Isabelle
die Suche nach den feineren Antwerpener Restaurants begeben zu können.
»Didier hat eine hübsche Wohnung und eine sexy Ge liebte, Josien De Vos, eine Blondine, an der mehr dran ist als an mir«, berichtete Nel. »Die Wohnung läuft auf ihren Namen. Können wir damit etwas anfangen?«
»Du meinst, Didier erpressen?« Max grinste. »Ich be zweifle, dass es seiner Frau besonders viel ausmacht, dass er eine Geliebte hat. Hast du ihn gesehen?«
»Ja, aber er mich nicht.«
»Gut. Wenn Didier merkt, dass wir hier herumschnüffeln, hetzt er uns Sjef De Canter auf den Hals, und das möchte ich gerne vermeiden.«
»Und wenn Didier es von anderen erfährt?«
»Nicht von Marleen De Goede oder ihrem Vater, die haben so wenig mit ihm zu schaffen, dass sie ihm lieber heute als morgen seinen Anteil abkaufen würden. Seine Frau wird in Anbetracht seiner Geliebten auch kein großes Bedürfnis haben, ihn anzurufen. Hast du das mit dem Telefon geschafft?«
»Ich konnte nicht in ihre Wohnung rein, weil sie zu Hause waren. Ich habe eine Weile gewartet und es dann im Keller angezapft.«
»Hat es dabei keine Probleme gegeben?«
Sie schüttelte den Kopf. »Es ist ein großes Gebäude, und ständig gehen Leute rein und raus. Im zentralen Schaltschrank sind die Leitungen mit den Nummern der Wohnungen versehen. Ich muss das Ding allerdings wiederhaben, so ein ME 426 kostet ein Vermögen und man kommt nur sehr schwer dran. Der Empfänger liegt im Auto, er ist eingeschaltet und an den Kassettenrecorder angeschlossen, aber man muss sich in der Nähe aufhalten, um das Signal empfangen zu können. Diese Massen von Stahlbeton verursachen Interferenzen, wie ein Faraday’scher Käfig, du weiß schon.«
»Ich weiß gar nichts.«
Nel seufzte theatralisch. »Direkt vor der Tür zu stehen wäre am besten. Hat dir das Gespräch mit Marleen De Goede was gebracht?«
»Mehr die Unterhaltung mit ihrem Vater.«
Max blickte in das fragende Gesicht von Nel und schnitt ein Stück von seinem Entrecote ab. Er wusste noch immer nicht so recht, was er mit seiner Sammlung von Schicksalslaunen und den Folgen, die das Ganze womöglich für Isabelle hatte, anfangen sollte. Er wollte das alles so lange wie möglich für sich behalten, aber Nel war seine Partnerin, selbst wenn sie sich hartnäckig wei gerte, das auch offiziell zu machen.
»Der alte Raymond hatte zwei Kinder.«
»Das wissen wir ja. Der Sohn wurde ermordet und die Tochter starb 1974 an inneren Blutungen.«
Max trank einen Schluck von seinem Wein. »Ich glau be, dass Sjef de Canter entweder sehr schlampig gearbei tet oder an der Erklärung des Krankenhauses in Culem borg etwas geändert hat. Diese inneren Blutungen waren die Folge einer Entbindung. Ich glaube, in einem Kran kenhaus würde so etwas vermerkt. Vielleicht hat De Can ter eine eigene Erklärung aufgesetzt, auf der nur die un mittelbare Todesursache stand. Im Krankenhaus würde man so etwas wahrscheinlich unterschreiben, weil ja nichts Falsches drinsteht, sondern nur etwas weggelassen wurde.«
»Moment mal.« Nel verlor den Faden. »Eine Geburt? Gibt es ein Enkelkind?«
»Und was für eins. Die erste Frau von Raymond hieß Mechthild. Ihr Sohn hieß Alex, ihre Tochter Amanda.«
Nels Unterkiefer klappte herunter. »Du meine Güte! Die Mutter von Isabelle? Ist Isabelle die Enkelin von Raymond Lafont?«
»Tja, ich weiß auch nicht so recht, was ich jetzt damit anfangen soll«, bekannte Max.
»Ob du es Isabelle sagen sollst?«
»Oder vielleicht sogar Judith Colijn.«
»Isabelle ist die rechtmäßige Erbin.«
»Und die nächste Kandidatin für einen tödlichen Un fall, sobald es herauskommt.«
Nel schwieg eine Weile nachdenklich. »Sagtest du nicht, du hättest das Gefühl, bei Ben und Isabelle wäre mehr im Spiel gewesen als Liebe auf den ersten Blick?« Sie lächelte ihr katzenhaftes Lächeln. »Meine Eltern haben ein Fahrradgeschäft, mein Bruder ist bei der Marine, ich kenne meine Onkel und Tanten. Ob ich auch so ein Gefühl des Wiedererkennens hätte, wenn ich nichts von ihrer Existenz wüsste und einer von ihnen plötzlich vor meiner Nase stünde?«
»Frag mal einen Psychiater. Vielleicht wird diese Art von Wiedererkennungseffekt aber auch durch Kindheitstraumata verstärkt, und bei den beiden kam noch die extreme Einsamkeit hinzu, in der sie ihre Jugend verbracht haben. Vielleicht sind Waisen auch unbewusst immer auf der Suche und haben einen sechsten Sinn für Blutsverwandtschaft.«
»Und jetzt ist sie auch noch
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