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Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle

Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle

Titel: Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mikka Bender
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therapeutische Wirkung ist beeindruckend. Möglicherweise ist das eine gute Geschäftsidee. Statt sich einen teuren Delfin zu kaufen und ständig Ärger mit den Tierschützern zu haben und im Zweifelsfall kein ausreichend großes Freibad zu finden, in dem man das Business aufziehen könnte, wäre es doch viel einfacher, sich ein paar Tölen aus dem Tierheim zu besorgen – und ab an den nächsten See. Da Handzettel verteilen, und: Ich bin mir sicher, die Gelddruckmaschine würde anlaufen. Mit Delfinen geht das so: Fünf Minuten schwimmen ohne Anfassen und Küssen kosten 50 Euro, mit Anfassen und Küssen 80 Euro, mit Foto 100 Euro und mit T-Shirt 120 Euro. Wenn man das Schwimmen mit Hunden für die Hälfte anbieten würde, kämen an einem sonnigen Acht-Stunden-Tag immer noch 5760 Euro zusammen, schwarz natürlich. Bei nur einem Hund – ohne Mittagspause allerdings.
    Der Dackel ist ein guter Schwimmer, die anderen Vierbeiner müssen alle auf das Kommando «Bei Fuß» hören, und der Labrador wird ins Gebet genommen: «Musste das sein? Ich kann mit dir nicht mehr hierherkommen, wenn du dich so benimmst. Platz! Du gehst heute Abend ohne Fressen ins Bett.» Ich kann den ganzen Blödsinn hören, weil minutenlang nahezu Totenstille herrscht. Bis die Biker aus dem Wasser kommen und verdächtige gelbe Spuren an ihren Rädern entdecken. Augenblicklich sind sie außer sich vor Wut. Das muss man verstehen: Biker lieben ihre Räder, und Hundeurin ist garantiert nicht gut für den Lack. Aber auch sie fordern keine Reaktion bei den Haltern der Täter heraus. Sie stehen vor einer Mauer des Schweigens.
    Manchmal wäre ich schon gern Hund, überlege ich. Was haben die für eine Lobby! Ärger gibt’s erst, wenn ein Vierbeiner ein Kind totbeißt. Vorher ist alles rechtens. Stellen Sie sich mal als Mensch irgendwo in Deutschland auf eine belebte Straße oder an einen Badesee, und schreien Sie vierzig Minuten aus vollem Hals, wobei Sie noch in aller Ruhe Ihre Notdurft verrichten, möglichst noch an vorbeikommenden Passanten oder Nacktbadern. Das werden Sie nicht schaffen. Ich behaupte: Vor Ablauf der vierzig Minuten stecken Sie in einer Zwangsjacke.
    Ohne Hunde und deren Besitzer wäre dieser Morgen am See ein schöner Morgen. Mit ihnen ist hier gar nichts schön. Ich habe kein Handtuch mehr, ich habe keine Lust aufs Wasser mehr. Die Vierbeiner haben die Macht übernommen, und gegen ihr Terrorregime ist kein Kraut gewachsen. Es sei denn, ich lege beim nächsten Mal Rattengift aus. Aber ich mag Hunde – und Hundebesitzer fressen kein Rattengift.
    Ich steige den schmalen Weg zu meinem Auto hoch und denke: Bei allem aufgestauten Ärger hast du aber etwas erlebt und kannst erzählen, dass Hunde auch nur Menschen sind.

[zur Inhaltsübersicht]
    Bei Cleopatra zu Hause
Sonne tanken am Roten Meer
    D ie letzten Winter haben uns zurückgeworfen. Die Klimaforscher und die Kölner gleichermaßen. Wir waren am Rhein doch fast über den Berg, Schnee war Schnee von gestern, wer hätte denn noch nach Hurghada am Roten Meer gemusst? Eifelbauern aus Kalterherberg vielleicht, aber doch nicht wir Rheinländer. Kinder, die mit dem Dom aufgewachsen waren, kannten überhaupt keinen Schnee mehr, und es hätte sicher gereicht, wenn man mit ihnen vor der Einschulung mal in die Skihalle nach Neuss gefahren wäre. Der Rhein war wärmer und fischreicher als das Rote Meer, und die Anzahl von qualmenden Wasserpfeifen pro Quadratmeter ist schon seit vielen Jahren rund um Köln deutlich höher als in Hurghada. Aber wenn die globale Erwärmung uns im Stich lässt und die Sonne im Rheinland kalt bleibt oder gar nicht erst scheint, müssen wir ihr wieder dahin folgen, wo sie noch ihren Job vernünftig erledigt.
    Das dachte sich auch Familie Unkelbach aus Pulheim. Lieber Salz auf der Haut als Salz auf der Straße, lieber Badehose als lange Unterhose, lieber im Sand liegen als mit Sand streuen. Da darf jetzt auch eine kleine Revolution nicht stören. Der Tahrir-Platz, der Platz der Befreiung, ist weit weg, und die Ägypter brauchen Touristen. Es ist aber auch ein guter Deal: Wir Deutsche bringen unser Geld zu den Ägyptern, und die Ägypter geben uns Deutschen dafür die Sonne.
    Peter und Ramona Unkelbach reisen zum ersten Mal in ein arabisches Land, deswegen haben sie sich für AI (All Inclusive) entschieden. So können sie sich langsam und behutsam an die fremde Welt gewöhnen. Peter ist fünfzig, arbeitet in einer Bankfiliale bei Bonn und freut sich schon

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