Isarbrodeln
im fleckenübersäten, weißen Nylonhemd.
»Si, Signore. Subito«, ratterte der eilfertig und war keine drei Minuten später mit den Getränken zurück.
Max bezahlte gleich. Dann sah er sich in dem kleinen, etwas vergammelten, aber trotzdem gemütlichen Gastraum um.
»Nicht schlecht. Sieht fast aus wie in Italien«, stellte er zufrieden fest.
»Stimmt«, meinte Annika. »Ich war zwar erst einmal dort. Aber ich finde das auch. Und da die hier alle nur italienisch sprechen, könnte man glatt meinen, man wäre in Neapel oder sonst wo dort unten, nur nicht in München.«
»Ja. Genial, was? Prost, Annika. Schön, mit dir hier in Italien zu sein. Und erst recht schön, dich kennengelernt zu haben. Der Abend hat mir richtig gutgetan nach dem ganzen Mist, den ich die letzten Tage durchgemacht habe.«
»Ich finde es immer noch sehr nett, Max.« Sie hob ihr Glas und stieß fröhlich lachend mit ihm an.
»Sag mal, du norddeutsche Schönheit. Ich habe jetzt so viel über mich und meinen Giovanni geredet. Möchtest du nicht auch mal was von dir erzählen?«, fragte er, als sie ihre Getränke wieder auf dem Tisch abgestellt hatten.
Ich kann sie schließlich nicht die ganze Zeit nur mit meiner Trauer und meinen Erinnerungen an meinen Freund zuquatschen, dachte er.
»Da gibt es nicht viel zu erzählen, Max. Ich habe wie die meisten Mädchen bei uns meine mittlere Reife gemacht. Und bald darauf habe ich einen Polizisten geheiratet, von dem ich inzwischen Gott sei Dank wieder getrennt bin, wie du ja bereits weißt. Zwei Töchter aus dieser Ehe sind mir geblieben. Die Ältere wird nächsten Monat volljährig und die Kleine ist sechzehn.« Sie hob die Hände zum Zeichen, dass das alles wäre.
»Wohnen sie bei dir?«
»Ja. Und wenn ich mal eine Zeit lang weg bin, wie im Moment, sieht meine Mutter ab und zu nach ihnen. Kochen muss die Omi natürlich auch. Das haben meine zwei Prinzessinnen nämlich bis heute nicht gelernt. Manchmal bekomme ich richtig Angst, dass sie später mal keinen Job annehmen, weil sie sich dabei ihre Fingernägel brechen könnten.«
»Wenn sie genauso schön wie ihre Mama sind, müssen sie ja vielleicht auch gar nicht arbeiten«, flötete Max. »Sie schnappen sich einfach einen Millionär. Fertig! Und Kochen … das ist nun wirklich nicht jedermanns Sache.«
Eigene Schwächen wie das Nichtkochenkönnen musste man natürlich auch bei anderen verteidigen. Ehrensache.
»Ja, ja, alter Süßholzraspler. Klar. Einen Millionär heiraten. Als ob das so einfach wäre. Da wäre es schon besser, sie würden selbst Geld verdienen. Sieh doch nur mal mich an. Wo bin ich denn hier zum Beispiel gerade? Und mit wem, bitte schön?«
Völlig unvermittelt hatte sie wieder diesen bitteren Zug um ihren Mund, wie am Anfang ihres Treffens in ›Rosis Bierstuben‹, als es um Monika ging. War sie etwa schon wieder sauer? Auf jeden Fall schienen ihre Stimmungen verdammt schnell zu wechseln.
»Na, in einer hervorragenden italienischen Bar. Mit einem stinkreichen, gut aussehenden Junggesellen«, scherzte er, zog seinen Geldbeutel raus und zeigte ihr einen Zwanzigeuroschein.
»Mein Gott. Stimmt ja. Wieso ist mir das denn nicht gleich aufgefallen?« Sie lachte hohl.
Was hatte sie nur? Sie wirkte auf einmal total frustriert. Er hätte sie wohl gerade nicht an ihren Exmann erinnern dürfen. Der schien ihr wirklich schwer zu schaffen zu machen. Oder hatte sie auf einmal etwas gegen ihn? Weil er kein Millionär war? Dann konnte sie ihn aber gleich gern haben.
»Aber manchmal mache ich mir wirklich Sorgen um meine verwöhnten Töchter«, fuhr sie fort. »Na gut. Anderes Thema. Was soll ein Junggeselle ohne Kinder schon dazu sagen. Ist dir eigentlich schon mal aufgefallen, dass es immer mehr hübsche junge Mädchen gibt, Max?«
Gott sei Dank. Jetzt schaute sie wieder etwas freundlicher drein.
»Nein. Ich schaue immer nur auf die Mütter.« Er sah ihr tief in die Augen. Wusste aber selbst nicht genau, was ihn dabei gerade ritt.
»Scherzkeks!« Sie errötete und strich sich verlegen über das Gesicht.
»Nix, Scherzkeks. Das ist die Wahrheit. Vor allem, wenn sie so verdammt hübsch sind wie du.«
Er legte ihr den Arm um die Hüften. Sag mal, geht’s noch, Raintaler? Dein Freund Giovanni liegt noch nicht mal unter der Erde und du baggerst hier diese kühle Blonde aus dem hohen Norden an. Du wolltest dich doch nur mit ihr unterhalten. Oder etwa nicht?
»Ach was. Das sagst du doch nur so.«
Jetzt wollte sie es anscheinend ganz
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