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Isabelle

Isabelle

Titel: Isabelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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ans Telefon.«
    »Sie ist nicht bei Gerard, Mevrouw«, sagte Letty voller Überzeugung.
    »Ach. Woher weißt du das?«
    »Das ist für immer aus und vorbei, machen Sie sich darüber mal keine Sorgen.«
    Aber Tante Maran machte sich Sorgen, und ihr wurde bewusst, dass es ihre Sorgen nur vergrößern würde, wenn sich herausstellte, dass Isabelle tatsächlich nicht bei Gerard war. Dann tappte sie nämlich völlig im Dunkeln. »Wolltet ihr nicht zusammen essen?«
    »Stimmt«, antwortete Letty. »Aber um sechs Uhr war sie plötzlich verschwunden.«
    »Aber man verschwindet doch nicht einfach so!«, entgegnete Tante Maran entschieden. »Sie wird doch wohl irgendetwas gesagt haben?«
    »Nein, das hat sie nicht, Mevrouw«, antwortete Letty pikiert. »Sie war auf einmal weg. Sie ist mir keine Rechenschaft schuldig. Und wenn jemand etwas von ihr gehört haben müsste, dann doch wohl Sie. Schließlich wohnt sie bei Ihnen und nicht bei mir.«
    Tante Maran unterdrückte ihre Verärgerung über den frechen Ton dieser Göre. Unter normalen Umständen hätte sie aufgelegt, aber sie hatte niemand anderen, mit dem sie reden konnte.
    »Isabelle hat mich so gegen acht Uhr angerufen«, bekannte sie. »Sie hat gesagt, sie sei mit einem Freund essen gegangen und es könne spät werden.« »Hat sie nicht gesagt, von wo aus sie angerufen hat? War sie in einem Restaurant?«
    »Nein, sie hat mir nicht gesagt, wo sie war.«
    »Na ja …«, meinte Letty zögernd. »Meiner Meinung nach wird sie jeden Moment von selbst wieder auftauchen, sie …« Wieder schwieg sie einen Moment und sagte dann abrupt: »Vielleicht hat sie einfach nur eine schöne Nacht mit einem Freund verbracht.«
    Tante Maran schluckte. »Hätte sie dich in diesem Fall nicht ins Vertrauen gezogen?«
    »Doch, normalerweise schon. Ich meine, wir haben keinerlei Geheimnisse voreinander.«
    »Aber du weißt nichts von einem Freund?«
    »Nein, Mevrouw. Sie hat mir nichts erzählt.«
    »Es könnte also jeder x-Beliebige sein?«
    »Nein, Isabelle wirft sich nicht einfach dem Nächstbesten an den Hals«, sagte Letty nachdrücklich. »Bei Gerard mag ihr das passiert sein, aber jetzt kommt das ganz sicher nicht mehr vor.«
    »Warum hast du dann von einer schönen Nacht mit einem Freund geredet? Wenn du gleich darauf behauptest, sie würde nicht so ohne weiteres mit einem Fremden mitgehen?«
    Letty war einen Augenblick lang aus dem Konzept gebracht. »Ich möchte doch nur nicht, dass Sie sich Sorgen machen«, sagte sie dann. »Sie würde wirklich nicht einfach so mit jemandem mitgehen. Aber sie könnte sich doch auch Hals über Kopf verliebt haben?«
    »Vielleicht ist sie entführt worden«, meinte Tante Maran.
    »Aber dann hätte sie doch nicht um acht Uhr angerufen, um Ihnen Bescheid zu sagen, dass alles in Ordnung ist.«
    »Ich rufe jetzt die Polizei an«, beschloss Tante Maran.

 
4
     
    Kleiweg begriff, weshalb es zwei Telefonnummern gab, als er die große blaue Villa mit dem separaten Seitenflügel sah, der offenbar vor noch nicht allzu langer Zeit angebaut worden war.
    Eine Frau von Mitte vierzig öffnete die Tür. Sie trug eine weiße Schürze und sah nicht aus wie die Frau des Hauses. Während er sich vorstellte und nach Mevrouw Colijn fragte, erschien eine andere Dame in der Diele.
    »Was gibt es denn, Mary?«
    »Der Meneer hier ist von der Polizei.«
    »Na sieh mal einer an. Vielen Dank, Mary.«
    »Ich bin ein bisschen verwirrt«, bekannte Kleiweg lächelnd. »Spreche ich mit Mevrouw Visser oder mit Mevrouw Colijn?«
    »Ich bin Judith Visser. Gibt es Neuigkeiten?«
    Die Haushälterin verschwand. Kleiweg runzelte die Stirn. »Neuigkeiten?«
    »Ich nehme doch an, dass Sie hier sind, weil ich heute Morgen Ihre Kollegen angerufen habe.«
    »Warum haben Sie uns denn angerufen?«
    »Wegen meines Mannes natürlich, deshalb sind Sie doch gekommen, oder nicht? Obwohl ich den Eindruck hatte, dass man mich nicht sonderlich ernst genommen hat.«
    »Darf ich fragen, in welcher Dienststelle Sie angerufen haben?«
    »In Oss.«
    »Ich bin von der Kriminalpolizei.« Kleiweg gab ihr seinen Dienstausweis. »Darf ich eintreten?«
    Sie sah sich den Ausweis an. Ihr Ärger verflog, und sie begann sich Sorgen zu machen. Sie war eine schlanke Frau, fast mager, mit grünen intelligenten Augen in einem schmalen Gesicht, das mit seinen hohen Wangenknochen und der klassischen Kinnpartie attraktiv gewesen wäre, wenn sie nicht einen so verbitterten Zug um den Mund gehabt hätte. Sie war elegant gekleidet

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