mit der wir versuchten, wieder aufzubauen, was zerstört
war, ließen wir unser Feuer erlöschen. Außerdem war ich ziemlich jung, als ich
in den Schlaf fiel. Und alt, als ich erwachte.«
    Vasu überdachte diese Aussage schweigend, dann
löste sich sein Gesichtsausdruck; er lächelte. »Der Drachenmagier hat nichts
mit dem Gewürm zu tun, das Ihr Drachenschlangen nennt, auch wenn ich vermute,
daß es sie schon viel länger gibt, als Ihr ihnen zugesteht. ›Drachenmagier‹ ist
ein Ehrentitel, für jemanden mit besonderen Fähigkeiten – nichts weiter. Zur Zeit
der Teilung existierte bei den Sartan eine Hierarchie der Magie, mit Tiernamen
bezeichnet. Luchs, Kojote, Hirsch… Die Rangordnung war kompliziert, nicht
leicht zu durchschauen.« Vasus ausdrucksvolle Augen ruhten auf Alfred.
»Drachenmagier war ziemlich weit oben. Wer diesen Titel führte, besaß
außerordentliche Macht.«
    »Ich verstehe.« Alfred rutschte unbehaglich hin
und her. »Wahrscheinlich ging dem eine Ausbildung voran, Jahre des Studiums…«
    »Selbstverständlich. Soviel Macht will mit
Verantwortung gehandhabt sein.«
    »Das war nie meine starke Seite.«
    »Ihr könntet meinem Volk eine unvorstellbar
große Hilfe sein, Alfred.«
    »Vorausgesetzt, ich falle nicht in Ohnmacht«,
sagte Alfred bitter. »Andererseits, das wäre vielleicht besser. Unter Umständen
bin ich eher eine Gefahr als eine Hilfe. Das Labyrinth scheint die Möglichkeit
zu haben, meine magischen Kräfte gegen mich zu wenden…«
    »Weil Ihr nicht Herr über Eure magischen Kräfte
seid. Und nicht Herr Eurer selbst. Ihr müßt Euer Herz in beide Hände nehmen, Alfred.

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