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Isarbrodeln

Isarbrodeln

Titel: Isarbrodeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerwien
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wenige«, stellte sie pikiert fest.
    Spinnt die? Mein bester Freund ist tot und die Tussi hier macht ein Fass wegen Moni auf, obwohl sie sie nicht mal kennt. Wo gibt’s denn so was?
    »Wieso fragst du? Startest jetzt etwa du ein Verhör?«, fragte er und grinste nicht mehr.
    »Nein, nein. Nichts. Nur so«, erwiderte sie auf einmal wieder völlig arglos.
    »Ach so … Na dann … Schmeckt es dir?« Er sah von seinem Teller auf. Hübsch ist sie. Aber einen Hau hat sie auch. Die benimmt sich ja jetzt schon so, als wären wir seit zwanzig Jahren verheiratet. Vielleicht sollte ich lieber ganz schnell bezahlen und gehen.
    »Danke. Es schmeckt sehr gut«, brummelte sie, ohne von ihrem Teller aufzusehen.
    »Mir auch … Wir könnten doch auf dem Heimweg noch in irgendeine nette Bar gehen. Was meinst du?«
    Diesen letzten Versuch ist die Sache allemal wert. Bisher habe ich mich schließlich ganz gut mit ihr unterhalten. Und nett war sie auch. Nur tierisch eifersüchtig scheint sie zu sein. Fragt sich bloß warum. Wir haben doch gar nichts miteinander. Jedenfalls noch nicht. Merkwürdig.
    »Gute Idee.«
    »Gut. Dann tun wir das doch einfach.« Er spießte ein großes Stück Fleisch auf seine Gabel.

14
     
     
    Clara wühlte sich aus ihren Laken, zog ihren mit japanischen Schriftzeichen verzierten Seidenmorgenmantel über, schlüpfte in die weichen Filzpuschen, die sie immer direkt neben ihrem Bett stehen ließ und ging in das Restaurant hinunter. Sie hatte sich am späten Nachmittag hingelegt. Doch jetzt konnte sie nicht mehr schlafen. Musste irgendetwas tun. Als sie die Treppe herunterkam, überfiel sie zuerst eine diffuse Angst davor, den dunklen Gastraum zu betreten. Hoffentlich kommt der Mörder nicht zurück, bangte sie. Aber dann wurde ihr klar, was für einen Unsinn sie da dachte. Alle Türen waren fest verschlossen. Da konnte keiner rein, und sobald ich was höre, rufe ich die Polizei, sagte sie sich. Oder Max. Heilige Jungfrau. Was soll ich jetzt nur mit diesem Laden hier anfangen? Giovanni ist nicht mehr da. Er war doch die Seele von allem hier. Soll ich geschlossen lassen? Oder wieder öffnen? Den Betrieb weiterlaufen lassen? Mit Paolo? Da müsste ich aber dann auf jeden Fall eine Bedienung einstellen. Alleine den ganzen Service managen? Das ist nicht zu schaffen. Völlig unmöglich.
    Sie machte Licht, ließ einen Espresso durchlaufen und setzte sich damit an einen der hinteren Ecktische beim Fenster. Genau so, dass sie die Stelle, an der Giovanni blutend vor der Bar gelegen hatte, nicht sehen musste. Falls ich den Betrieb wirklich weiterführe, muss ich mir gut überlegen, wie ich das anstelle. Zuerst einmal muss ich alles hier auf mich umschreiben lassen. Ich war schließlich nicht der Besitzer, sondern lediglich seine Frau. Dann muss ich mir die ganzen Bücher einmal gründlich vornehmen. Und auf die Bank muss ich natürlich auch gehen. Nachsehen, wie viel Geld überhaupt da ist. Oh, Gott. Und dann Giovannis Haus in Italien. Darum muss ich mich ja auch kümmern. Giovannis einziger Bruder ist ja schon vor zehn Jahren bei diesem schrecklichen Tauchunfall gestorben. Es heißt ja immer, Haie gingen nicht auf Menschen los. Er hatte das genaue Gegenteil erlebt. Armer Kerl. Ach, du lieber Gott, und Giovannis Trauerfeier muss natürlich auch organisiert werden. Franzi hat nachmittags am Telefon gesagt, dass die Beisetzung gleich übermorgen stattfinden könne, wenn ich es so will. Er habe mit jemandem vom Ostfriedhof gesprochen. Das ist zwar alles ein bisschen knapp. Aber besser so, als noch tagelang darauf zu warten. Ich darf auf keinen Fall vergessen, gleich morgen früh die Einladungen an alle zu mailen. Zum Verschicken per Post ist keine Zeit mehr.
    Giovanni hatte letztes Jahr im Spätsommer eine Floßfahrt auf der Isar mit ihr gemacht. Mit Bier und Musik und allem Drum und Dran. Es hatte ihm so gut gefallen, dass er danach verkündet hatte, er wolle, dass seine Trauerfeier unbedingt auf so einem Floß stattfände, falls er vor ihr sterben sollte. Was heißt da ›sollte‹, hatte sie damals noch gescherzt. Natürlich stirbst du vor mir, ich bin doch viel jünger als du. Heilige Jungfrau. Hätte ich es doch bloß nie gesagt. Vielleicht wäre er ja dann noch am Leben. Sie begann wieder zu weinen. Wie soll ich das alles nur alleine schaffen? Ihr wurde das ganze Ausmaß der Katastrophe jetzt erst richtig bewusst.
    Vorhin hatte sie ihre Eltern angerufen. Sie hatten ihr sofort versprochen, auf jeden Fall zur Beerdigung

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