Isarblues: Der dritte Fall für Max Raintaler (German Edition)
könnte ich dich auch
fragen. Musst du morgen nicht arbeiten?«
»Urlaub,
Herr Pensionär. Die ganze Woche lang. Und stell dir vor. Jetzt ist meine geliebte
Frau auch noch für drei Tage zu ihrer Mutter gefahren. Da lasse ich es natürlich
krachen. Ist doch klar.«
»Logisch.
Was denn sonst? Und wo hast du die heißen Klamotten her?« Max musste laut über Josefs
unmöglichen Aufzug lachen. Er mochte seinen quirligen Mannschaftskameraden.
Jedes Mal
wenn der schnauzbärtige Urbayer irgendwo auftauchte, war sofort Stimmung in der
Bude. Wenn er richtig gut drauf war, konnte er locker drei Tische auf einmal unterhalten.
Das hatte er bereits bei einigen Siegesfeiern des FC Kneipenluft unter Beweis gestellt.
Und auch heute schien er wieder mal bestens gelaunt zu sein.
»Das trägt
man hier so, Max. Aber deine Jeans und das alte T-Shirt gehen auch in Ordnung. Sogar
deine altmodischen Cowboystiefel. Schlagerfans sind tolerant. Stimmt das mit dem
Genusstrinker auf deiner Brust wirklich? Oder ist das mehr so eine Art guter Vorsatz.«
»Es stimmt
wirklich. Ich genieße jeden einzelnen Schluck.« Max wischte sich mit dem Handrücken
den Schweiß von der Stirn. Hat der Stirner gerade was gegen meine Cowboystiefel
gesagt? Nein. Wohl eher nicht. Er kennt mich doch gar nicht anders. Und dazu, dass
sie altmodisch sind, stehe ich. Wen juckt’s? Man muss ja nicht wie jedermann herumlaufen.
»Verstehe.
Jeden einzelnen Schluck!« Jetzt war Josef an der Reihe laut zu lachen.
»Und? Was
treibt dich nun hier herein? Sag schon«, fragte er dann.
»Na ja.
Es ist so. Du weißt ja, dass ich ab und zu mal Aufträge als Privatdetektiv annehme.
Und zur Zeit suche ich nach Informationen über zwei Schlagerproduzenten. Tja, und
da dachte ich, dass ich vielleicht hier drinnen fündig werde.« Max zeigte mit einer
großzügigen Armbewegung ins bewegte Rund.
»Es geht
um Schlagerproduzenten? Ja, weißt du denn nicht, wer der absolute Schlagerexperte
in dieser unserer schönen Stadt ist?« Josef hob vielsagend die Brauen.
»Keine Ahnung.«
Max zuckte mit den Achseln.
»Na, ich.
Dein alter Kumpel Josef Stirner.« Josef deutete mit dem Finger auf seine eigene
Brust.
»Was willst
du wissen, Max? Wer sind deine Produzenten?«
»Was? Du
kennst dich in der Schlagerszene aus? Mein durchgeknallter Freund und Torwart, Josef
Stirner?« Max blickte ihn ungläubig an. War das auch ganz sicher sein alter Freund
Josef? Oder hatte er dessen Doppelgänger vor sich? »Hätte ich nicht gedacht. Du
hörst doch sonst nur Heavy Metal und Oldies und anderes Popzeugs.«
»So kann
man sich täuschen. Selbst wenn man bei der Kripo war. Was, Max? Aber jetzt rück
schon raus. Wie heißen die beiden?«
»Aber das
muss unter uns bleiben.« Max versicherte sich, dass niemand ihr Gespräch mithören
konnte, indem er sich kurz nach allen Seiten umsah.
»Logisch.«
»Also gut.
Holzer und Nagel.«
»Autsch!«
Josef verzog das Gesicht, als hätte er Schmerzen. Er warf Max einen bedeutungsschwangeren
Blick zu.
»So schlimm?«,
fragte der. »Kommt darauf an, wie man es sieht. Zwei üble Gesellen, was man so hört.
Die beiden haben einen echt miesen Ruf in der Branche.«
»So weit
bin ich auch schon gekommen, Josef. Aber was ich jetzt suche, sind weitergehende
Informationen. Irgendwas, mit dem ich sie unter Druck setzen kann. Die beiden verschweigen
mir nämlich etwas.«
»Was denn?«
»Sie sind
unrechtmäßig an ein Lied von unserem gemeinsamen Freund Heinz Brummer gekommen und
streiten das ab. Ich bin mir aber sicher, dass sie lügen und will herausfinden,
wer ihnen das Original besorgt hat.« Max hatte sich ganz nah zu seinem Vereinskameraden
hinübergebeugt und sprach jetzt sehr leise.
»Was? Dem
Heinz haben sie ein Lied geklaut? Hoffentlich muss er da nicht ab morgen am Hungertuch
nagen.« Josef kicherte schadenfroh. Er kannte Heinz wie Max seit dem Studium. Und
vom stadtbekannten Geiz des rothaarigen Musikproduzenten wusste er natürlich auch.
»Dass Holzer und Nagel lügen, wundert mich nicht«, meinte er dann. »Die sind als
notorische Lügner und Plagiatoren bekannt, konnten jedoch bisher jeden Prozess,
der gegen sie geführt wurde, gewinnen. Sie haben da anscheinend ein paar echte Superanwälte.
Aber ich weiß, wie du sie unter Druck setzen kannst. Ich sage es dir auch, sobald
ich was zu trinken habe. Ich bin am Verdursten.« Der schnauzbärtige Keeper blinzelte
seinen rechten Verteidiger beim FC Kneipenluft auffordernd an.
»Ach so.
Klar. Was magst du?«
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