Isarblues: Der dritte Fall für Max Raintaler (German Edition)
hinein.
»Wie du
meinst, Franzi … Dann ist Ratgeber also Bärs Mörder. Und jetzt hat er das Fracksausen
bekommen, weil ich bei ihm nachgestochert habe und ist auf und davon. Oder?« Max
legte ärgerlich sein Besteck aus der Hand. Es war zum Aus-der-Haut-Fahren. Bisher
hatte er nichts als Indizien und Vermutungen. Beweise gab es keine und ein Geständnis
hatte der miese Herr Musikredakteur natürlich auch nicht abgelegt.
»Na ja.
Könnte gut sein, dass es Ratgeber war«, räumte Franz mit vollem Mund ein. »Obwohl
wir, wie gesagt, immer noch nicht genau wissen, woran Bär gestorben ist. Das erfahre
ich erst morgen Vormittag. Vorher werden die im Labor nicht mit ihren Untersuchungen
fertig, und vorher sollten wir uns auch nicht mit wilden Spekulationen herumschlagen.«
»Na gut.
Dann warten wir es eben ab. Wobei mein ursprünglicher Fall bereits so gut wie gelöst
ist. Heinz bekommt bis auf Ratgebers 30 Prozent seine Rechte zurück. Und er wird
damit zufrieden sein. Von daher … Prost, Herr Exkollege. Ich habe, so wie es aussieht,
ab sofort wieder frei.« Trotzdem hätte es Max interessiert, ob es wirklich Ratgeber
war, der Fritz Bär umgebracht hatte, und ob Bär wirklich die Lieder aus Heinz’ Studio
entwendet hatte. War es das damit endgültig gewesen mit den Liederdiebstählen bei
Heinz? Oder würde in Zukunft fröhlich von einem Unbekannten bei ihm weitergeklaut
werden.
Sie bestellten
jeder noch ein Bier. Franz allerdings ein alkoholfreies. Wegen der Sache mit den
Dienstvorschriften.
Als Max
aufgegessen hatte, lehnte er sich entspannt in seinem Stuhl zurück, verschränkte
die Hände hinter dem Kopf und freute sich schon mal auf seine Woche Studio. Abgemacht
war schließlich abgemacht. Da kam ihm Heinz nicht aus. Er würde seine Rechnung bezahlen
müssen. Am besten, er fuhr gleich nachher noch bei ihm vorbei und legte ihm seinen
Abschlussbericht vor. Franz verabschiedete sich. Er musste ins Büro zurück. Bevor
er ging, versprach er Max, dass er ihn anrufen würde, sobald er morgen die Ergebnisse
von Bärs Obduktion auf dem Schreibtisch liegen hätte. Max blieb noch eine Weile
sitzen und beobachtete die jungen Leute um sich herum. Sein Blick blieb an einem
Pärchen zwei Tische weiter hängen. Die beiden knutschten miteinander, seit sie dort
Platz genommen hatten. Der schlanke Bursche mit seinen langen, schwarzen Rastalocken
und dem dünnen, gezwirbelten Kinnbart sah aus wie ein indischer Guru. Sie trug absichtlich
zerrissene Designerjeans und ein knallrotes hautenges T-Shirt. Ihre Haare hatte
sie unter einer bunten Strickmütze versteckt. So ein Ding, wie es Bob Marley früher
immer aufhatte. Nur ein paar dunkle Lockenspitzen lugten frech an den Seiten darunter
hervor.
Die sind
doch wirklich voll in Ordnung, dachte er. Jeder redete andauernd davon, wie angepasst
und unselbstständig die heutige Jugend sein sollte. Aber wenn er beispielsweise
nur mal die beiden hier betrachtete, fand er das überhaupt nicht. Sie waren auch
nicht anders als die Generationen vor ihnen. Sie versuchten sich von ihren Eltern
abzugrenzen, logisch, aber sie machten doch keinen angepassten oder unselbstständigen
Eindruck. Ganz im Gegenteil. Man nehme nur mal den selbstbewussten freundlichen
Ton, mit dem sie vorhin bei der Kellnerin ihr Essen bestellten. Den hätte er als
junger Mensch auch gerne parat gehabt. Dann wäre bestimmt einiges anders gelaufen
in seinem Leben. Und trotzdem hatten sie es schwer genug heutzutage, diese Kids,
gerade wenn man an die zwei allgegenwärtigen ›A‹, Aids und Arbeitslosigkeit dachte.
Da musste man doch nicht auch noch andauernd mit hämischer Kritik von wegen Oberflächlichkeit
und Faulheit über sie herfallen, wie das so viele unserer Mitbürger unbedingt meinten,
tun zu müssen. Die Zeiten änderten sich. Und mit ihnen änderten sich die Menschen.
Das war schon immer so. Und es war doch auch absolut in Ordnung. Er trank aus, bezahlte
und lächelte den beiden beim Hinausgehen freundlich zu.
21
Harlaching, gleich oberhalb des
Tierparks Hellabrunn. Mittwoch, Viertel vor vier. Max stellte sein Auto auf dem
kleinen Studioparkplatz neben Heinz’ japanischer Rostlaube ab und trat durch die
offenstehende Tür. Sein Tennispartner und momentaner Noch-Auftraggeber war gerade
dabei, den Bass zu einem neuen Lied einzuspielen. Direkt über ein Keyboard in ein
Computerprogramm hinein. Dort hatte er danach die Möglichkeit, die einzelnen Töne
bezüglich ihrer Länge, Tonhöhe und Platzierung im
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