Irsud
blaugrünes Gewand steif über dem Arm gefaltet. „Belit Damiktana”, sagte sie heiser, unterbrach sich dann, um sich so unaufdringlich wie nur möglich zu räuspern. „Die Kipu dankt Euch. Sie bittet Euch, diese Robe zu begutachten.”
Mit ungeschickten Handgriffen faltete sie das Gewand auseinander und hielt es hoch, so daß es von den Stellen, die sie zwischen Daumen und Zeigefinger festhielt - die anderen Finger waren steif gegen die Handfläche gepreßt -, in anmutigen Falten zu Boden fiel.
Die Basisfarbe der Robe war das Blaugrün der Königin, mehrere Schattierungen dunkler. Feuerzungen waren entlang des Saumes gestickt, in einem strahlenden Rot, das an der linken Seite bis fast zur Schulter hochzüngelte.
Beim Anblick dieses hübschen Gewandes unterdrückte Aleytys einen Freudensprung; mit einer trägen Hand winkte sie zu der Wächterin hin. „Gib es dem Migru.”
Sie hielt sich von Aleytys fern, so weit sie konnte, reichte Burash die Robe und wich zurück.
„Gib der Kipu zur Kenntnis, daß diese Robe akzeptabel ist.”
Aleytys klopfte mit den Zeigefingern leicht auf das Holz der Stuhllehne. „Sie soll in dreißig Minuten zu mir kommen.” Sie starrte die Wächterin arrogant an. „Nun, muß ich dich höchstpersönlich zu ihr eskortieren?”
„Verzeihung, Damiktana.” Die Wächterin schluckte. Hastig ging sie rückwärts hinaus, die Fühler signalisierten ihre Erregung, ihr Geist strahlte eine kaum kontrollierte Mischung aus Haß und Furcht aus.
Aleytys sprang aus dem Stuhl und rannte zu Burash, gurrte über die erlesene Robe. Mit seiner Hilfe zog sie sie über den Kopf und befestigte die Trägerbänder. Sie schaute an sich hinunter und lächelte vor Freude. „Es hat sich fast gelohnt.”
Sie lachte und tanzte im Zimmer umher, der weite Rock bauschte sich auf.
Im Badezimmer bürstete sie ihr Haar glatt und posierte vor dem Spiegel, drehte sich hierhin und dorthin, ungeheuer zufrieden mit sich selbst. Im Moment hatte sie den Zweck der Sache, die sie so begeisterte, völlig vergessen. Burash schob den Gobelin beiseite und lachte, als er sie sah.
„Höhenflug”, sagte er. „Wieder auf und ab. Leyta, Leyta.”
Sie schenkte ihm ein Lächeln, aber die gehobene Stimmung floß schnell aus ihr heraus. Seufzend ließ sie die Rockschöße fallen, glättete das Haar aus dem Gesicht zurück und ging wieder - Burash auf den Fersen - in das Schlafzimmer hinüber.
Sie ließ sich auf dem Stuhl nieder, um auf die Kipu zu warten.
„Noch einen Monat”, sagte sie, blickte dann zu Burash. „Etwas kommt mir komisch vor. Diese Wächterin. Sie schmetterte Angst und Unruhe und Antipathie aus sich heraus, als sei sie entsetzt von mir - und als würde sie mich gleichzeitig hassen. Warum?”
„Die Alte.” Burash lehnte sich gegen die Rückenlehne des Stuhls und streichelte ihr Haar. „Und ich glaube, sie gehört zu Gapp. Leyta …”
„Hm?” Sie rieb den Kopf verträumt gegen seine Hand, eine plötzliche Wärme in ihrem Unterleib, die Brustwarzen verhärteten sich.
„Du hast mich einmal gefragt, weshalb ich an jenem ersten Morgen zu dir gekommen bin.”
„Du hast gesagt …”
„Ich weiß.” Seine Hand glitt tiefer, schmiegte sich an ihren Hals.
„Ich weiß. Als ich dich sah, mit dir redete … Danach konnte ich nicht …” Obwohl er nicht weitersprach, streichelten seine Finger weiter an ihrem Hals auf und ab; sein Inneres war von einem Komplex von Emotionen bewegt, den Aleytys beunruhigend und verwirrend fand, der sie frösteln ließ. Sie lehnte sich zurück und starrte in sein geistesabwesendes Gesicht.
Seine Hand hörte auf, sich zu bewegen. „Ich kam in der Absicht, dich umzubringen, Leyta. Deinen Hals mit meinen Händen zu umklammern und zuzudrücken, bis das Leben dich verlassen hätte. Diese Welt von jenem Fluch zu befreien. Sie hat zu viele, viele Jahre das Leben hier vergiftet. Ich konnte es nicht tun.” Seine Stimme zerfaserte, und sie fühlte, wie Zorn und Schmerz ihn beherrschten. „Wenn du anders gewesen wärst? Ich weiß nicht. Wenn ich dieses Ding in dir töten könnte, ohne … Ich kann es nicht.” Er riß sich von ihr los und rannte aus dem Zimmer.
Aleytys glitt von dem Stuhl herunter, wollte ihm nachlaufen.
„Burash, mi-Naram, warte …” Die Tür des Aufzugs glitt zurück, und die Kipu trat heraus. Augenblicklich straffte sich Aleytys, ließ die Maske auf ihrem Gesicht erstarren und verfluchte die ungelegene Ankunft der Nayid. Als die Kipu zur Seite trat, um die
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