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Isarbrodeln

Isarbrodeln

Titel: Isarbrodeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerwien
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immer, dass sie keine feste Beziehung will. Er sah das schon immer anders als sie. Auch er musste zwar nicht andauernd mit ihr zusammenkleben. Doch etwas mehr Monika, als er normalerweise bekam, hätte er durchaus vertragen können. Nicht gerade heute. Aber generell eben.
    »Ich weiß auch nicht, warum ich so fit bin«, sagte er. »Mir geht es den Umständen entsprechend echt überraschend gut. Ich habe geduscht und Frau Bauer hat mir Gulasch gebracht. Habe sogar alles aufgegessen. Alles bestens. Habe mir nur die Hände am Topf verbrannt.«
    »Ach, du Armer. Hast du dir wieder wehgetan? Kannst du die schrecklichen Schmerzen überhaupt aushalten?«
    Max merkte natürlich, dass sie ihn auf den Arm nahm. Unverschämtheit. Du hast gut spotten. Deine Hände sind ja auch in Ordnung, blöde Kuh. Außerdem, was soll so was an einem solchen Tag? Im Angesicht des Todes. Ist dir die Sache mit Giovanni etwa gleichgültig, Frau von und zu Schindler? Oder bist du neuerdings generell hartherzig? Man könnte es fast meinen. Herrschaftszeiten.
    »Passt schon, Moni. Wird schon wieder«, erwiderte er knapp.
    »Alles klar, Max. Also dann, Servus. Schön, dass du die Kerle erwischt hast. Hoffentlich waren sie es auch.«
    »Das hoffe ich auch. Servus, Moni. Schlaf gut.«
    Er legte auf. Über Frau Bauers Käsekuchen, von dem er ihr eigentlich etwas hätte abgeben sollen, hatte er kein Wort verloren. Der würde morgen ein perfektes Frühstück für ihn abgeben. Selber schuld, wenn sie sich so uninteressiert an ihm zeigte. Da gab es dann halt auch keinen Kuchen.

8
     
     
    »Hey, Max. Willst du auch noch ein Bier?« Georg Schießler, der neben Giovanni immer der zweite Stürmer des FC Kneipenluft gewesen war, solange der noch gespielt hatte, sah seinen Libero fragend an.
    »Logisch, Schorsch. Eins geht immer.« Max war drauf und dran, sich komplett die Kante zu geben. Vor zwei Stunden hatte er seine Vereinskameraden hier im ›Keller in der Au‹ getroffen. Alle waren gekommen, sogar die Ersatzspieler. Und alle waren schockiert und traurig gewesen und hatten gleich wissen wollen, was denn nun genau mit ihrem erfolgreichsten Stürmer geschehen war. Max hatte ihnen berichtet, wie er Giovanni und Clara mit Monika aufgefunden hatte. Und dass der italienische Torjäger wirklich tot sei. Erschlagen. Mehr hatte er nicht verraten. Nichts von den Schutzgelderpressern. Nichts von seinem Verdacht. Das wäre ganz und gar nicht in Franz’ Sinne gewesen. Und in seinem eigenen auch nicht. Es hätte nämlich auf jeden Fall nur die Aufklärung erschwert, angenommen der oder die Täter hätten Wind davon bekommen.
    »Schon komisch, Max«, meinte der lange Georg, als er Max’ Helles zwischen den etlichen leeren Gläsern auf dem kleinen runden Stehtisch abstellte. »Da leben wir die ganze Zeit vor uns hin, als wäre kein Ende in Sicht. Und mit einem Mal ist es aus und vorbei. Und so gut wie niemand hinterlässt dabei irgendwelche Spuren. Fast so, als wäre er nie da gewesen.«
    »Glaube ich nicht, Schorsch. Giovanni zum Beispiel hinterlässt jede Menge Spuren«, entgegnete ihm Max mit rauer Stimme. »Ein Lokal mit einwandfreiem Ruf, einen Fußballverein, der es sehr schwer haben wird, einen Ersatz für ihn zu finden, und eine Frau, die ihn sehr geliebt hat. Und seine vielen Freunde natürlich auch.« Er zeigte mit einer ausladenden Handbewegung in die Runde.
    »Stimmt auch wieder. Was für eine Scheiße, dass er tot ist! Auf Giovanni.« Georg erhob schwerfällig sein Glas und stieß mit Max und den anderen um sie herum an.
    »Ja, Burschen. Keiner lebt ewig«, philosophierte Max nachdenklich an alle am Tisch gewandt weiter, nachdem er getrunken hatte. »Schaut doch bloß mal uns selbst an. Mit knapp über fünfzig sind wir auch nicht mehr die Jüngsten. Jeden Tag kann es einen von uns erwischen. Krankheiten, Unfälle und so weiter. Die Einschläge kommen näher, sage ich euch.«
    »Stimmt. Ich habe manchmal schon das Gefühl, dass das Leben sowieso bald vorbei ist.« Josef Stirner, der schnauzbärtige, normalerweise immer lustige Keeper des FC Kneipenluft, der direkt neben Max und Georg stand, meldete sich ungewohnt ernsthaft zu Wort.
    »Das sind Anzeichen einer Depression. Kenne ich gut, Josef«, wusste Max kopfnickend. »In meinem Job bei der Kripo kam sogar noch jeden Tag die Angst vor einer Gewalttat dazu. Darüber hinaus bin ich überzeugt davon, dass wir in unserem normalen Alltag alles viel zu selbstverständlich nehmen. Ich sage nur: allgemeiner

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