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Isabelle

Isabelle

Titel: Isabelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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irgendwann ihre Mutter anrief, um zu hören, ob die etwas von dem Scheißkerl gehört hatte.
    »Er würde dich nicht im Stich lassen«, wiederholte Carolien.
    »Und was ist, wenn er sich einfach aus dem Staub ge macht hat?«
    »Was hat denn seine Sekretärin gesagt?«
    »Hanneke ist nichts Ungewöhnliches aufgefallen. Sie hat ihm noch die Krawatte ordentlich zurechtgezupft und ihn an die Verabredung im La Provence erinnert. Gegen fünf hat sie ihn wegfahren sehen.«
    »Ben würde dir das nicht antun, wenn er nicht einen guten Grund dafür hätte.«
    »Was für ihn ein guter Grund ist, muss für mich noch lange keiner sein«, erwiderte Judith bitter. »Davon rede ich doch die ganze Zeit.«
    Ihre Mutter schüttelte den Kopf und riet ihr: »Du soll test einfach ein bisschen Geduld haben. Ich hatte ein Vierteljahrhundert lang Zeit zu lernen, mit Bram umzu gehen. Du bist erst seit vier Jahren mit Ben zusammen. Er hat mehr Potenz als Bram.«
    Judith blickte ihre Mutter überrascht an und begann gegen ihren Willen zu grinsen. »Potenz?«
    Carolien biss sich auf die Lippe. »Du weißt genau, was ich meine. Ben hat zumindest Geschäftssinn, mehr als Bram. Vielleicht hast du Recht, und du gibst ihm nicht ausreichend das Gefühl, dass es auch seine Firma ist. Es ist sehr schade, dass er keine Kinder zeugen kann, aber das heißt doch noch lange nicht, dass du nicht Mutter werden kannst, das habe ich dir schon öfter gesagt. Dafür gibt es Kliniken, das ist heutzutage kein Problem mehr, es wäre dein Kind.«
    Judith ließ den Kopf sinken und starrte auf den Mar morfußboden. »Ich will einzig und allein ein Kind von Ben«, flüsterte sie. »Ich will nicht, dass das Sperma eines anderen Mannes in mich hineingespritzt wird.«
    »Der Spender bleibt anonym.«
    »Eben darum. Es wäre nicht von Ben.«
    Carolien blickte ihre Tochter von der Seite an. Sie hatte Mitleid mit ihr. Judith besaß alles, was sie sich nur wünschen konnte, außer der Fähigkeit, einen Mann an sich zu binden. Sie trug diesen Stachel ewiger Unzufriedenheit in sich, der alles kaputt machte und der von der Mutter auf die Tochter vererbt worden war. Erst mit dem Älterwer den wurde er stumpfer, und dann war es zu spät. Sie selbst hatte das Glück gehabt, dass Bram einfacher gewe sen war als Ben und sich mit ihren Launen abgefunden hatte. Vielleicht hatte er auch einfach gelernt, sie zu ignorieren.
    »Wenn du ihn so sehr liebst, warum machst du es ihm dann so schwer?«, wollte sie fragen, aber sie wusste, dass Judith ihr darauf keine Antwort geben konnte, ebenso wenig, wie sie selbst jemals eine Antwort darauf gefunden hatte. Bram war wenigstens so klug gewesen, zu begreifen, dass sie einem Geschlecht von Hexen entstammten und dass das Hexenartige in der weiblichen Linie weitervererbt wurde, von Generation zu Generation, von der Mutter auf die Tochter.
    Kleiweg saß auf der Wache in Geldermalsen und sprach mit dem Bezirkskommandanten, als ein Polizeibeamter hereinkam und meldete, er habe in der Nähe des Gasthauses einen BMW entdeckt, der anscheinend niemandem gehörte.
    »Was heißt das, in der Nähe?«, fragte sein Chef.
    »Er steht auf dem Kirchplatz in Tricht, von da aus sind es nur fünf Minuten zu Fuß«, erklärte der Beamte errötend. »Ich hatte ihn heute Morgen schon dort stehen sehen. Da habe ich mir noch nichts dabei gedacht, aber jetzt steht er immer noch da.«
    »Und, was denkst du dir jetzt dabei?«
    Der Beamte zuckte verwirrt die Achseln. Kleiweg kam ihm zu Hilfe. »Hast du das Kennzeichen überprüft?«
    »Das macht mein Kollege gerade.« Der Beamte warf Kleiweg einen dankbaren Blick zu. »Ich habe mich im Café nebenan erkundigt und auch ein paar Leute aus der Nachbarschaft gefragt. Niemand weiß, wem das Auto gehört.«
    Ein anderer Beamter erschien hinter ihm im Flur und reichte ihm ein Blatt Papier. Der erste Polizist kam ein paar Schritte weiter in das kleine Büro herein und legte das Papier auf den Schreibtisch seines Chefs. Der schaute es an und gab es dann Kleiweg.
    »Bernard Visser in Maren-Kessel. Wo liegt denn das?«
    »An der Maas, mit der Fähre über den Fluss in Richtung Oss«, sagte der Beamte.
    Der Chef schüttelte den Kopf. »Der Tote hieß Alex Hinstra und nicht Visser.«
    »Vielleicht hat er im Gasthaus einen falschen Namen benutzt«, meinte Kleiweg.
    »Auf der Rückbank liegt ein blaues Jackett«, bemerkte der Beamte eifrig. »Es könnte zu seiner Hose passen.«
    »Ist das Auto abgeschlossen?«, fragte der

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