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Isabelle

Isabelle

Titel: Isabelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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an sich, sodass sie durch den Bademantel hindurch seine Härte an ihrem Po spürte.
    Er zog sie hinein. Er wollte die Tür abschließen, aber Isabelle hakte nur das Häkchen ein und ließ sie einen Spalt offen, um den Fluss riechen zu können, und schal tete das Licht auf dem Schreibtisch aus. Er wandte sich zu ihr und küsste sie auf den Mund. Sie öffnete ihre Lippen und spürte seine Zunge, versank in seinem Kuss. Ihre Bademäntel glitten zu Boden, und er schaute sie an, im sanften Licht.
    Sie wollte, dass sie auch die Lämpchen über dem Bett ausschalteten, damit nichts um sie war, das mit der Reali tät zu tun hatte, keinerlei greifbare oder auch nur sichtba re Dinge.
    Es war sehr dunkel, sehr still.
    Isabelle fing an zu weinen, als sie zum Höhepunkt kam. Das ist sie, meine andere Hälfte, dachte sie. Ben lag auf ihr, sie fühlte ihn tief in sich, es war, als ließe er alles los, als entspanne er jeden Muskel, sie trug sein volles Ge wicht, aber es schien, als wöge er nichts, als seien sie ein und derselbe Körper.
    Sie hörte einen Windstoß in den Gardinen vor der Tür, und sie hielt ihn fest, die Arme eng um seinen Kopf ge schlungen, sein Gesicht in der Wärme ihrer Schulter vergraben.
    Als der grelle Schein ihre Augen blendete, hatte sie den seltsamen Gedanken, dies sei so etwas wie Leben und Tod zugleich.
    Ben hob ruckartig den Kopf. Er versuchte, sich von ihr loszureißen, aber sie klammerte sich an ihm fest, weil sie nichts anderes hatte, um sich daran festzuklammern, als sie das Blitzen von Metall sah und den dumpfen Knall hörte. Schmerz brannte in ihrer Schulter. Sie sah Bewe gung hinter dem Lichtkegel und hinter dem roten Regen, der auf ihr Gesicht fiel.
    Dann setzte ihr Herz aus.

3
    Missmutig inspizierte Inspecteur Theodoor Kleiweg den nackten Mann, der auf dem Rücken in dem blutdurchtränkten Bett lag,  sowie die Schweinerei, die die Dorfpolizisten am Tatort veranstaltet hatten.
    »Scheiße«, sagte er.
    »Das nächste Mal lassen wir eine Frau sterben, um euch einen Gefallen zu tun, okay?«, entgegnete der Brigadier von der örtlichen Polizeidienststelle beleidigt. »Ihr könnt froh sein, dass wir noch schnell Fotos gemacht haben, bevor der Notarztwagen kam.«
    »Ist sie bei Bewusstsein?«
    »Keine Ahnung. Sie haben sie ins Bezirkskrankenhaus nach Leerdam gebracht. In ihrer Schulter steckt eine Kugel.«
    »Ist jemand von euch bei ihr?«
    »Natürlich. Sobald sie zu sich kommt, werden wir benachrichtigt, aber die Ärzte meinen, dass das noch eine Weile dauern kann. Sie wollen die Kugel rausholen.«
    »Und aufheben, hoffe ich«, sagte Kleiweg trocken. Er zog seine Handschuhe an. Nicht dass das noch viel ausmachen würde. Man hatte keinen Laufgang markiert, und alle möglichen Leute waren einfach überall herumgetrampelt: Hotelpersonal, Sanitäter, der hiesige Arzt, vermutlich sogar die Polizisten selbst. Die Terrassentüren standen offen, und diverse Matschspuren verliefen kreuz und quer über den Wollteppichboden.
    Natürlich konnte er es ihnen nicht verübeln. Wenn man mit einem solchen Anblick konfrontiert wurde und es einen Überlebenden gab, dachte man zuallererst daran, dieser Person zu helfen – jedenfalls, wenn die eigenen Reaktionen noch nicht von dem stadtgeprägten Instinkt für Verbrechen und das Aufspüren von Mördern getrübt waren.
    »Gerichtsmediziner und Erkennungsdienst sind unterwegs«, sagte Kleiweg. »Nimm du sie bitte in Empfang.« Er nickte dem Brigadier zu und drängte ihn zurück durch den Flur. »Auf dem Deich stehen Gaffer«, sagte er. »Schick deine Leute zu ihnen raus und lass nachfragen, ob jemand etwas gesehen hat.«
    »Wir haben sofort eine Befragung der Nachbarschaft eingeleitet«, unterbrach ihn der Brigadier in pikiertem Tonfall.
    »Gut so«, antwortete Kleiweg und drückte die Tür hinter ihm zu, ohne dabei die Klinke zu berühren.
    In dem kleinen Flur gab es nichts zu sehen, und er kehrte in das Schlafzimmer zurück. Es wirkte komforta bel und romantisch. Keine Spur von Gepäck. Die Klei dung des Mannes lag auf der Kofferablage. Sie war unge ordnet, weil die Beamten nach einer Brieftasche oder etwas Ähnlichem gesucht hatten, wodurch sie seine Iden tität hätten ermitteln können. Kleiweg sah nur Unterwä sche, eine blaue Hose, die eher zu einem Anzug gepasst hätte als zu dem dünnen Wollpullover, ein teures Seiden hemd und einen Schlips, an dem noch die goldene Kra wattennadel befestigt war. Und wo war das Jackett?
    Er warf einen Blick ins Badezimmer und

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