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Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle

Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle

Titel: Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mikka Bender
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dort Schluss gewesen.
    Lombok ist weitaus weniger touristisch als Bali. Wir badeten an der paradiesisch anmutenden Senggigi Beach, besuchten die Dörfer der einheimischen Sasak und erkundeten den einsamen Inselsüden bis zum strahlend weißen Strand von Kuta. An Karl dachte ich nicht mehr, ich war wieder der routinierte Reiseleiter, der allen die schönsten Stellen der indonesischen Inselwelt zeigen wollte. Und alle, das waren Andreas und Heidrun, Ärzte aus Reutlingen, Sabine und Michael, Lehrer in Lübeck, sowie Rolf und Heidi, Chef und Sekretärin aus Wuppertal. Und dann gab es da noch die Singles Renate und Heidrun, beide waren Inhaberinnen einer Apotheke, Renate in Tutzing am Starnberger See, Heidrun in Rosenheim. Sie waren gute Freundinnen und reisten schon seit vielen Jahren gemeinsam kreuz und quer durch die Welt. Die Gruppe passte gut zusammen, es gab keinen Störenfried.
    Die zwei Tage auf Lombok vergingen wie im Flug, für den Rückweg nach Bali nahmen wir das Flugzeug. Kaum waren wir wieder im Grand Bali Beach Hotel angekommen, rief ich Susanne schon aus der Lobby in ihrem Zimmer an. Sie klang seltsam ruhig:
    «Es geht ihm nicht gut, er braucht Sauerstoff. Er ist ganz schwach und schafft es nicht mal bis zur Toilette. Ich hab Angst.»
    «Ich komme hoch», antwortete ich.
    Karl lag auf dicken Kissen, noch bleicher als sonst. Die vielen Raucherjahre hatten seine Haut fahl und kleinfaltig werden lassen, jetzt war sämtliche Farbe aus seinem Gesicht gewichen. Dafür redete er erstaunlich wach.
    «Ich will auf keinen Fall zurückfliegen, jetzt noch nicht. Der Sauerstoff tut gut. Ich komm wieder hoch, Susanne weiß das.»
    Aber richtig zuversichtlich sah Susanne nicht aus. Ich war hilflos. Konnte ich über die Köpfe der beiden hinweg Karl ausfliegen? Würde ich auf die Schnelle einen ADAC-Rettungsflug organisieren können? Würde eine Linienmaschine Karl in seinem Zustand überhaupt mitnehmen? Und wenn ja, wäre dann eine ärztliche Betreuung an Bord gewährleistet? Während mir all das durch den Kopf ging, stand ich neben Karls Bett. Er muss mir meine Sorgen angesehen haben, denn er sagte:
    «Jetzt schau nicht so. Ich werde euch kein Klotz am Bein sein. Gib mir noch bis morgen Zeit, bitte.»
    «Es ist egal, wie lange du brauchst, Hauptsache, du wirst wieder fit», entgegnete ich matt. Danach verabschiedete ich mich, Karl lachte mich nur an, während er wieder zur Sauerstoffflasche griff.
    Susanne zog ich auf den Flur hinaus. «Ich glaube, es ist das Beste, wenn ich euch jetzt sofort einen Rückflug buche. Kommt im nächsten Jahr wieder und genießt die Reise dann richtig. So geht das nicht. Wie willst du Karl fit machen? Wir müssen fliegen, im Jeep durch den Urwald fahren, bei Einheimischen in ihren Langhäusern wohnen, keine Klimaanlage, Mücken, Dreck. Das überlebt dein Mann nicht!»
    Susanne war sofort einverstanden.
    Am Abend hatte ich für die beiden einen Direktflug nach Frankfurt buchen können, am nächsten Tag sollte die Maschine um 15 Uhr starten. An der Poolbar besprach ich mit den anderen den morgigen Ablauf: «Ich schicke euch morgen mit einem einheimischen Reiseleiter auf Besichtigungstour. Made spricht sehr gut Deutsch und kennt sich wahrscheinlich viel besser aus als ich. Er ist auf Bali geboren. Ich möchte mich um Susanne und Karl kümmern.» Es gab keinen Widerspruch, aber auch keine große Betroffenheit. Jeder war so mit sich selbst beschäftigt, auch durch die Reiseanstrengungen mit den ständigen Hotelwechseln, dass für Anteilnahme wenig Raum blieb. Zum Schluss rief ich noch den Hotelarzt an und erzählte ihm von dem Rückflug der beiden Österreicher. Er hielt meine Entscheidung für Panikmache, aber das war mir egal. Ich war mir absolut sicher, dass Karl nach Hause musste, um die richtige Behandlung zu erhalten.
    Um Mitternacht fiel ich in meinem Zimmer unters Moskitonetz, und genau zwölf Minuten später kam der Anruf von Susanne.
    «Karl stirbt.» Mehr sagte sie nicht.
    Ich sprang in die Hose, schnell ein T-Shirt an, danach rannte ich aus meinem Bungalow zum Haupthaus. Drei Minuten später stand ich vor der Zimmertür. Sie war angelehnt. Ich drückte sie auf – und sah Karl auf dem Bett liegen, vollkommen regungslos. Ich schaute zu Susanne. Sie weinte und sagte leise, kaum hörbar: «Er ist gerade gestorben, er hat keine Luft mehr bekommen, und ihm war ganz kalt. Er hat noch gesagt, dass ich mich neben ihn legen soll. Das habe ich gemacht. Wir haben zusammengelegen, und ich habe

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