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Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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die Hände fest, eine um die andere, bis die Knöchel gelbweiß wurden. „Manchmal”, sagte sie sehr leise … hielt inne … blickte mit kühler Überlegung in den großen, braunen Augen auf Aleytys … Aleytys konnte die durch die Heilung und ihr Hilfeangebot hervorgerufene Euphorie zu einer alltäglichen zynischen Verdächtigung von allen und allem außerhalb ihres engen kleinen Kreises ersterben fühlen … Behutsam wählte die Hiiri ihre Worte, fuhr fort. „Manchmal wird einer geboren, einer mit Zeichen, wenn Kuu im Hause von Loki schwimmt, und der ist … hat … ist ein Johtaja. In der Zeit der Überwinterung, wenn die Sippen zusammenkommen, wenn die Zeichen richtig stehen …” Die Hiiri zögerte, warf Aleytys einen raschen Blick zu, fuhr dann fort: „Für den Frauenhandel. Und manchmal ist ein Mann so … Er hat die Kraft in sich … Er ist Johtaja …
    Dann ist er … er … Ich weiß nicht genau, wie ich dies sagen soll, diese verdammte Sprache … Er wird Paamies genannt. Für ihn werden die Sippen kämpfen und sogar der Blutfehde und dem Todesrecht abschwören.”
    „Ah.” Aleytys rieb die Finger aneinander, betrachtete dann die Handflächen. „Ihr habt also einen Paamies.” Sie berührte die ansteigende Erregung in der Hiiri, den harten, argwöhnischen Kern. „Und du arbeitest sogar hier für ihn. Das ist der wirkliche Grund, weshalb du bleibst.”
    Die Hiiri gestikulierte wild. „Nein, Ihr habt unrecht”, flüsterte sie eindringlich. „Was könnte ich tun? Denke nicht einmal …”
    „Beruhige dich, Kätzchen. Vergiß es für eine Weile. Wie viele Hiiri sind hier?”
    Aamunkoitta biß sich auf die vollen Lippen und verknotete erneut die Finger. Dann zog sie die Hände auseinander und hielt sie hoch. Jede Hand hatte drei Finger und einen entgegenstellbaren Daumen. „Fünf Hände plus drei”, sagte sie heiser.
    „Dreiundzwanzig … Hmm … Denkt darüber nach: Wenn ihr hier herauskommen wollt, ihr alle, wenn ich über die Mauer springe —
    laßt es mich wissen.”
    „Über die Mauer springen?” Die finstere stupide Maske schob sich wieder über ihre kleinen, scharfen Züge.
    „Hah!” Aleytys sprang auf die Füße. „Entfliehen. Weglaufen.
    Aus diesem Gefängnis ausbrechen. Und du weißt genau, was ich meine.”
    „Ich habe hier zu tun”, sagte Aamunkoitta ruhig.
    „Und ich habe nachzudenken. Würde es dir etwas ausmachen, mich eine Weile allein zu lassen?”
    Aamunkoitta kam auf die Füße, senkte den Körper in einer tiefen, aber anmutigen Verbeugung und schlurfte dann über das Gras in das dunkle Rechteck hinein, das den Eingang bezeichnete. Aleytys sah ihr nach, wie sie davonging, und streckte sich dann in voller Länge auf der Steinbank aus, legte den Kopf auf die verschränkten Arme und ließ die Wassermusik über ihren müden Körper spielen.

8
    „Swardheld.” Aleytys drehte sich um und streckte sich auf der Steinbank aus, verschränkte die Hände hinter dem Kopf, lag träge und behaglich auf dem warmen Stein, während der Wasserzauber des tanzenden Wassers an ihren Nerven entlangströmte und sie in einen leuchtenden Traumzustand versetzte. Der Windhauch spielte in ihrem Haar, ließ die Haarsträhnen leicht kitzelnd um den Rand ihres Gesichts spielen. „Mach diese schwarzen Augen auf und sprich mit mir.”
    Ein tiefes Kichern vibrierte in ihr. Mit Augen, die sich zu Lachfältchen zusammenzogen, polterte Swardheld: „Guda Mor-ga, Freyka. Einen angenehmen Tag.”
    Sie schnaubte ein Lachen. „Nichts geht über ein wenig Gymnastik, um den Körper aufzuwärmen.”
    „Bewegt das Blut, schärft den Appetit.”
    „Macht Farben strahlender, üble Gerüche stinken stärker …”
    Aleytys wand sich auf der Bank, da es sie überall von ausbrechendem Gekicher juckte. Sie wischte die überquellenden Augen trocken. „Ein süßes Stückchen Gymnastik. Ein kleinerer chirurgischer Eingriff durch einen Amateur-Chirurgen, eine hübsche kleine Auspeitschung mit anschließender, nur knapp vereitelter Vergewaltigung durch ein geiles weibliches Insekt. Was habe ich sonst noch an Gewürzen für mein Leben?” Sie kicherte wieder, fühlte sich unsinnigerweise zufrieden. „Und hier habe ich es”, murmelte sie. „Rede mit dem Inneren meines Schädels. Bin ich verrückt?”
    „Und all dies unter einer spärlichen gelben Sonne.” Seine Stimme war voller spöttischer Sympathie, und sie verspürte Lachen dahinter. „Weiß, was du meinst, Freyka. Eine Sonne, die es wert ist, Sonne zu

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