Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle
Wünschen Sie eine Liege am Pool, sollten Sie diese spätestens gegen fünf Uhr morgens reservieren. Schlimmstenfalls sind alle Liegen aber auch schon um diese Uhrzeit belegt, von den Komatrinkern, die sie als Ruhe- und Ausnüchterungsstätte aufsuchen, wenn sie nachts den Weg ins Zimmer nicht mehr finden.»
Der Service ist für jeden Reisenden wichtig. Sie lesen: «Ein unaufdringlicher Service kümmert sich um Ihr Wohl, das hauseigene Animationsteam sorgt für Unterhaltung, es gibt regelmäßige Folkloreabende. Zudem verfügt das Hotel über einen Fitnessraum und eine Open-Air-Disco», was nichts anderes heißt als: «Service ist in diesem Hotel ein Fremdwort. Es gibt keinen. Die Animation ist stümperhaft und nervend, selbiges gilt für die Folkloreabende. Der Fitnessraum ist ein Holzschuppen, in dem eine Laufmaschine vor sich hin rostet und zwei Hanteln liegen. Die Open-Air-Disco ist eine garantierte mitternächtliche Lärmquelle.»
Immer wieder werden in Reisekatalogen auch einzelne bekannte Begriffe verwendet, doch in einer seltsam ungewöhnlichen Deutung. Zu diesem Thema ebenfalls eine kleine Hilfestellung:
Sauber und zweckmäßig = null Komfort
Landestypische Bauweise = extrem hellhörig, Pappwände
Verkehrsgünstige Lage = sehr günstig für den Verkehr
Neueröffnetes Hotel = hier funktioniert noch gar nichts
Bei Stammgästen sehr beliebt = die Stammgäste sind die Letzten, die aus Mitleid weiterhin kommen
Hat sich seine Ursprünglichkeit bewahrt = das Hotel wurde nur noch nicht abgerissen, weil der Hotelbesitzer die Abrissbirne nicht bezahlen kann
Mit den kleinen Übersetzungshilfen sollten Sie die Hotelbeschreibung in einem Reisekatalog ganz gut verstehen. Wenn Sie sich aber doch mal vertan haben und erst beim Einchecken realisieren, dass Sie in einer Kaschemme gelandet sind, dann ist guter Rat wirklich vonnöten. Melden Sie sich umgehend bei Ihrer Reiseleitung, und tragen Sie der Ihre Klagen vor. Um Sie für diesen Gang zu wappnen, führe ich hier einige repräsentative Aussagen auf, die Sie von Ihrer Reiseleitung zu hören bekommen können, wenn Sie sich über das Hotel beschweren. Im Anschluss daran erfolgen meine Antwortvorschläge:
Reiseleitung: «Meine Mutter wohnt immer in diesem Hotel, wenn sie mich besuchen kommt.»
Ihre Antwort: «Nichts gegen Ihre Mutter, aber ich bin nicht Ihre Mutter.»
Reiseleitung: «Über dieses Hotel habe ich noch nie irgendwelche Klagen gehört.»
Ihre Antwort: «Weil Sie auf Durchzug stellen, wenn es Probleme gibt.»
Reiseleitung: «Dieses Hotel ist unser absoluter Verkaufsschlager.»
Ihre Antwort: «Dann wird es Ihnen ja nicht schwerfallen, mir ein Ersatzhotel zu besorgen und mein jetziges Zimmer neu zu vermieten.»
Reiseleitung: «Sie haben kein Sechs-Sterne-Hotel gebucht, sondern lediglich ein Vier-Sterne-Hotel.»
Ihre Antwort: «Da gebe ich Ihnen absolut recht. Aber auch in einem Vier-Sterne-Hotelzimmer sollte ein Bett stehen, in dem nicht schon ein Streichelzoo untergebracht ist, und im Badezimmer sollten keine Pilze gezüchtet werden.»
Reiseleitung: «Was soll ich denn Ihrer Meinung nach jetzt machen?»
Ihre Antwort: «Mir in einem tatsächlichen Vier-Sterne-Hotel ein ordentliches Zimmer besorgen.»
Reiseleitung: «Dann rufen Sie mich morgen an, ich sehe, was sich machen lässt.»
Ihre Antwort: «Sie rufen mich an, und nicht umgekehrt. Und das nicht morgen, sondern in zwei Stunden.»
Reiseleitung: «So können Sie mich nicht unter Druck setzen.»
Ihre Antwort: «Passen Sie auf: Wenn Sie nichts machen wollen, starte ich am Hotelpool eine kleine Umfrage unter den deutschen Gästen. Ich bin mir sehr sicher, dass danach weitere dreißig Gäste bei Ihnen auftauchen, denen Sie neue Zimmer besorgen dürfen. Da können Sie dann mal so richtig zeigen, was Sie draufhaben.»
Reiseleitung: «Das ist Erpressung!»
Ihre Antwort: «Ganz falsch, ich möchte lediglich eine Leistung einfordern, für die ich bereits bezahlt habe. Und da Sie sich damit so schwertun, gebe ich Ihnen einfach nur eine kleine Entscheidungshilfe an die Hand.»
Reiseleitung: «Warten Sie hier.»
Ihre Antwort: «Gerne.»
Ist dieser Punkt erreicht, ist klar, wie die Geschichte weitergeht. Die Reiseleitung wird Ihnen ein Alternativhotel anbieten. Das schauen Sie sich, bevor Sie auschecken, aber genau an. Erst wenn sich herausgestellt hat, dass dort alles in Ordnung ist, ziehen Sie um. Die Reiseleiter vor Ort sind geschult im Umgang mit renitenten Gästen, die nicht alles widerspruchslos hinnehmen. Sie
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