Isarblues: Der dritte Fall für Max Raintaler (German Edition)
sie alle neuen Stücke zweimal durchgespielt. Sie packten ihre
Gitarren in die Koffer und wischten sich mit zwei kleinen, bunten Handtüchern, die
Max aus seinem Badezimmer geholt hatte, die schweißnassen Gesichter und Haare trocken.
»Wenn wir
am Samstag genauso gut spielen, wird der Abend ein Riesenerfolg«, freute sich Max
zufrieden.
»Vorausgesetzt,
es kommen Leute, Max. Du weißt, dass wir Sommer haben. Es ist heiß draußen und die
meisten unserer Mitbürger sitzen lieber im Biergarten als in einem kleinen, verrauchten
Musiklokal.«
»Apropos
Biergarten, Mike. Ich habe Durst. Was meinst du? Biergarten?« Max schnalzte ein
paarmal laut mit der Zunge, um Mike zu verdeutlichen, wie trocken sein Mund inzwischen
war.
»Spitzenidee,
Chef. Das machen wir. Darf ich meine Klampfe hier lassen?« Der junge Gitarrist deutete
auf seine teure Taylor Rosewood, die vor Max’ kleinem, hellbraunem Couchtisch in
ihrem schwarzen Gitarrenkoffer auf Tante Isoldes wertvollem Perser lag.
»Und würdest
du sie mir auch noch am Samstag in die ›Kleine Rockbühne‹ mitbringen?«
»Schon.
Aber bloß, wenn du ganz brav bist.« Max zog grinsend sein helles Sommersakko über.
Und zog es gleich wieder aus. Viel zu warm, merkte er.
Kurz darauf
stiegen sie die Treppen hinunter und sahen zu, dass sie so schnell wie möglich auf
die andere Straßenseite in den Schatten kamen. Von hier aus ging es direkt durchs
Grüne in den kleinen Biergarten nahe der Isar. Dort angekommen, versuchte Max erneut,
Irene am Telefon zu erreichen. Ohne Erfolg. Wo mag sie nur sein? Hoffentlich ist
ihr nichts zugestoßen, dachte er.
23
München-Thalkirchen, Donnerstagmorgen,
neun Uhr. Der Wecker klingelte. Max schlug mit der flachen Hand auf ihn ein, bis
wieder Ruhe einkehrte. Er hatte schlecht geschlafen und geträumt, dass Irene mit
ihm in einem kleinen Ruderboot auf dem offenen Meer gesessen war. Sie wollten nach
Jamaika. Auf einmal war ein riesiger Hai aus dem Wasser aufgetaucht und hatte sie
mit sich in die Tiefe gerissen. Er war ebenfalls ins Wasser gesprungen und hatte
nach ihr gesucht, konnte aber nicht weit genug sehen. Das Wasser war trüb gewesen,
hatte sich immer mehr rot eingefärbt. Als er festgestellt hatte, dass es ihr Blut
sein musste, war er schweißgebadet aufgewacht.
Er stand
auf, holte in der Küche den restlichen Käsekuchen und eine halbleere Milchtüte aus
dem Kühlschrank und setzte sich damit an seinen Couchtisch im Wohnzimmer. Sollte
er noch mal bei Irene anrufen? Wozu? Sie würde sowieso wieder nicht rangehen, wenn
sie seine Nummer auf ihrem Display sah. Er würde später lieber persönlich bei ihr
vorbeischauen. Wenn er unten klingelte, würde sie ihm auf jeden Fall aufmachen müssen,
da sie ja nicht wissen konnte, wer es war. Guter Plan. Als er das erste Stück Kuchen
gegessen hatte, fiel ihm ein, dass er Monika eigentlich auch etwas davon zukommen
lassen könnte. Sie liebte Frau Bauers Käsekuchen über alles. Außerdem machte es
einfach mehr Spaß, zu zweit zu frühstücken als alleine. Die Gefahr, dass er vielleicht
doch noch zuckerkrank würde, wäre obendrein geringer. Er rief sie an.
»Hallo,
Moni. Hast du Lust auf gemeinsames Frühstück bei dir? Ich bringe Frau Bauers berühmten
Käsekuchen mit.«
»Habe ich.
Soll ich den Kaffee schon aufstellen?«
»Ja.« Er
duschte kurz, kleidete sich an, packte den Kuchen ein und zog los. Es war schon
wieder heiß draußen. Wenn es in den nächsten Tagen nicht abkühlt, fängt es hier
bald zu brennen an, dachte er, während er durch die ausgetrockneten, braunen Wiesen
westlich der Isar lief. Als er die Tierparkbrücke erreichte, ertönte das ›Lied vom
Tod‹. Er zog sein Handy aus der Jeanstasche und hob ab.
»Raintaler.«
»Franzi
hier. Pass auf, Max. Die Ergebnisse von Bärs Obduktion liegen vor.«
»Aha. Ja
und?«
»Der gute
Mann ist an einem ganz normalen Herzinfarkt gestorben. Kein Gift, keine sonstigen
äußeren Einwirkungen. So wie es aussieht, hatte er schon seit längerer Zeit Probleme
mit seinem Herzen.«
»Also doch
kein Mord. Ich hätte Stein und Bein schwören können, dass Ratgeber ihn umgebracht
hat. Dann war Bär wohl auch nicht der Liederdieb. Oder er war es doch und hat sich
nach unserem Aufeinandertreffen im Biergarten so aufgeregt, dass es ihn umgehauen
hat. Kann ja auch sein.« Oje, Herzinfarkt. Ja mei, so schnell konnte es gehen. So
ein saublöder Fall. Nichts passte hier zusammen. Aber auch rein gar nichts.
»Fragen
können wir ihn jedenfalls
Weitere Kostenlose Bücher