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Isabelle

Isabelle

Titel: Isabelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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kannst nicht schwanger sein.«
    »Ich habe die Untersuchung in Nimwegen durchführen lassen. Das Ergebnis hat man mir zugeschickt, und es ist höchstens noch irgendwo in einem Computer in Nimwegen abgespeichert. Warum sollte sich jemand dafür interessieren?«
    »Es ist nicht nur an dich, sondern auch an deinen Hausarzt geschickt worden.«
    »Mutter, jetzt hör doch mal auf herumzunörgeln!« Judith schnaufte gereizt. »Glaubst du denn, ich wäre nicht mehr in der Lage, ein einfaches Problem zu lösen? Ich leite die Firma, sogar von hier aus, ich löse jeden Tag Probleme. Mein Arzt, Herman Blink, ist hundertprozentig auf meiner Seite. Man kann den Menschen Probleme erklären, manche von ihnen haben ein Herz, und außerdem kann er sich jetzt einen neuen Behandlungstisch kaufen. Und sollte doch einmal jemand unangenehme Fragen stellen, dann war es eben ein medizinisches Wunder.« Judith spannte ihre Kiefermuskeln an. »Ich kann das Kind nicht offiziell adoptieren, ich bin eine allein stehende Frau, die Prozedur würde Jahre dauern. Außerdem will ich es gar nicht adoptieren, ich will, dass es mein eigenes Kind ist.« Sie klopfte sich auf den Bauch. »Es ist Bens Kind. Für alle, die es wissen wollen, bin ich schwanger. Sag das ruhig auf dem Empfang. Mary habe ich es auch weisgemacht. Es ist kalt genug, um mich nicht auf der Straße zeigen zu müssen. Es ist alles ganz normal, ich bekomme ein Kind, niemand stellt Fragen, man schickt mir Blumen und Babysöckchen. Ich verlange nichts von dir, außer dass du hinter mir stehst. Hilf mir einfach dabei, eine Wiege und Babysachen auszusuchen, und unterstütze Johan beim Einrichten des Kinderzimmers. Du brauchst nichts anderes zu tun als die liebe Großmama zu sein.«
    Judith ging hinüber zum Büfett mit den Gläsern. Carolien beobachtete ihre Tochter, die ihren Watschelgang keinen Augenblick lang vergaß und dabei ein Hohlkreuz machte, als bereite ihr das Gewicht Probleme. Sie musste zu dem Empfang. Großmutter. Eigentlich hätte sie Judiths entschlossene Dickköpfigkeit bewundern sollen, die Art, wie ihre Tochter alles bekam, wonach ihr der Sinn stand, doch stattdessen wurde sie von einem Gefühl des Mitleids erfasst, das sie sich nicht recht erklären konnte.
    Judith hatte immer so getan, als wären Kinder nicht wichtig, als bliebe ihr noch genügend Zeit dafür. Und sie hatte sich so verhalten, als sei auch Ben ihr relativ gleichgültig. Ohne Rücksicht auf Verluste hatte sie ihren Stachel ausgefahren, das Familienwahrzeichen, und ihre Ehe dadurch in Gefahr gebracht. Aber jetzt wirkte sie unsicher, trotz des äußeren Scheins, als hätte Bens Tod eine Lücke hinterlassen, die sie nicht ausfüllen konnte, weil etwas sie in ihrem Innersten berührt hatte, ein verstörendes Warnsignal der Vergänglichkeit.
    »Ich hoffe, dass du glücklich wirst«, sagte Carolien.
    Judith reichte ihr ein Glas Sherry. Sie richtete sich auf und streckte den Rücken, als leide sie an eingebildeten Schmerzen, die schließlich genauso wehtun konnten wie echte. »Mit Ben war das Glück höchstens zur Hälfte vollkommen«, sagte sie mit dem Anflug eines Lächelns. »Und mit seinem Kind wird es wieder nur ein halbes Glück sein.«
    Diese ewige Aufrechnerei ging Carolien auf die Nerven. »Meinst du wirklich, du wärst vollständig glücklich gewesen, wenn du das eine halbe Glück zu dem anderen hättest addieren können?«, fragte sie scharf.
    Judith erwiderte ihren Blick. Ihre grünen Augen wurden weicher und ein bisschen traurig, und sie sagte: »Vielleicht kann man einfach nicht mehr erwarten.«
    Kleiweg erwartete ihn im düsteren Gebäude der Antwerpener Kriminalpolizei. »Tut mir Leid«, sagte Max. »Ich bin erst heute Morgen wieder ins Büro gekommen und habe da erst deine Nachricht abgehört … Sind sie schon weg?«
    »Ja, sie sind vor einer halben Stunde gefahren. Aber sie wollten uns sowieso nicht dabeihaben, also spielt es keine Rolle. Komm mit.«
    Er ging Max voraus durch den Flur und klopfte an eine cremefarbene Tür. Sie kamen in ein helles Büro, blitzsauber, mit hohen Fenstern. Ein schwarzhaariger, breit gebauter Mann telefonierte gerade. »Nein, nichts. Bring ihn mal auf die drei, und zwar rapido. Goverts übernimmt den Fall. Gerade kommen die Leute zur Tür herein.« Er legte auf.
    »Das ist Max Winter«, stellte Kleiweg ihn vor. »Inspecteur Conincx.«
    Der belgische Inspecteur gab Max seine muskulöse Hand und forderte sie mit einer Handbewegung zum Setzen auf. »Das war gute

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