Isarblues: Der dritte Fall für Max Raintaler (German Edition)
Vögelchen, dachte Max bass erstaunt. Hat Franzi
ihn etwa hypnotisiert?
»Aber wir
haben Ihren Wagenheber untersucht«, wandte Franz ein. »Da waren keine Blutspuren
daran zu finden.«
»Das ist
seiner.«
»Wie bitte?«
»Ich zog
mir die Plastikhandschuhe aus dem Verbandskasten an und legte Daniels Wagenheber
in meinen Kofferraum. Meinen eigenen nahm ich in seinem Auto nach Österreich mit.«
Holzer fasste sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an den Kopf. Anscheinend hatte
er bei den Überschlägen des Mercedes doch mehr abbekommen, als es zunächst den Anschein
hatte. »Ich bin nämlich mit Daniels Wagen nach Österreich gefahren und habe den
dort in einem versteckten, kleinen See versenkt.«
»Und wie
sind Sie zurückgekommen?«
»Mit dem
Zug.«
»Und Ihr
Auto?«
»Das holte
ich nach meiner Ankunft wieder in der Parkgarage von ›Tophits-TV‹ ab, wo ich es
nach unserem Streit auf Ratgebers Platz abgestellt hatte. Und dann bin ich damit
ins Studio gefahren.«
Das muss
der Schock sein, dachte Max. Und der Suff. Wieso sollte er sonst auf einmal so schnell
geständig ein. Und so umfassend. Kleine Anstandsreste von Gewissen? Bei seiner ausgiebigen
kriminellen Vergangenheit? Kaum vorzustellen.
»Wie sind
Sie denn zu Nagels Wagen zurückgekommen, bevor Sie nach Österreich fuhren?«, fragte
Franz weiter.
»Ganz einfach.
Mit dem Taxi.«
»Und wie
haben Sie Ihren Kompagnon in den Kanal bekommen?«
»Bis dahin
waren es bloß ein paar Meter. Ich zerrte ihn hin und dann gab ich ihm bloß noch
einen kleinen Schubs. Schon ist er geschwommen. Oder besser gesagt, getaucht. Aber
Moment mal. Da hatte ich ja immer noch die Plastikhandschuhe an. Sie können meine
Fingerabdrücke gar nicht gefunden haben …« Holzer kratzte sich verwirrt am Kopf.
»Welche
Fingerabdrücke meinen Sie?« Franz lächelte kalt.
»Sie … Sie
… Schwein. Sie haben mich reingelegt.« Holzers blaue Augen blitzten wütend, aber
gleichzeitig auch anerkennend auf. Der bis ins Knochenmark verlogene Betrüger und
Abzocker hatte seinen Meister gefunden. Und er schien diese Tatsache irgendwo tief
in seinem Inneren auch zu akzeptieren.
»Tja, wie
heißt es so schön, Herr Holzer. Manchmal heiligt der Zweck die Mittel. Sie müssten
das doch am besten wissen.« Franz stieß eine riesige Rauchwolke in den oberbayrischen
Himmel.
»Der fast
perfekte Mord«, murmelte Max.
»Wenn ich
nicht so blöd gewesen wäre, abzuhauen. Damit habe ich mich wohl erst so richtig
verdächtig gemacht. Stimmt’s?« Holzer schielte schwankend von einem zum anderen.
Trotz seines angeschlagenen Zustandes bekam er offenbar noch alles mit.
Herrschaftszeiten,
hat der einen Rausch, dachte Max. Wie kann er dabei nur so klar denken und daherreden?
Jahrelange Übung wahrscheinlich. Anders war das gar nicht zu erklären.
»Stimmt
auffallend«, bestätigte ihm Franz. »Irgendeinen Fehler machen die meisten Verbrecher.
Nur die Profis machen meistens keinen.« Er sah kurz zu den Feuerwehrmännern hinüber,
die gerade damit begonnen hatten, die hochaufschlagenden Flammen des brennenden
Unfallwagens zu löschen. »Gut, Herr Holzer«, fuhr er dann mit entschlossener Miene
fort. »Dann werde ich Sie jetzt ins Krankenhaus begleiten. Die werden Sie dort sicher
ein, zwei Tage beobachten wollen. Danach werden Sie bei uns auf dem Revier eine
ausführliche Aussage machen und unterschreiben und dann werden Sie wohl den Rest
Ihres lustigen Musikantenlebens hinter Gittern verbringen. Max, bringst du meinen
Wagen zurück?«
»Dieses
lebensgefährliche Geschoss? Niemals!« Max blickte ihn entsetzt an.
»Du musst
ja nicht so schnell fahren wie ich.«
»Na gut,
Franzi. Auf deine Verantwortung.« Er nahm zögernd den Schlüssel in Empfang und wandte
sich noch mal an Holzer. »Eins würde mich aber noch interessieren, Herr Musikdieb.
Nur der Vollständigkeit halber. Wann haben Sie Herrn Nagel angerufen, um sich mit
ihm zu verabreden? Oder hat er Sie angerufen?«
»Schmarrn.
Niemand hat irgendwen angerufen. Daniel kam, bevor ich loswollte, in mein Büro und
meinte, dass er in einer Stunde beim Isarkanal unten mit mir reden wolle. Ich sagte
Frau Meierling kurz darauf, dass ich nach Österreich aufbrechen würde, fuhr aber
erst mal zum Mittagessen in ein kleines Lokal in der Nähe und gleich anschließend
runter zum Kanal, um ihn dort zu treffen. Er hat schon auf mich gewartet.«
»Aha. Klingt
logisch. Danke. Und wer hat Ratgeber Heinz Brummers Lieder verkauft? Jetzt können
Sie es mir doch
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