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Irrwege

Titel: Irrwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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Ciang…«
    »Ich muß es für dich übersetzen«, erklärte sie
mit einem wissenden Lächeln. »Es ist in der Hochelfensprache abgefaßt, die
nach der Großen Teilung gebräuchlich war, heute aber so gut wie vergessen ist.
Du könntest damit nichts anfangen.«
    Hugh fügte sich ins Unvermeidliche.
    »Bring mir einen Stuhl. Es ist ein langes
Schriftstück, und ich bin müde. Und stell die Lampe näher her.«
    Hugh holte einen Stuhl und plazierte ihn neben
den Tisch, auf dem das ›verfluchte‹ Messer lag. Er selbst hielt sich außerhalb
des Lichtkreises, wo im Halbdunkel der skeptische Ausdruck auf seinem Gesicht
nicht zu erkennen war. Die Geschichte war zu phantastisch, er konnte es einfach
nicht glauben.
    Und doch – er hätte auch nicht geglaubt, daß ein
Mensch sterben und wieder zum Leben erwachen könnte. Also hörte er zu.
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Kapitel 8
Der Todesdolch
    Wenn Du dies liest, mein Sohn, bin ich tot, und
meine Seele ist zu Krenka-Anris eingegangen, um bei der Befreiung unseres
Volkes zu helfen. 13 Da nun die unterschwelligen
Streitigkeiten zum offenen Krieg eskaliert sind, bin ich sicher, daß Du Dich
ehrenhaft betragen wirst in der Schlacht, wie all jene unseres Namens, die Dir
vorausgegangen sind.
    Ich bin der erste unserer Familie, der das
Folgende schriftlich niederlegt. Bisher wurde die Geschichte des Todesdolches
mündlich überliefert; der Vater gab auf dem Sterbebett die Bürde an den
ältesten Sohn weiter. Der Brauch reicht zurück bis in die Zeit vor der Großen
Teilung. Da jedoch die Wahrscheinlichkeit besteht, daß mein Sterbebett die
harte Erde des Schlachtfeldes sein wird und Du, mein geliebter Sohn, nicht bei
mir sein kannst, hinterlasse ich diesen Brief, den Du nach meinem Tod lesen
sollst. Und wenn du ihn gelesen hast, schwöre bei Krenka-Anris und bei meinem
Andenken, dieses Schriftstück an Deinen Sohn weiterzugeben – möge die Göttin deine
Gemahlin segnen und ihr in ihrer Stunde beistehen.
    In der Waffenkammer befindet sich ein Kasten mit
einem perlenbesetzten Deckel, der die Zeremoniendolche für die Ehrenduelle
enthält. Du kennst ihn, denn als Kind warst Du begeistert von den funkelnden
Waffen, eine ungerechtfertigte Begeisterung, wie Du inzwischen weißt, als
einer, der die Greuel des Krieges erfahren hat. 14 Du hast Dich bestimmt schon gefragt, weshalb ich das närrische Spielzeug
behielt und erst recht ihm Platz in der Waffenkammer einräumte. Du kannst nicht
wissen, mein Sohn, welches Geheimnis diese Dolche verbergen helfen.
    Warte eine Zeit ab, wenn deine Gemahlin und ihr
Gefolge den Palast verlassen haben. Schicke die Diener fort. Vergewissere Dich
gründlich, daß Du vollkommen allein bist. Begib Dich in die Waffenkammer. Nimm
den Kasten. Du wirst feststellen, daß sich in jeder Ecke des Deckels ein
Schmetterling befindet. Drücke gleichzeitig auf die Schmetterlinge in der
oberen rechten und linken unteren Ecke. An der linken Seite wird sich eine
geheime Schublade öffnen. Bitte, mein Sohn, um meiner Seele willen und der
Deinen, berühre nicht, was zum Vorschein kommt!
    Ein Dolch, sehr viel weniger prächtig als die
beiden in dem Fach darüber, aus Eisen und dem Anschein nach von einem Menschen
geschmiedet; ein so häßliches, krudes Ding, daß hoffentlich Du auf den ersten
Blick ebensowenig den Wunsch verspüren wirst, ihn in die Hand zu nehmen, wie
ich seinerzeit. Aber leider, die Neugier wird Dich reizen, wie sie mich gereizt
hat. Ich beschwöre Dich, mein lieber Sohn, sei standhaft. Betrachte die Klinge
und ihre Mißgestalt und folge der Warnung Deines Herzens, das vor der
unheiligen Aura erschrickt.
    Ich hörte nicht auf die warnende innere Stimme
und erfuhr ein Leid, das mein ganzes Leben überschattet hat. Mit jenem Dolch,
dem Todesdolch, ermordete ich meinen teuren Bruder.
    Ich stelle mir vor, wie Dir das Blut aus dem
Gesicht weicht, beim Lesen dieser letzten Worte. Es wurde immer behauptet,
dein Onkel hätte bei einem Überfall menschlicher Marodeure den Tod gefunden,
die ihm an einem einsamen Wegstück in der Nähe unserer Burg auflauerten. Das
entspricht nicht der Wahrheit. Er starb von meiner Hand in der Waffenkammer,
vermutlich nicht weit von der Stelle, wo Du eben stehst. Aber ich schwöre bei
Krenka-Anris und bei den lieben Augen Deiner Mutter, ich schwöre bei der Seele
meines armen Bruders, es war der Dolch, der ihn mordete, nicht ich!
    Dies ist, was geschah. Verzeih die unleserliche
Schrift – sogar jetzt

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