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Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Gesicht zum anderen und sagte: „Gruppen von zweien oder dreien. In beiden Richtungen. Gerade dicht genug gestreut, um … Zu dicht jedenfalls.”
    „Verdammt, wir haben keine Zeit.” Sie starrte auf ihre Hände hinunter. „Und die Kipu könnte jeden Augenblick einen guten Geistesblitz bekommen.” Abrupt stand sie auf. Zum ersten Mal sprach sie laut zu der Bewohnerin ihres Schädels. „Harskari.” Burash und Aamunkoitta sahen zu ihr her, neugierig und mehr als nur ein wenig ehrfurchtergriffen; sie fuhr fort: „Kannst du es tun? Was soll ich machen?”
    „Nimm eine Hand von jedem. Mach zuerst das Gitter auf. Du würdest es in Halbphase nie bewegen können.”
    Die bernsteingelben Augen leuchteten hinter den ihren; Aleytys wandte sich an Burash. „Laß mich wissen, wann der Korridor für wenigstens eine halbe Minute frei sein wird.”
    „Aber …”
    „Keine Sorge, ich werde etwas von meiner Zauberei anwenden.
    Denke ich. Ihr werdet euch beide verdammt unbehaglich fühlen, aber es wird nicht lange dauern. Vertraut mir.”
    Er nickte. Die Hände um die Stäbe gelegt, witterte er. „Eine Lücke naht”, sagte er angespannt, während er seine Erregung nur mit Mühe zurückdrängte.
    Zwei Schatten flackerten am Gitter vorbei. Sobald das Geräusch ihrer Schritte entschwand, setzte Aleytys ihr eigenes Hellsehen ein, um den Korridor ihrerseits abzusuchen. Er war leer, genau wie Burash gesagt hatte, aber höchstens für die Dauer einiger Herzschläge. Sie schob das Gitter auf und ergriff die Hände ihrer Gefährten.
    Das Diadem flackerte und klimperte, die Luft erstarrte, verfestigte sich. Ohne sich um das verblüffte Keuchen der Hiiri zu kümmern, zerrte sie an den Händen, teilte die Dringlichkeit und Notwendigkeit von Eile durch die Festigkeit ihres Griffes mit. Die drei wateten gegen den Luftsog an, mühten sich den Korridor entlang, brauchten eine Ewigkeit, ein Äon, eine Traumfantasie vergeblichen Laufens, bis sie die fünfte Zellentür erreichten. Das Läuten schwang sich in die Höhe.
    Hastig zog Aleytys das Gitter auf und glitt durch die Öffnung, sobald diese groß genug war; die beiden anderen taumelten dicht hinter ihr herein. Burash zog das Gitter zu und blieb davor stehen; Aamunkoitta lief zu dem auf den Fliesen zusammengesunkenen Körper, kauerte sich daneben nieder, starrte mit geweiteten Augen auf Aleytys, die vor Erschöpfung keuchend auf dem schmierigen Boden lag.
    Schwächer, als sie je zuvor in ihrem Leben gewesen war, sog Aleytys die schmutzige Luft in die Lungen, bemühte sich, einen Teil der aus ihr herausgeflossenen Kraft wiederzugewinnen. In ihrem Schädel hörte sie ein Flüstern, beinahe unmöglich, zu entschlüsseln … Heilen … heilen … Erschöpfung … eine Art von Krankheit … heilen … Sie tastete nach der Kraft, die Anstrengung war fast zuviel für sie. Dann ergoß sich das Wasser über sie, reaktivierte ihre Kraft. Sie setzte sich auf.
    „Bewache die Tür.”
    Burash nickte und drehte sich um, sein Körper angespannt vor Konzentration.
    Aleytys legte ihre Hände auf den bewußtlosen Hiiri und griff erneut nach ihrem Fluß. Ihre Arme fühlten sich noch immer wie schwerfällige Bleigewichte an, der Schädel wie mit Wolle gefüllt, die Gedanken unbedacht und ungenau, aber ihre Gabe ließ sie nicht im Stich, die Heilung wurde vollbracht, der Hiiri setzte sich auf und starrte aus lebhaften dunklen Augen umher.
    „Der Verkehr draußen läßt nach, Leyta.” Burashs ruhige Stimme brach durch ihre Müdigkeit.
    „Gut. Ich denke nämlich, daß sich diese Art Magie für mich abgenutzt hat.” Sie richtete sich auf, taumelte, als ihre Knie kurz nachgaben, ergriff die Kante der Pritsche und setzte sich. „Ma-dar!
    Ich bin schwach wie ein zwei Tage altes Kätzchen.”
    22
    Nakivas glitt aus dem kalten, feuchten Schatten und klopfte gegen den zusammengeflickten, wackeligen Fensterladen eines baufälligen Hauses am äußersten Rand der Stadt, eines Hauses, das seine fortgesetzte Existenz der massiven Mauer zu verdanken schien, an die es sich wie eine zerfallende Wanze lehnte. Er klopfte wieder, diesmal wiederholte er den Rhythmus zweimal.
    Der Laden schwang auf, und der Hiiri glitt hinein.
    Aleytys fröstelte. „Wie spät ist es?” flüsterte sie Burash zu, der neben ihr in dem verfilzten Wirrwarr von Bäumen und Gestrüpp am Fuß der Mauer kauerte.
    „Drei Stunden bis zum Morgengrauen.” Er zitterte vor Kälte, die Fühler waren durchnäßt und hingen herunter, das zarte Gefieder

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