Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle

richtige Hotels geben. Im Taxi dauert die Fahrt keine halbe Stunde. Kommt ihr mit?»
    Familie Strobel diskutiert, das hört Peter durch den Hörer, und dann kommt die Ansage von Frank: «In zwanzig Minuten am Ausgang, bis gleich.»
    Schnell wird gepackt, und an der Rezeption lassen sich alle die Handschellen abschneiden, geben ihre Handtuchkarten zurück – und fühlen sich unendlich frei.
    Der Rezeptionist ist verdutzt und fragt: «Sie haben doch noch sechs Tage mit Essen und Trinken und Animation! Wollen Sie das nicht mehr nutzen?»
    «Nein», sagt Ramona. «Wir wollen Urlaub machen, das schaffen wir in Ihrem Hotel nicht.»
    Das versteht der Mann nun überhaupt nicht. Es ist ihm aber auch egal, weil in diesem Moment eine Busladung aus Moskau eintrifft. Fünfzig weiße Handschellen müssen neu angelegt werden, das erfordert jetzt seine ganze Aufmerksamkeit.
    Peter und Ramona Unkelbach suchen und finden vor dem Hotel einen Taxifahrer, der sie mit einem dreißig Jahre alten Peugeot 504 Kombi für 20 Euro in die Freiheit bringen will, da wird nicht einmal mehr gehandelt.
    40 Kilometer sind es von Hurghada Richtung Norden bis El Gouna. Der steinreiche Ägypter Samih Sawiris hatte schon als Kind gern im Sandkasten Kanäle gebuddelt und Wasser hineingeschüttet. Und als er vor gut zwanzig Jahren gemütlich auf seiner Yacht lag und einen Ankerplatz suchte, landete er vor El Gouna. Hier gefiel es ihm so gut, dass er die ganze Region kaufte und wieder anfing, Kanäle zu buddeln, diesmal mit Baggern. Auf diese Weise entstand eine künstliche Lagunenstadt mit Hotels, Golfplätzen, Yachthäfen, internationalen Restaurants und kleinen Supermärkten, an denen kein «Aldi»-Schild angebracht ist. El Gouna hat mit Ägypten so viel zu tun wie das Oktoberfest mit Oberbayern.
    Die Strobel’sche und Unkelbach’sche Schicksalsgemeinschaft entdeckt ein kleines, sauberes Hotel an der Uferpromenade. Übernachtung mit Frühstück, über All Inclusive wird nicht weiter diskutiert. Vor dem Hotel können sie in der Sonne sitzen und aus Gläsern trinken, und der Kellner lacht nicht seinen Kollegen an, sondern die Gäste. Da kommt bei allen ein Gefühl auf, von ganz unten, es war tief verschüttet: Es riecht nach Urlaub. Nicht nach Urlaub in Ägypten, aber das ist egal. Und Ramonas Herpes trocknet in der Sonne aus.

    Reisetipps
    Das ultimative und unbedingt zielführende Verhalten beim Buchen einer Pauschalreise, beim Lesen eines Reisekatalogs und bei der Beschwerde am Urlaubsziel
    Eine Pauschalreise, die Flug, Transfer und Unterbringung beinhaltet, buchen wir immer noch gern im Reisebüro. Da liegen all die schönen Kataloge, und da sitzen Fachkräfte, die mit überwältigenden Zielgebietskenntnissen aufwarten. Könnte man meinen, ist aber oftmals nicht so. Wie aber können Sie feststellen, ob das Reisebüro Ihres Vertrauens auch wirklich Ihr Vertrauen verdient. Dafür müssen Sie den Reisebüromitarbeiter oder die Reisebüromitarbeiterin einem aussagekräftigen Test unterziehen.
    Legen Sie dazu der Fachkraft eine selbstentworfene stumme Karte vor. Eine solche kennen Sie noch von früher aus dem Erdkundeunterricht, ja, das ist eine Karte ohne Beschriftung, auf der nur die wichtigsten Umrisse eingezeichnet sind. Sie nehmen sich für dieses Vorhaben ein klassisches Reiseziel vor, zum Beispiel Mallorca. Im Reisebüro lassen Sie sich von der Fachkraft den Ballermann, die Kathedrale der heiligen Maria in der Hauptstadt Palma, den höchsten Berg, den Puig Major, und noch zwei Orte der Baleareninsel, zum Beispiel Alcúdia im Nordosten und Andratx im Südwesten, einzeichnen. Bei dieser Aufgabe wird sich schnell die Spreu vom Weizen trennen, spätestens bei der Lokalisation des Puig Major. Belassen Sie es aber nicht bei diesem Test, eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Unterziehen Sie die Fachkraft noch einer weiteren Prüfung, halten Sie ihr noch eine zweite stumme Karte unter die Nase, etwa mit den Umrissen von Ägypten. Geben Sie folgende Eintragungswünsche bekannt: Hurghada am Roten Meer, die Pyramiden von Gizeh, Luxor am Nil und den Assuan-Staudamm. Die Person, die auch das halbwegs schafft, der können Sie vertrauen.
    Diese Aktion kann natürlich für Verwunderung sorgen. Aber wer Reisen verkaufen will, muss wissen, wohin die Reise geht. Wenn Ihnen dieser Nachweis aber doch zu brachial erscheint, schlage ich Ihnen eine andere Möglichkeit vor. Um festzustellen, wie kompetent die Fachkraft ist, müssen Sie sie in ein kleines Gespräch