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Isabelle

Isabelle

Titel: Isabelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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Kind gewünscht habe«, sagte sie leise. »Ich verspreche dir, dass es ihm an nichts fehlen wird und dass es auch dir an nichts fehlen wird, aber das sage ich nur, weil ich einfach nicht weiß, wie ich dich sonst überzeugen oder beruhigen könnte. Ich weiß, dass es darum letztendlich nicht geht.« Sie schwieg für einen Moment, riss sich zusammen und schaute Isabelle in die Augen. »Ich werde ihm eine gute Mutter sein.«
    Isabelle saß schwer in ihrem Lehnstuhl. Sie fühlte sich fit und gesund genug, um sich normal zu verhalten, aber Judith wollte nicht, dass sie Kaffee aufsetzte oder sich sonst irgendwelche Mühe machte. Judith hatte selbst angefangen, mit der Kaffeedose, der Kaffeemaschine und den Tassen zu hantieren, aber ihre Bewegungen waren ein bisschen ungeschickt und wenig routiniert. Bei ihr erledigte solche Sachen natürlich normalerweise das Personal. Geschickter ging sie mit den Rosen um, die sie sachgerecht abschnitt und in aller Ruhe hübsch in einer Vase arrangierte. Die Tatsache, dass Judith Blumen liebte und auch mit ihnen umgehen konnte, vermittelte Isabelle in gewisser Weise ein beruhigendes Gefühl.
    Jetzt saß ihr Judith auf dem Sofa gegenüber, das Kleid wie ein Zelt über ihren übereinander geschlagenen Beinen. Rauchen kam für sie jetzt nicht mehr in Frage.
    »Aber es sind Zwillinge«, sagte Isabelle.
    »Du meinst, es gäbe eine besondere Verbindung zwischen ihnen, aber das wäre hauptsächlich bei eineiigen Zwillingen ein Problem. Wenn du dir Sorgen darüber machst, könnten wir das untersuchen lassen.«
    Isabelle schüttelte den Kopf. »Keine Untersuchungen. Ich möchte eine normale, natürliche Geburt, keine in so einer Art Operationssaal.«
    »Aber doch auf jeden Fall in einer Klinik?«
    »Wenn meine Ärztin es für angebracht hält.«
    »Zu welcher Ärztin gehst du denn?«
    »Zu Doktor Mary Vredeling.«
    Judith holte einen Umschlag aus ihrer Tasche und notierte sich den Namen auf der Rückseite. Isabelle lächelte verbittert.
    »Willst du das auch von einem Detektiv überprüfen lassen?«
    Judith blickte auf. »Nein, ich will mich nur davon überzeugen, dass du die bestmögliche Versorgung erhältst.«
    Isabelle sagte entschlossen: »Ich habe nicht die Absicht, eine Edelpatientin zu werden oder mich wie ein Treibhauspflänzchen behandeln zu lassen. Ich habe nichts Besonderes, ich bin nicht krank, nur schwanger, genau wie andere Frauen auch. Du solltest das ganz mir überlassen, mir und meiner Ärztin. Ich habe hundertprozentiges Vertrauen zu ihr. Ich möchte nicht, dass meine Freunde oder Ärzte belästigt oder kontrolliert werden. Du wirst mir schon vertrauen müssen. Ich gehe zu den normalen Vorsorgeuntersuchungen, ich mache diese verdammte Gymnastik und alles andere, was dazugehört.«
    Einen Moment blieb es still, und Judith schien sich mit sich selbst zu beraten. »Du hast dir das alles genau überlegt«, sagte sie dann.
    »Natürlich habe ich über alles nachgedacht.«
    »Aber du hast meine Bedingungen doch noch gar nicht gehört.«
    Isabelle schwieg. Sie trank von ihrem Kaffee, der sehr dünn war.
    »Erst das Finanzielle«, sagte Judith. »Wenn du einverstanden bist.«
    »Ich vertraue dir.«
    Judith nickte. »Weißt du schon, was du damit machen willst?«
    »Mehr oder weniger.«
    »Der gesamte Betrag wird morgen in Euro auf ein spezielles Konto zu deinen Gunsten überwiesen. Du bekommst einen Auszug, aber vor der Geburt kannst du nicht an das Geld heran. Das Konto wird freigegeben, sobald ich das entsprechende Zeichen gebe, und das wird in dem Moment sein, wo du das Kind an mich abgibst. Morgen wird noch ein zusätzlicher Betrag auf dein eigenes Konto überwiesen, mehr als genug für deine Unkosten und deine Pflege. Es wäre mir lieb, wenn du eine Krankenschwester oder eine Helferin engagieren würdest, die dich versorgt. Möchtest du, dass ich jemanden für dich suche?«
    »Ich habe schon selbst jemanden im Auge«, sagte Isabelle.
    »Bist du damit einverstanden?«, fragte Judith.
    Isabelle nickte. Sie versuchte, ihren Widerwillen zu unterdrücken. Sie sagte sich, dass dies für alle Beteiligten die beste Lösung war. Sie hatte auf einmal eine Zukunft, mit einem Kind, für das sie sorgen konnte, und ihr anderes Kind würde es bei Judith gut haben, davon war sie überzeugt. Sie konnte eine andere, die ansonsten nie ein Kind bekommen hätte, glücklich machen. Vielleicht war Judith nicht die beste aller Mütter, aber ganz bestimmt würde sie das Kind lieben wie ihr eigenes.
    »Wie

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