Isabellas Unterwerfung
schon hinter einer Wand verschwunden, als sie ihm zurief: „Ich denke darüber nach.“
Erst nach sechs Uhr konnte sie die Galerie endlich schließen. Mittlerweile war ihr schlecht und schwindlig. Seit dem Morgen hatte sie nichts mehr gegessen. Im Tiefkühlfach fand sie eine Pizza, schob sie in den Ofen und ging unter die Dusche.
Kleinere Abzüge der Bilder , ging es ihr durch den Kopf. Die Idee war gar nicht schlecht. Sie dachte nicht an kleine schlüpfrige Postkarten, sondern an eine halbe Größe. Man müsste die Qualität mit in Betracht ziehen, damit die Originale wirklich etwas Besonderes blieben, aber im Grunde sprach nichts dagegen.
Sie grinste, als sie sich die Seife aus dem Haar spülte. Ausgerechnet Duttly, der Schmierlappen. Doch heute war er nicht so schleimig gewesen wie sonst. Fast hätte sie ihn nett finden können, wenn da nicht die prinzipielle Abneigung gegen Männer bestanden hätte, die sie auf primitive Art anmachten. Aber eigentlich war er gar nicht primitiv gewesen. Isabella schüttelte den Kopf. Was war nur mit dieser Welt los? Oder lag es an ihr?
Ein Kribbeln in ihrem Bauch sagte ihr, dass es nur noch anderthalb Stunden waren, bis sie Lucian wiedersehen würde. Bis jetzt hatte sie sich gut ablenken können, doch jede Minute würde nun zu einer Ewigkeit. Die Küsse gestern Abend waren unglaublich gewesen. Nie zuvor hatte sie einen solchen Hunger, eine solche Gier verspürt. Überrascht und dankbar hatte sie sein Zögern aufgenommen, doch in ihrer Wohnung hatte sie sich so sehr nach seiner Berührung gesehnt, dass sie wieder selbst an sich rumgespielt hatte. „Du bist überreizt, Isabella. Er wird das merken und über dich herfallen und dann …“
Sie hatte nicht so sehr Angst vor seiner Dominanz, auch wenn sie nicht recht wusste, was da auf sie zukam. Was ihr wirklich Angst machte, war der Gedanke, dass sie sich auf Lucian Green einlassen würde und er nach einer Nacht verschwunden wäre. Auf der anderen Seite wäre es dann nicht gerade ratsam, mehr Zeit mit ihm zu verbringen, ihn besser kennenzulernen, mehr Herz zu investieren?
Sie mochte ihn wirklich, und das machte die ganze Sache kompliziert. Vielleicht sollte sie einfach mit ihm schlafen und gut. Das gierige Drängen hätte dann ein Ende und sie könnten beide wieder ihrer Wege gehen. Isabellas Hände zitterten leicht, als sie ihren Körper mit einer duftenden Lotion eincremte, und ihr Herz flatterte wie ein wild gewordener Schmetterling.
Im Grunde wusste sie, dass sie keine Frau für eine Nacht war. Aber was war Lucian Green für ein Mann? Konnte er mehr sein als eine Nacht? Und wie sollte sie dann mit seiner Dominanz, mit seinem Sadismus umgehen? Konnte sie das? Sie war eine selbstbewusste und starke Frau. Was würde mit ihr geschehen, wenn sie sich hingab, sich auslieferte?
Mach dir nicht so viele Gedanken, mein Kind , hörte sie die Stimme ihrer Großmutter. Lass es auf dich zukommen. Genieße das Leben. Wie oft hatte ihre Großmutter das zu ihr gesagt? Nach dem Tod ihrer Eltern war es Isabella schwer gefallen, irgendetwas zu genießen. Sie fühlte sich wie eine Verräterin, wenn sie das Leben genoss. Sie sollte traurig sein, nicht fröhlich. Doch das alles lag jetzt schon so weit zurück und schließlich war sie noch am Leben.
Isabella spürte, wie die düsteren Gedanken ihre gute Laune beeinträchtigten. Zu gut wusste sie, wo das hinführen würde, und sie wollte das nicht zulassen. Kurzerhand ging sie ins Wohnzimmer, legte eine CD ein und drehte die Lautstärke hoch. Beschwingter ging sie in ihr Schlafzimmer und stand etwas verloren in ihrem Kleiderschrank. Eigentlich hatte sie Lust auf ein ausgefallenes Abendkleid von
Jean-Luc, doch das schien ihr nicht angemessen. Dutzende Kleiderbügel hatte sie in der Hand und hängte sie wieder in den Schrank. Sie brauchte etwas Elegantes, das nicht zu extravagant war, aber auch nicht zu leger. Wie immer griff sie zu einem Hosenanzug, schwarz, mit ausgestellter Dietrichhose. Dazu eine weinrote Seidenbluse, und wenn sie ausnahmsweise mal zwei Knöpfe offenließ, dann war sie auch ein bisschen sexy. Die Hose saß tief auf ihren Hüften, als Isabella sie anzog. Mist! Sie hatte schon wieder abgenommen. Sie durfte im Arbeitsstress nicht immer vergessen, zu essen. Essen! Die Pizza!
Wie vom Blitz getroffen rannte sie in die Küche. Die Pizza war natürlich verbrannt und auch mit viel gutem Willen nicht mehr genießbar. Seufzend warf sie das Kohlestück in den Müll und verdrückte die
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