Isabellas Unterwerfung
Worte nicht verstehen. Ein Schatten kam auf sie zu, eine gewaltige Hand, die sich um ihren Hals legen wollte. Es war Jesse, der ihr Einhalt gebot. Auch seine Worte konnte Isabella nicht verstehen. Erst Simons dröhnende Stimme riss sie aus ihrer Starre. „Sie gehört Lucian! Fass sie nicht an!“
Ja, fass mich nicht an! Wer immer du bist, du hast kein Recht, mich zu berühren.
Die Wand vor ihr entfernte sich, und Isabella bekam endlich genug Luft, um tief durchzuatmen. Ihre Beine zitterten, und sie suchte fahrig nach dem Barhocker, der irgendwo hinter ihr stehen musste.
Jesse half ihr, sich zu setzen, und John stellte ihr ein Wasser hin. Verwirrt starrte sie die Flasche an. „Ich glaube, ich brauche was Stärkeres.“ Das war unmöglich ihre eigene Stimme. So dünn, zittrig und kleinlaut hatte sie noch nie geklungen. Sie hatte allerdings auch noch nie eine solch allumfassende Angst verspürt. Ohne weiter darüber nachzudenken kippte sie den doppelten Whisky runter. Ein paar tiefe Atemzüge, und dann brachte sie den Mut auf, ihn anzusehen. Er trug keine Maske, und doch hatte sein Gesicht etwas Maskenhaftes. Die grauen Augen starrten gefühllos auf sie herab. Seine Lippen waren fest aufeinandergepresst, und seine Wangenknochen mahlten. Neben diesem Koloss wirkte Simon schmächtig. Instinktiv wusste Isabella, dass sie nicht nachgeben durfte. Sie konzentrierte sich auf das Brennen des Whiskys in ihrem Magen, dachte an Lucian, der nicht weit weg war, wusste Simon und Jesse und John in ihrer Nähe. All das gab ihr die Kraft, den Blick nicht zu senken und diesen durchdringenden Augen Stand zu halten. Minuten wurden zur Ewigkeit, und das Schweigen legte sich wie eine Glocke um sie.
„Mein Name ist Dante“, sagte der Riese mit weicher, brummiger Stimme. „Es ist mir eine Ehre, dich kennenzulernen.“
Geräuschvoll sog Isabella Luft in ihre Lungen. Sie hatte nicht bemerkt, dass sie den Atem angehalten hatte, und Jesse neben ihr schien es nicht anders zu gehen. „Ich bin Isabella, aber ich kann nicht behaupten, dass es mir eine Freude ist.“
Jesse schnappte nach Luft, Simon knurrte verhalten, einzig John, der hinter seiner schützenden Theke stand, lachte.
Dantes Augen funkelten, doch er zeigte nicht die geringste Regung. Kurz nickte er und ging dann an ihnen vorbei zu den Spielräumen. Jean rutschte geräuschlos von ihrem Barhocker und folgte ihm. Sie hatte sich bis dahin nicht bewegt, und Isabella hatte sie völlig vergessen. „Hast du mal einen Lappen für mich?“, fragte sie John, während sie immer noch hinter den beiden her sah.
„Das mach ich weg. Beruhig dich erst mal.“
Lucian! Ich muss zu Lucian. Auf immer noch zitternden Beinen ging sie aus der Bar und ins Büro.
Lucian und Damian saßen auf einem Ledersofa und unterhielten sich. Überrascht sah Lucian auf, und sein Lächeln wich Besorgnis, als er in ihr blasses Gesicht sah. Augenblicklich war er bei ihr. „Mein Gott, was ist passiert? Du bist weiß wie eine Wand.“
„Dante“, flüsterte sie und räusperte sich. „Dante ist mir passiert.“
Lucian legte einen Finger unter ihr Kinn, hob ihren Kopf und sah sie eindringlich an. „Hat er dir was getan?“
Isabella schüttelte den Kopf und lehnte sich an seine Brust. „Halt mich fest.“ Seine starken Arme gaben ihr Halt. Als sie den Kopf hob, war Damian nicht mehr da. Lautlos hatte er das Büro verlassen. Isabella brachte ein Lächeln zustande. „Komm bloß nie auf die Idee, mit ihm zu spielen. Den Kerl kannst du gleich auf die Tabuliste setzten.“
Lucian lachte erleichtert auf und zog sie fester an sich. Dass sie wieder rumfrotzeln konnte, war ein gutes Zeichen, dass sie den Schreck verkraftet hatte. „Das wäre auch gar nicht möglich. Dante spielt nur mit Jean, seiner Frau.“
Isabella riss den Kopf hoch und starrte Lucian ungläubig an. „Seine Frau?“
„Dante liebt es, Angst und Schrecken zu verbreiten, aber im Grunde ist er ein lieber Kerl. Das soll im Club natürlich keiner wissen, deshalb kommt er nur als Master her. Du wirst es nie erleben, dass Dante an der Bar sitzt oder mit jemandem plaudert. Der Club ist sein Spielplatz, sonst nichts.“
„Ich werde nie verstehen, wie man so völlig unterschiedlich sein kann. Das grenzt an Schizophrenie. Simon ist unheimlich genug, aber Dante ...“ Isabella schüttelte sich, um die Gänsehaut loszuwerden, doch die kam nicht mehr nur von ihrem Erlebnis mit Dante. Überdeutlich spürte sie Lucians Hände auf ihrem Rücken. „Ann
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