Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Isabelle

Isabelle

Titel: Isabelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
Vom Netzwerk:
glattem Flachshaar und den tief liegenden Augen eines Fanatikers.
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte Max. »Hier gibt es nichts, was ich nicht schon früher einmal gesehen hätte. Man könnte direkt traurig werden bei so viel Vorhersehbarkeit.«
    Linders fand die Sprache wieder. »Wer bist du?«
    »Ich bin von der Verbrechensverhütung.«
    »Verdammte Scheiße … Raus hier oder ich ruf die Polizei!« Linders blickte sich um, als suche er eine Waffe, fand aber nichts außer seinen eigenen Fäusten. Er brachte sie in Schulterhöhe und ging vorsichtig einen Schritt nach vorn.
    Max steckte die Hand in die Innentasche seiner Jacke. »Von mir aus, dann machen wir es eben offiziell. Dann kannst du dir wieder einen neuen Job suchen. Noch eine Bewährungsstrafe zusätzlich oder gleich zurück in den Knast wegen Raubmord, unserer Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt. Ich kann dir aber auch in die Kniescheibe schießen, nach der nordirischen Methode.« Während er sprach, ging er auf Linders zu, der Schritt für Schritt ins Wohnzimmer zurückwich. »Ein bisschen Blut und ein paar Knochensplitter fallen in dem Schweinestall hier sowieso nicht weiter auf. Dass hier ein Jahr lang eine junge Frau gewohnt hat, ist wirklich kaum zu fassen.« Max gab eine Reihe willkürlicher Äußerungen und Drohungen von sich, um den Mann aus dem Gleichgewicht zu bringen, eine Methode, die er schon so oft angewandt hatte, dass sie ihm zur Routine geworden war. Er sah zu seiner Zufriedenheit, dass Linders verwirrt in seiner Bewegung auf ein schmutzig graues Telefon zu innehielt. Max fuchtelte mit einer unsichtbaren Hand unter seinem Sakko herum.
    »Egal, was ich hier drin habe, meine Legitimation oder das Passende für deine Kniescheibe – wenn ich es raushole, wird die Sache offiziell und genauso unwiderruflich wie Schwangersein, das gibt’s auch nicht nur ein kleines bisschen. Kannst du mir noch folgen?«
    Linders war zu verblüfft, um auch nur den Kopf zu schütteln. Unter der dünnen Lackschicht seines draufgängerischen Gehabes war er ein Weichei, ein kleiner Gauner von dem Typ, bei dem Max und Bart Simons unzählige Male die Good-cop-bad-cop-Taktik angewandt hatten. Vielleicht war die Zeit reif für die Good-cop-Nummer. »Setz dich.« Mit der freien Hand deutete Max auf das Sofa. »Du bist mich im Handumdrehen wieder los. Ich habe nur ein paar Fragen, sonst nichts.«
    »Ich weiß nicht, wer du bist«, giftete Linders ihn an, »aber die Polizei ist schon längst hier gewesen.«
    »Ich kann dir gerne helfen, dich hinzusetzen«, sagte Max in sanftem Ton. »Wenn das für dich zu kompliziert sein sollte.«
    Linders warf einen Blick auf die Hand unter Max’ Jacke und wich zurück, bis er mit den Kniekehlen das Sofa berührte. Er setzte sich hin.
    »Ich arbeite für jemanden, der sehr böse auf dich ist«, sagte Max. »Das mit den Kniescheiben war nicht meine Idee. Niemand sieht mich kommen, niemand sieht mich gehen. Ob du redest oder blutest, mir soll’s egal sein.« »Ich hab nichts zu verbergen«, sagte Linders mürrisch.
    »Wo warst du am Abend und in der Nacht des sechzehnten Mai?«
    Linders’ Augen wurden groß und er seufzte beinahe vor Erleichterung. »Ach, darum geht es?« Er musste andere Dinge auf dem Kerbholz haben. Er ratterte seinen Text herunter, als hätte er schon hundert Mal dasselbe erzählt. »Ich war mit meinem Taxi unterwegs, hatte Abendschicht. Musste später noch mal nach Schiphol fahren. Danach habe ich das Taxi in die Garage gebracht und bin nach Hause gegangen. Ich hab ein wasserdichtes Alibi. Die Polizei hat alle meine Angaben überprüft, auch bei meinem Chef. Ich hab nichts mit der Sache zu tun.«
    »Wann hast du Isabelle Mertens das letzte Mal gesehen?«
    »Ungefähr vor einem Jahr.«
    »Bei ihrer Arbeitsstelle?«
    »Was spielt denn das für eine Rolle?«
    »Das letzte Mal, als du dort warst, wurde ein Mercedes vom eingezäunten Teil des Parkplatzes gestohlen.«
    Gequält hob Linders den Blick. »Das hat mir keiner nachweisen gekonnt.«
    Für mangelhafte Beherrschung der Grammatik konnte man niemanden hinter Gitter bringen. »Woher wusstest du, dass es sich um einen Langzeitparker handelte, der erst drei Tage später wiederkam? Hat Isabelle dir einen Tipp gegeben?«
    Linders gab einen abfälligen Laut von sich. »Isabelle? Ich konnte die blöde Kuh doch kaum zurückhalten, sonst wäre die andauernd in die Kirche gerannt.«
    »Wenn sie eine so blöde Kuh war, warum hast du sie dann noch mal besucht?«
    »Einfach

Weitere Kostenlose Bücher