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Isabelle

Isabelle

Titel: Isabelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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und sorgfältig geschminkt, als habe sie vor auszugehen oder als sei sie jederzeit auf unerwarteten Besuch vorbereitet.
    Sie gab ihm seinen Ausweis zurück, nickte und drehte sich schweigend um. Kleiweg schloss die Tür und folgte dem Klicken ihrer Absätze auf dem Marmorfußboden durch den Flur, bis er in ein riesiges Wohnzimmer mit weißen Wollteppichen, großen weißen Sitzmöbeln und einem offenen Kamin in einer Backsteinwand gelangte. Eine ältere Ausgabe von Judith Visser erhob sich aus einem Sessel und nahm ihre Lesebrille ab.
    »Das ist meine Mutter«, stellte Judith sie vor. »Meneer Kleiweg, von der Polizei.«
    Die ältere Frau musterte Kleiwegs hochwertigen Anzug und betrachtete ihn offenbar eines Händedrucks und ihres Vornamens für würdig. »Ich bin Carolien Colijn«, sagte sie. »Was ist geschehen?«
    »Wir können noch nichts Genaues sagen«, antwortete Kleiweg vorsichtig und sah Judith an. »Wir haben das Auto Ihres Mannes in einem kleinen Dorf in der Nähe von Geldermalsen gefunden. Es wurde dort ganz einfach abgestellt.«
    Die beiden Frauen erwiderten abwartend seinen Blick. Kleiweg wusste nicht, wie er es anfangen sollte. »Das Auto ist auf den Namen Colijn gemeldet«, sagte er, um die Sache hinauszuschieben. »Das ist doch nicht der Name Ihres Mannes?«
    »Nein«, sagte Judith. »Aber bei uns läuft alles auf den Namen Colijn, denn den kennt jeder. Es hängt mit unserer Firma zusammen. Mein Vater hat sie gegründet, eine Fabrik für Metallfensterrahmen, in Oss.«
    Ben Visser spielte also die bescheidene Rolle eines Prinzgemahls, dachte Kleiweg. Judith hatte sich neben ihre Mutter gesetzt. Er sah, wie ihre Unruhe wuchs, aber keine von beiden schien der Typ Frau zu sein, der in Ohnmacht fiel.
    »Wann haben Sie Ihren Mann zum letzten Mal gesehen?«, fragte er.
    »Gestern, im Büro. Abends hatten wir eine Verabredung in einem Restaurant. Wir wollten beide getrennt dorthin fahren. Aber Ben ist nicht gekommen, und er hat auch nicht angerufen.«
    »Ist so etwas schon öfter vorgekommen?«
    »Nein, noch nie. Deshalb habe ich auch heute Morgen die Polizei angerufen.« Judith schwieg einige Sekunden lang. »Ich bin gerne dazu bereit, Ihre Fragen zu beantworten, aber dürfte ich vielleicht erst einmal wissen, warum Sie hier sind?«
    Kleiweg nickte. Der einzige Gegenstand, durch den er den ermordeten Mann mit dem Auto in Verbindung bringen konnte, war das blaue Jackett auf dem Rücksitz, das zu seiner Hose zu passen schien. Er tastete in seiner Innentasche nach dem Foto, das in Geldermalsen aus einer der polizeilichen Aufnahmen herausgeschnitten worden war. Die übel zugerichtete Stirn hatte man hastig retuschiert.
    Judith genügte ein einziger Blick. »Das ist er – Ben!«
    »Ihr Mann wurde heute Morgen tot aufgefunden«, sagte Kleiweg.
    Einen Moment lang schienen die beiden Frauen es nicht zu begreifen. Dann sah er, wie sich Judiths Gesichtsausdruck veränderte, und sie fuhr zurück, als blicke sie plötzlich in einen tiefen Abgrund vor ihren Füßen. Ihr Mund formte ein lautloses O. Sie griff blindlings mit einer Hand nach ihrer Mutter, die regungslos in ihrem Sessel saß.
    »Es tut mir Leid«, sagte Kleiweg.
    Judith stand abrupt auf und verließ den Raum. Kleiweg schaute ihr nach. Carolien Colijn sagte: »Lassen Sie sie einen Moment in Ruhe.« »Selbstverständlich.«
    »Kann ich Ihnen einen Kaffee anbieten?«
    Verwundert blickte er auf. »Nein, vielen Dank.«
    Er wusste, dass Menschen auf erschütternde Nachrichten unterschiedlich reagierten. Manche klammerten sich an alltägliche Höflichkeitsfloskeln und Rituale, um ihre Gefühle unter Kontrolle zu behalten. Mevrouw Colijn jedoch wirkte, als wäre Selbstbeherrschung ihr zur zweiten Natur geworden. Sie saß kerzengerade da, strich über den Stoff ihres Rocks und fragte ruhig: »War es ein Unfall?«
    »Nein«, antwortete Kleiweg. »Es sei denn, das Ganze war ein Irrtum. Hatte Ihr Schwiegersohn Feinde?«
    »Ganz gewiss nicht. Er war ein netter Mann.«
    Es klang wie eine Grabinschrift. »Seien Sie mir nicht böse, wenn ich das frage, aber es geht um Dinge, die uns vielleicht weiterhelfen können …«, begann er behutsam. »Die Ehe Ihrer Tochter – könnten Sie mir etwas darüber erzählen?«
    »Was möchten Sie wissen?«
    »Waren sie glücklich verheiratet?«
    Sie zögerte nicht lange. »So glücklich, wie es unter den gegebenen Umständen möglich war.«
    »Unter welchen Umständen?«
    »Ben und Judith haben keine Kinder. Meine Tochter würde es

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