Isabelle
seine Kreditkarten benutzt worden sind?«
»Nein, nichts. Ich habe das Gefühl, dass die ganze Angelegenheit ganz nach unten in die Ablage geschoben wurde. Bist du schon bei dem Gasthaus gewesen?«
Max schüttelte den Kopf. »Vorläufig will ich der Polizei nicht in die Quere kommen.«
Nel wandte den Blick Marga zu, die mit Kräutern, Pilzen und Rosinen hantierte und zu ihnen hinüber an den Schrank mit der Hausbar ging, um eine Flasche Cognac herauszuholen.
»Kommt der auch in die Makkaronisauce?«, fragte Nel interessiert.
»Du wirst dich noch wundern«, antwortete Marga. »In meine Sauce kommen insgesamt dreizehn Zutaten.«
»Ich habe dir doch gesagt, dass es eine Kunst ist«, meinte Max. »Was ist mit diesem Hotel?«
»Ben Visser hat dort einen anderen Namen angegeben.«
»Das ist doch normal bei einem Seitensprung. Man hat dann nur das Problem, dass man bar bezahlen muss.«
»Er wurde aber ermordet, bevor er bezahlen konnte. Nein, die Sache ist die, dass der Name, den er benutzt hat, aus den Berichten verschwunden ist.«
»Vielleicht stand er gar nicht erst drin, weil sie ihn nicht für wichtig hielten. Lass mich raten, Jan Jansen?«
Unbeirrbar schüttelte sie den Kopf. »Ich habe lange genug bei der Polizei gearbeitet, um zu wissen, dass alles zu Protokoll genommen wird. Du hast das früher garantiert auch getan. Wenn sie den Namen unterschlagen, hat das etwas zu bedeuten. Insbesondere weil alles andere über Ben Visser akribisch aufgenommen wurde.«
»Lass mal hören.«
»Vielleicht ist es Zufall …«
»Es gibt keinen Zufall.« Offenbar hörte Marga aufmerksam zu.
»Richtig«, stimmte Nel zu. »Dann ist es eben kein Zufall, aber Ben Visser war ebenfalls Waise.«
»Aha, zwei Königskinder.« Marga drehte die Gasflamme herunter und nahm ihr Weinglas in die Hand, das auf der Anrichte stand. »Ich habe darüber in der Zeitung gelesen, aber was immer auch behauptet wird, diese beiden sind sich begegnet und wussten, dass sie füreinander bestimmt waren. Mit sehr viel Glück passiert einem das einmal im Leben. Das arme Kind.«
Max dachte an Isabelle und wie sie am Fluss gesessen hatte. »Klingt ja so, als wärst du neidisch«, sagte er.
Marga klappte den Deckel auf einen Topf. »Stimmt.«
Nel ließ den Blick ein paar Sekunden lang auf Marga ruhen und sagte dann: »Judith Colijn hat erzählt, Ben Visser sei als Jugendlicher aus einem Waisenhaus davongelaufen und sei dann zur See gefahren. Vielleicht hielt man es nicht für wichtig, weil es so lange her ist, aber zwischen seiner Flucht aus dem Waisenhaus und dem Jahr, in dem er das erste Mal wieder offiziell irgendwo auftaucht, klafft eine Lücke von gut zwanzig Jahren. Ab 1973 hat er bei einer Arbeitsvermittlungsfirma für Seeleute in Singapur unter Vertrag gestanden. Vor sechs Jahren ist er wieder in den Niederlanden aufgetaucht, vor vier Jahren hat er Judith Colijn geheiratet. Ihr Vater besaß eine Fabrik für Metallfensterrahmen. Als er starb, wurde Ben Direktor. Das passt so gar nicht zu dem Bild, das sein vorheriges Leben ergibt. Warum entscheidet sich ein Abenteurer wie er plötzlich für einen Schreibtischjob in einer Fensterfabrik?«
»Vielleicht hatte er die Abenteuer satt? Er wurde allmählich älter, Judith Colijn war reich, Alleinerbin und ist zudem auch noch eine attraktive Frau.«
»Attraktiv vielleicht«, sagte Marga mit einem undefinierbaren Blick auf Max. »Aber sie war nicht seine große Liebe.«
Nel fischte eine grüne Olive aus dem Keramikschüsselchen, das Marga ihr hingestellt hatte. »Wie haben sich die beiden eigentlich kennen gelernt?«
»Ben Visser und Judith? Keine Ahnung. Warum?«
»Du bist der ehemalige Polizei-Inspecteur.«
Max nickte. Er wusste, worauf sie hinauswollte. »Das müssen wir überprüfen.«
Marga setzte sich zu Nel aufs Sofa und sagte: »Da komme ich nicht mehr mit.«
»Unsere Nel springt vom Hölzchen aufs Stöckchen. Sie spielt auf die zähe Ermittlungsarbeit an. Mord. Oder Raubmord?« Max schüttelte den Kopf. »Ich werde der Sache nachgehen, aber wenn an der Geschichte mit dem Freund von Isabelle etwas dran wäre, hätte die Polizei ihn schon längst verhaftet.«
»Genau das meine ich«, sagte Nel.
»Weißt du, was sie meint?«, fragte Marga.
»Nel meint, dass unser Mann Judith Colijn vielleicht aus noch einem anderen Grund geheiratet hat. Er hatte eine Narbe von einer Schussverletzung, vielleicht aus der Zeit, als er zur See gefahren ist. Er geriet in irgendetwas hinein, machte sich aus
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