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Irrwege

Titel: Irrwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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niemanden zu sprechen«,
beschied Ciang den Uralten, als er nach den vielen Stufen atemlos in ihren
Gemächern erschien, mit der Bitte eines anderen Mitglieds um eine Audienz.
    Der Uralte nickte und schloß, als er ging, die
Tür hinter sich.
    Hugh ähnelte wieder seinem alten Selbst. Einige
Gläser Wein und eine gute Mahlzeit, über die er sich mit Heißhunger hermachte,
kaum daß das Tablett auf Gangs blutfleckigem Schreibtisch abgestellt worden
war, hatten ihn geistig und körperlich gestärkt. Er war so weit
wiederhergestellt, daß er sich peinlich berührt an seinen Zusammenbruch
erinnerte und jedesmal errötete, wenn er daran dachte. Ciang schüttelte den
Kopf bei seiner gestammelten Entschuldigung.
    »Es ist keine Kleinigkeit«, sagte sie, »einem
Gott zu begegnen.«
    Hugh lächelte schief. »Gott. Alfred – ein Gott.«
    Die Nacht war hereingebrochen, man hatte die
Kerzen angezündet.
    »Berichte mir, was geschehen ist«, wiederholte
Ciang.
    Hugh holte weit aus. Er erzählte von Gram, dem
Wechselbalg und dem machtbesessenen Mysteriarchen Sinistrad; wie man ihn
gedungen hatte, um Gram zu töten, und wie er unter den Bann des Jungen geriet.
Dann war er auch dem Zauber von dessen Mutter, Iridal, erlegen – kein
magischer Zauber, sondern schlichte, einfache Liebe. Er verhehlte nicht, daß
er den Kontrakt, das Kind zu töten, um Iridals willen gebrochen hatte und sich
vornahm, um den Preis des eigenen Lebens ihren Sohn zu retten.
    Und der Preis war gezahlt worden.
    »Ich starb«, sagte Hugh. Er krampfte die Hände
ineinander, als die Erinnerung an den Schmerz und das Grauen ihn
überschwemmte. »Ich litt Qualen, entsetzliche Qualen, furchtbarer als jede
Todespein, die ein Mensch erdulden muß. Ich wurde gezwungen, in mich
hineinzusehen, mich zu erkennen als das, was ich war, ein kaltblütiger Mörder,
herzlos, ohne Erbarmen. Ich empfand Reue. Wirkliche Reue. Und dann – begriff
ich. Und war fähig, mir selbst zu vergeben, wie mir vergeben wurde. Frieden.
Frieden erfüllte mich… Aber dann wurde mir alles wieder entrissen.«
    »Er – Alfred – holte dich zurück.«
    Verblüfft schaute Hugh auf. »Ihr glaubt mir,
Ciang. Ich hätte nie gedacht… Das war der Grund, weshalb ich es nicht wagte,
mich hier blicken zu lassen…«
    »Ich glaube dir.« Ciang seufzte. Ihre Hände, die
auf der Tischplatte lagen, zitterten. »Ich glaube dir. Jetzt.« Sie starrte auf
seine Brust. Das Runenzeichen schien durch den Stoff des Hemdes zu leuchten.
»Aber damals – ich weiß nicht. Sei dem, wie es wolle, was geschehen ist, ist
geschehen.«
    »Ich versuchte, an mein früheres Leben
anzuknüpfen, aber niemand wollte mich haben. Iridal sagte, ich wäre das
Gewissen der Menschheit geworden. Jeder, der Böses plante, sah seine eigene
Schlechtigkeit in meinem Gesicht widergespiegelt.« Mordhand zuckte mit den
Schultern. »Ich weiß nicht, ob das stimmt. Auf jeden Fall verkroch ich mich im
Kloster der Kirmönche. Aber sie spürte mich auf.«
    »Die Frau, die du hergebracht hast – Iridal, die
Mutter des Jungen. Sie wußte, daß du lebst?«
    »Sie war bei Alfred, als er…« Hugh legte die
flache Hand auf die Brust. »Er leugnete später, aber Iridal hatte es
schließlich mit eigenen Augen gesehen. Sie überließ mich jedoch meinem
Schicksal. Sie hatte Angst…«
    »Die Berührung des Gottes«, murmelte Ciang und
nickte.
    »Und dann tauchte ihr Sohn Gram wieder bei den
Elfen auf. Der Junge hatte einen zutreffenden Namen. Er plante, die
Friedensverhandlungen zwischen Prinz Rees’han und König Stephen zu sabotieren.
Mit der Hilfe der Kenkari brachen Iridal und ich auf, um Gram aus den Fängen
der Elfen zu befreien, aber der Junge verriet uns an seine neuen Freunde. Die
Elfen nahmen Iridal als Geisel und rangen mir die Zusage ab, König Stephen zu
ermorden. Sie spekulierten darauf, durch Gram, den Erstgeborenen und
Thronerben, die Menschen zu beherrschen.«
    »Und den Anschlag auf Stephen hast du verpatzt.«
    Hugh stieg erneut das Blut in die Wangen, er
lächelte verlegen. »Das wißt Ihr auch? Ich wollte mich so ungeschickt
anstellen, daß ich getötet würde. Das war der einzige Weg, der mir einfiel, um
Iridal zu retten. Wenn der König erkannte, daß Gram hinter allem steckte, würde
er den Jungen unschädlich machen. Doch es kam anders. Der Hund sprang den
Leibwächter an, der…«
    »Hund?« fiel ihm Ciang ins Wort. »Was für ein
Hund?«
    Hugh wollte antworten, aber plötzlich

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