Isabelle
und trank in großen Zügen von dem Pils. Er war kein Biertrinker, aber im Wintergarten schien es immer heißer zu werden. »Ich untersuche lediglich eine Reihe von Zufällen, die bisher übersehen wurden.«
Damiaan lachte leise. »Ich bin froh, dass das jemand macht. Nicht weil ich hoffe, dass Didier geradeaus marschiert ist. Wenn das an die Öffentlichkeit käme, wäre es schlechte Publicity für Lafont & De Busselaer, aber ich hätte schon gerne Gewissheit über einen Mann, der mit meiner Tochter zusammen die Firma leitet.«
»Sie haben also an diese Möglichkeit gedacht.«
»Viel mehr als darüber nachdenken kann man da ja nicht machen.«
»Betreibt Didier dubiose Geschäfte?«
»Nicht bei uns.«
»Wo dann?«
Der alte Mann biss in einen Zwieback. »Mit Wein wird viel Schmu gemacht. Da stecken Millionen drin. Teure Etiketten auf nordafrikanische Pantschereien, Chemikalien rein, Milch dazu, um den Geschmack der Chemikalien zu überdecken, und dann ab in Länder, wo die Leute mehr Geld als Ahnung von Wein haben. Organisiertes Verbrechen. Die Union Corse hat immer noch ihr Hauptquartier in Marseille.«
»Ist das nur so eine Ahnung?«
»Eine Ahnung, die mir sagt, dass es besser ist, sich lautlos aus dem Staub zu machen, bis es mehr als eine Ahnung wird«, sagte Damiaan und fügte unbewegt hinzu: »Marleen möchte Didier eben gerne ausbezahlen.«
Max sagte ein paar Augenblicke lang nichts. »Was halten Sie von Julius Bocken?«
»Er ist unser Rechtsanwalt, und zwar schon seit über zwanzig Jahren. Wenn du da was Illegales suchst, liegst du verkehrt. Bocken ist absolut integer.«
»De Canter?«
»Noch nie von ihm gehört.«
»Er hat die Nachforschungen nach den Erben angestellt, soweit ich weiß im Auftrag von Julius Bocken.«
Der alte Mann schüttelte den Kopf. »Ich kann ihn fragen, wenn du willst.« Er legte seine Zigarre weg und bückte sich zu dem Mobiltelefon, das auf den Zeitungen im unteren Fach des Tischchens lag.
»Ja, aber erwähnen Sie mich bitte nicht«, sagte Max.
Damiaan zwinkerte ihm zu und wählte eine Nummer, die er offensichtlich auswendig kannte. »Hallo, Mathilde«, sagte er in die Sprechmuschel. »Ist Julius da? Ach so. Na, vielleicht kannst du mir auch weiterhelfen. Julius hat doch jemanden für die Suche nach den anderen Erben von Lafont engagiert, weiß du noch? Ja. Hieß der Mann De Canter?« Er hörte zu. »Sjef De Canter, das wird er wohl sein. Hast du seine Adresse? Nein, vielleicht habe ich einen Auftrag für ihn … Schön, danke dir. Ach ja, wie seid ihr eigentlich auf ihn gekommen?« Damiaan lauschte wieder und dankte ihr. Er schaltete den Apparat aus und sah Max an. »Sjef De Canter. Wurde von Didier engagiert und von Didier bezahlt.«
Max notierte sich die Adresse. Er fragte sich, was Nel wohl gerade machte. »Ich will Sie nicht zu lange aufhalten, aber ich wüsste gerne etwas mehr über die erste Ehe von Raymond.«
»Du hältst mich nicht auf, ich muss nirgendwo hin«, sagte Damiaan. »Ich erzähle dir gern, was ich weiß, wenn dir das etwas nützt. Raymond war der einzige Sohn von Bertrand Lafont, einem ungemütlichen Herrn. Ray war natürlich von Anfang an dazu ausersehen, das Weingut zu übernehmen, und sein Vater schickte ihn nach seinem Baccalaureat für ein Praktikum nach Antwerpen, um zu lernen, wie der Vertrieb und der Verkauf funktionierten. Ich war im selben Alter wie Raymond, wir verstanden uns gut und wurden Freunde.«
»Und dieses Praktikum hat so in etwa zwei Jahre gedauert?«, fragte Max.
»Das kann hinkommen. Ray hatte es nicht besonders eilig zurückzugehen, Antwerpen war damals, kurz nach dem Krieg, eine schöne Stadt. Er lernte ganz passabel Flämisch und reiste mit den Vertretern herum, um die Weinhäuser in Belgien und den Niederlanden kennen zu lernen. Später ging er dann alleine auf Reisen, und dabei hat er seine erste Frau kennen gelernt.«
»Haben Sie sie gekannt?«
»Mechthild Mertens? Ja, natürlich. Sie war ein nettes Mädchen, ein bisschen streng erzogen, aber bei den belgischen Mädchen war das damals noch schlimmer.«
Der Name war ein Schock für Max, obwohl er seit der abfälligen Bemerkung von Christine Lafont über die Ehe ohne Trauschein in Gretna Green seiner Sache so gut wie sicher gewesen war. »Wie hat er sie kennen gelernt?«
Damiaan lachte. »Auf der Kirmes in Culemborg. Liebe auf den ersten Blick, aber ihre Eltern wollten nichts von ihm wissen. Mechthild wurde sofort schwanger, und da ging es erst richtig zur Sache.
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