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Irrwege

Titel: Irrwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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eigenes Blut war in das Holz eingezogen, bei seiner
Aufnahmezeremonie vor vielen Jahren. »Welche Gefahr? Woher wissen sie so gut
Bescheid? Sie waren es, die mir dieses Mal gezeigt haben!« Er krallte die Hand
in die Brust, als wollte er sich das Fleisch herausreißen.
    »Was ihr Wissen angeht, die Kenkari haben Zugang
zu den alten Schriften. Und die Sartan begünstigten sie. Weihten sie in ihre
Geheimnisse ein…«
    »Sartan.« Hugh hob den Blick. »Iridal gebrauchte
das Wort. Sie sagte, Alfred…«
    »… ist ein Sartan. So viel steht fest. Nur die
Sartan beherrschen die Runenmagie, behaupteten sie wenigstens. Aber es gab
Gerüchte, unerquickliche Gerüchte über ein zweites Geschlecht von Göttern…«
    »Götter mit solchen Zeichen am ganzen Körper?
Die man Patryn nannte? Iridal hat auch von ihnen gesprochen. Sie vermutete,
daß dieser Haplo ein Patryn ist.«
    »Patryn.« Ciang dehnte das Wort, ließ es auf der
Zunge zergehen. Dann hob sie die Schultern. »Vielleicht. Es ist einige Zeit
her, seit ich in den alten Schriften geschmökert habe und nur mit geringem
Interesse. Was haben diese Götter – Patryn oder Sartan – mit uns zu tun?
Nichts. Nicht mehr.«
    Sie lächelte; die schmalen faltigen Lippen, in
deren Runzeln sich die rote Schminke sammelte, sahen aus, als hätte sie von dem
Blut auf ihrem Schreibtisch getrunken. »Die Gnade der späten Geburt.«
    Hugh brummte. »Und da liegt mein Problem. Dieser
Haplo ist von Kopf bis Fuß mit solchen Runen tätowiert.
    Sie leuchten. Einmal habe ich ihn angegriffen.
Es war, als hätte mich ein Blitz getroffen.« Er fuhr ärgerlich mit der Hand
durch die Luft. »Wie töte ich diesen Mann, Ciang? Wie tötet man einen Gott?«
    »Deshalb bist du zu mir gekommen?« fragte sie
mit gekräuselten Lippen. »Um meine Hilfe zu erbitten?«
    »Hilfe – den Tod, ich bin mir nicht sicher.«
Hugh massierte sich die Schläfen, in denen der Wein pochte. »Wo sollte ich
sonst hingehen?«
    »Die Kenkari haben dir keine Unterstützung
angeboten?«
    Hugh schnaubte. »Es ging schon fast über ihre
Kräfte, nur davon zu sprechen. Ich zwang sie, mir ein Messer zu geben –
eigentlich nur, um zu sehen, wie sie sich krümmten und die Hände rangen. Viele
Leute haben mich aus vielerlei Gründen angeheuert, aber noch keiner hat über
sein Opfer in spe Tränen vergossen.«
    »Die Kenkari weinten?«
    »Wenigstens der, der mir das Messer gab. Der
Hüter der Pforte. Er konnte sich kaum entschließen, den Griff loszulassen. Fast
hätte er mir leid getan.«
    »Und was hat er gesagt?«
    »Gesagt?« Hugh runzelte die Stirn, die
Weinschwaden lahmten sein Denken. »Ich hörte nur mit halbem Ohr zu, bis er auf
das hier zu sprechen kam.« Er stieß sich mit dem Daumen gegen die Brust. »Die
Runenmagie. Daß ich nicht das Wirken der großen Maschine stören sollte. Und ich
sollte Haplo bestellen, Xar wolle ihn tot sehen. Das ist es. Das ist der Name
von diesem Fürsten. Xar. Xar will ihn tot sehen.«
    »Die Götter streiten widereinander. Ein
hoffnungsvolles Zeichen für uns arme Sterbliche.« Ciang lächelte. »Wenn sie
sich gegenseitig umbringen, können wir unser Leben nach eigenem Geschmack
führen, ohne Einmischung.«
    Hugh Mordhand schüttelte mit trunkener
Beharrlichkeit den Kopf, ihn beschäftigten andere Dinge.
    »Gott oder nicht, Haplo ist meine Beute«, sagte
er undeutlich. »Wie soll ich ihn töten?«
    »Gib mir Zeit bis morgen«, sagte Ciang. »Ich
werde heute nacht die alten Schriften studieren. Wie gesagt, es ist lange her.
Und du mußt schlafen, Hugh Mordhand.«
    Er hörte sie nicht. Der Wem und die Erschöpfung
hatten ihn übermannt. Er lag mit dem Oberkörper auf dem Schreibtisch, die Arme
über dem Kopf, das zur Seite gedrehte Gesicht auf der blutgetränkten Platte.
Sein Glas hielt er noch in der Hand.
    Ciang erhob sich. Langsam kam sie hinter dem
Tisch hervor und blieb neben dem Schlafenden stehen. In jüngeren Jahren, längst
vergangen, würde sie ihn zum Liebhaber genommen haben. Sie hatte immer menschliche
Liebhaber vorgezogen. Menschen waren heißblütig, leidenschaftlich – das Feuer,
das kürzer brennt, brennt heißer. Außerdem pflegten Menschen beizeiten zu sterben
und einem Nachfolger Platz zu machen. Sie lebten nicht lange genug, um lästig
zu werden.
    Die meisten Menschen. Solche, die nicht der
göttlichen Gnade teilhaftig waren. Oder des göttlichen Fluchs.
    »Bedauernswerte Fliege«, flüsterte Ciang, eine
Hand auf der

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