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Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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durch die glänzenden Strähnen.
    Aleytys schnurrte wie eine Katze unter seiner streichelnden Hand. „Ich habe dich schrecklich vermißt”, murmelte sie.
    „Leyta. Narami …”
    Die Zeit verging langsam, während sie schweigend dasaßen, Worte waren unnötig, sogar störend. Draußen ließ das hektische Hin- und Hereilen der Nayids ein wenig nach, auch wenn es nie ganz aufhörte, bis schließlich die harte, stampfende Arroganz der Stiefel der Verhörführerinnen den sanften Traum in der feuchtkalten Zelle zerstörte. Aleytys zog die Beine an und duckte sich tiefer. „Sie bringen ihn”, flüsterte sie.
    Als die dichtgedrängte Gruppe vorbeischritt, warf sie einen raschen Blick an Burashs Knien vorbei. Eine aus der Gruppe trug einen schlaffen Körper achtlos über eine stämmige Schulter geworfen. Nakivas. Kaum mehr lebendig. Sie fühlte den Schmerz, den absoluten, kalten, tiefvergrabenen, fressenden Haß, den hartnäckigen Willen, darauf versteift, am Leben zu bleiben, darauf versteift, die Kipu zu enttäuschen.
    Sie schleuderten den Körper in die Zelle und kamen zurückgestampft. Zu Aleytys’ Entsetzen ließ die Kuulu-Resh den Trupp mit einem Knurren vor Aamunkoittas Zelle anhalten. Sie schloß die Augen und dehnte ihre Sicht aus.
    Die Kuulu-Resh ließ einen Lichtstrahl in die Zelle hineinblitzen, ließ ihn direkt auf Aamunkoittas Gesicht verweilen. Die Hiiri öffnete die Augen, keuchte, kroch an die Wand zurück, zitterte, verfiel in eine augenblickliche blinde Panik. Die Nayid hielt sie dort einen langen Augenblick mit dem Lichtstrahl fest, kicherte wie ein rostiges Rad. Dann knippste sie das Licht aus, setzte den grinsenden Trupp von Nayids mit einem weiteren Knurren wieder in Bewegung. Ahai, Madarl dachte Aleytys. Wenn sie das hier auch macht…
    „Ruhig, Aleytys. Tiere wie die da riechen Angst.” Die bernsteingelben Augen blinzelten langsam. „Denk nach. Bring sie dazu, daß sie nicht hier hereinsehen wollen. Gebrauche deine Gabe. Sollte ich dich wieder erinnern müssen?”
    „Panik …” Aleytys lehnte sich zurück und konzentrierte sich, sammelte Negation, dann projizierte sie sie in tosenden Wogen.
    „Mäßigung, Aleytys”, fuhr Harskari hastig dazwischen. „Laß sie sich vage unbehaglich fühlen, ihre Gemüter werden den Rest für dich erledigen.”
    „Also keine Dampfwalze.” Fieberhaft schnell mäßigte sie ihre Emotionsprojektion, Draußen unterbrachen die stampfenden Schritte kurz ihren Rhythmus, dann beschleunigten sie zu doppeltem Tempo. Sie riskierte einen Blick an Burash vorbei und sah schwarze Gestalten vorbeitrotten, Schweiß ein bleicher Schimmer auf den brutalen, derben Gesichtern.
    „Genug.” Der Ton war ein fadenartiges Flüstern. Tja, dachte sie, ich wüßte gerne, was für kleine Talente mir meine Mutter noch vererbt hat. Sie schüttelte den Kopf, drehte sich um und berührte den Nayid am Knie. „Burash?”
    „Ja, Leyta?” Er hörte sich seltsam an.
    Aleytys riß den Kopf hoch. „Was ist los?”
    „Nichts.” Er stieß sich auf die Füße hoch. „Was soll ich für dich tun?”
    „Du bist sicher, daß mit dir alles in Ordnung ist?”
    „Ich bin nur ein bißchen überwältigt. Als wäre ich auf einem lecken Floß einen Wasserfall hinuntergesaust.”
    „Tut mir leid. Aber …”
    „Ich weiß. Los, Leyta. Ich werde Schritt halten, auch wenn es mich umbringt.”
    Sie lachte. „Ich weiß, Lieber. Stell dich drüben an die Tür. Ich werde Kätzchens Zellentür und die unsere aufschließen. Sieh zu, ob draußen alles frei ist, damit wir zu ihr gelangen können.”
    „Richtig.” Erleichterung darüber, bei der Flucht etwas mehr als nur passiver Begleiter zu sein, vibrierte in diesem Wort mit. Aleytys preßte die Lippen zusammen, war wieder böse auf sich selbst.
    Sie schwor einen stillen, aber leidenschaftlichen Eid, darauf zu achten, daß er bei dem, was jetzt folgte, eine tragende Rolle spielen würde.
    Rasch warf sie die Riegel in den beiden Schlössern zurück. „Das ist geschafft. Die Türen sind aufgeschlossen.” Sie berührte seine Schulter. „Wie steht’s mit dem Verkehrsgedränge?”
    „Eine Lücke naht, Leyta. Beide Richtungen für mehrere Minuten frei.”
    „Bestimmt?” Als er nickte, schloß Aleytys die Augen. „Alles klar, Harskari, ich denke, wir werden euch dieses Mal nicht brauchen”, flüsterte sie.
    Burash berührte ihren Arm. „Nach denen hier wird der ganze Korridor leer sein.” Drei Schatten eilten vorbei, Nayid-Sabutim, bis zu den

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