Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Isarbrodeln

Isarbrodeln

Titel: Isarbrodeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerwien
Vom Netzwerk:
sein.
    »Egal, Franzi. Auf jeden Fall war ich gestern Abend in einer netten kleinen, italienischen Bar beim Großmarkt. In der ›Bar Verona‹. Und da standen ein paar sehr verdächtige Figuren herum und lästerten in einer Tour über einen Giovanni und sein Lokal.«
    »Etwa über unseren Giovanni? Das wäre ja ein schöner Zufall. Bist du dir sicher?« Franz klang hellwach.
    »Na ja. Ich vermute es mal. Und gegen Ende sagten sie dann noch etwas, das mich stutzig gemacht hat. ›Er wollte es ja nicht anders‹. Wenn ich das so richtig verstanden und übersetzt habe. Dann lachten sie. Und ich werde das Gefühl einfach nicht los, dass sie unseren Giovanni damit gemeint haben.«
    »Aber du weißt schon, dass das alles äußerst vage klingt?«, unterbrach ihn Franz. »Was auch kein Wunder ist. Schließlich bist du im Sternzeichen der Waage geboren.«
    »Gnade, Franzi. Bitte keine schlechten Witze mehr. Werde erwachsen. So lustig ist das Ganze nicht. Klar weiß ich, dass sie auch jeden anderen Giovanni auf der Welt gemeint haben könnten. Aber trotzdem kam mir das Ganze suspekt vor. Wieso sagen die so was ausgerechnet jetzt, nachdem unser Giovanni gerade umgebracht wurde? Verstehst du? Moment mal.«
    Max fror. Er legte das Telefon auf den Tisch, stand auf und zog seinen weit offenstehenden, roten Frotteebademantel über seiner nackten Brust zusammen. Dann schnürte er den Gürtel noch mal neu.
    »Wie sieht es aus?«, fuhr er fort, als er wieder saß. »Hast du Lust, heute Abend mit mir dorthin zu gehen und ein paar unauffällige Fotos für euren Fahndungscomputer zu schießen? Ich zeige dir genau, wen ich meine. Vorausgesetzt natürlich, die feinen Herren sind heute wieder da.«
    »Na gut, Max. Ein schönes Glas Bier soll noch niemandem geschadet haben. Und wenn es dort auch noch eine anständige Pizza gibt. Warum also nicht. Wann? Um acht?«
    »Acht wäre super. Also, bis dann, Franzi. ›Bar Verona‹ gleich neben dem Großmarkt. Servus.«
    »Alles klar. Servus. Ich bring eine kleine Spezialkamera mit. Die macht bei schlechter Beleuchtung auch ohne Blitz brauchbare Bilder.«
    »Genial.« Max legte auf und tunkte den allerletzten Rest von Frau Bauers Käsekuchen in seinen Kaffee. Er und Annika waren gestern nicht mehr lange in der ›Bar Verona‹ geblieben. Sie hatten nur noch gemütlich ausgetrunken, dann hatte er sie ins Hotel gebracht. Vor dem Eingang hatte er sie noch ein letztes Mal geküsst und sich dann für übermorgen wieder mit ihr verabredet. Bei schönem Wetter im Englischen Garten. Sie hatte den Nachmittag frei. Perfekt. Das passte genau in seinen Terminplan. Morgen Vormittag würde er nämlich auf Giovannis Beerdigung gehen. Und danach war ja auch noch diese Floßfahrt als Trauerfeier angesetzt. Bis in den Abend hinein sollte sie dauern, hatte Monika vorhin am Telefon gemeint. Normalerweise bekäme man dafür keinen solch kurzfristig angesetzten Termin. Aber Georg mit seinem vielen Geld und seinen guten Beziehungen könne anscheinend wirklich alles Unmögliche möglich machen. Er hätte Clara gestern noch angerufen und ihr seine Hilfe angeboten.
    Es klingelte. Max öffnete, so wie er war, in Bademantel, Unterhose und Socken die Tür.
    »Guten Morgen, Herr Raintaler.« Frau Bauer stand vor ihm und grinste verlegen.
    »Ja hallo, Frau Bauer«, sagte Max und lächelte freundlich zurück. »Was führt Sie denn so früh am Tag zu mir? Doch kein glühend heißer Gulaschtopf. Oder?«
    »Nein, Herr Raintaler. Es ist etwas anderes«, druckste sie herum, während sie von einem Bein auf das andere trat. »Ich hätte eine große Bitte, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
    »Gerne. Nur heraus damit. Wie kann ich Ihnen helfen?« Max war ganz Ohr.
    »Also, ich wollte fragen, ob Sie mich nachher kurz zum Arzt fahren könnten.«
    »Aber selbstverständlich. Kein Problem. Wann denn?«
    »In einer halben Stunde?«
    »Alles klar, ich klingle dann bei Ihnen.«
    »Ja? Vielen Dank, Herr Raintaler.« Seine alte Nachbarin drehte sich augenscheinlich erleichtert um und ging in ihre Wohnung zurück.
    Max schloss ebenfalls seine Tür und rauschte eilig ins Schlafzimmer, um sich anzuziehen. Was tut man nicht alles für ein Gulasch und ein Stück Kuchen ab und zu? Nächste Frage: Was ziehe ich bloß morgen zur Beerdigung an? Er schlüpfte in seine Bluejeans. Meinen alten, schwarzen Anzug, wie das halt so üblich ist bei einer Beerdigung? Oder meinen neuen, dunkelblauen Cordanzug? Da muss ich vor der Floßfahrt aber auf jeden Fall noch mal

Weitere Kostenlose Bücher