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Isarbrodeln

Isarbrodeln

Titel: Isarbrodeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerwien
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genau wissen.
    »Tu ich nicht«, antwortete er.
    »Tust du doch«, beharrte sie.
    Statt einer erneuten Antwort zog er sie näher zu sich heran und küsste sie. Sie erwiderte seinen Kuss. Lang und heftig. Da kann man anscheinend nichts machen, dachte er währenddessen. Die Leidenschaft und die Sehnsucht sind einfach stärker als alles andere in uns. Verzeih mir, Giovanni. Oder freu dich für mich mit mir. Das wäre mir noch lieber.
    »Und?«, fragte er, als sie wieder Luft holen konnten.
    »Okay, okay. Ich glaube dir.« Sie strich sich ein paar ihrer langen glatten Strähnen aus dem erhitzten Gesicht.
    »Was sagt wohl deine gut aussehende, schwarzhaarige Freundin aus dem Biergarten dazu, wenn du andere Frauen küsst?«, fuhr sie dann vorwurfsvoll fort.
    Da war er wieder. Dieser leicht irre, völlig humorlose Blick. Ging es jetzt etwa wieder mit ihrer Eifersucht los?
    »Keine Ahnung. Sie ist nicht meine Freundin, wie du ja bereits weißt.« Herrschaftszeiten. Warum lügst du denn schon wieder? Da fragst du noch, Raintaler? Weil du scharf auf sie bist natürlich.
    »Glaube ich dir nicht.«
    »Dann glaubst du es halt nicht. Langsam wird mir die Sache zu blöd. Gibt es sonst noch etwas von dir zu erzählen?« Er stierte geradeaus vor sich hin. Was sollte nur dieses krankhafte Theater? Es könnte doch alles so einfach sein. Genervt zog er die Stirn kraus.
    »Nein.«
    »Na gut. Dann können wir ja auch gehen.« Mal so, mal so. Langsam reicht’s mir mit ihren Launen. Tut mir ja fast schon wieder leid, dass ich sie überhaupt geküsst habe.
    »Na ja. Vielleicht nur noch, dass ich gleich nach meiner Scheidung ein paar Computerkurse gemacht habe.«
    Ach, jetzt gibt es also doch noch mehr zu erzählen. Auf einmal. Offenbar spürt sie, dass ich drauf und dran bin, unsere kleine Bekanntschaft hinzuschmeißen. Oder sie will einfach noch nicht ins Hotel. Kann natürlich auch sein.
    »Und bald darauf bekam ich meinen Job in der Buchhaltung bei der EDV-Firma, die mich auf das Seminar hier runter geschickt hat«, fuhr sie munter fort, als wäre nicht das Geringste gewesen. »Computer haben mich schon immer interessiert. Tja, und wenn mich meine Firma nicht hier runter geschickt hätte, dann hätten wir uns bestimmt nie kennengelernt.« Sie lächelte ihm ein bezauberndes, strahlend weißes Sonntagslächeln in sein Gesicht.
    Jetzt ist sie auf einmal wieder übertrieben gut drauf. Wie ausgewechselt. Das ist vielleicht ein Eiertanz mit der. Ist sie manisch depressiv? Oder hat sie schlechte Drogen genommen? So was gibt es doch gar nicht. Oder träum ich das alles bloß?
    »Na, dann. Lobpreisung und Segen der EDV, ohne die die Liebe niemals ihren Weg in unsere Herzen gefunden hätte.« Er überwand seinen Groll und gab ihr zwei kleine Küsschen auf die Wangen.
    »Quatschkopf!«, schimpfte sie im Scherz, schob ihn weg und trank einen Schluck.
    »Stimmt. Aber ich meine es wirklich so ähnlich.«
    »Na, dann ist ja alles bestens. Obwohl das mit der Liebe bei mir nicht so schnell geht wie bei dir.« Sie blickte sofort wieder eine Spur ernsthafter drein.
    Max registrierte es, reagierte aber nicht darauf. Er meinte, gerade den Namen Giovanni aus der Richtung fünf augenscheinlicher Kleinganoven, die wild gestikulierend an der Bar standen, vernommen zu haben. Seit er und Annika hereingekommen waren, hatten sie dort einen Whiskey Cola nach dem anderen bestellt. Da! Wieder hörte er den Namen seines verstorbenen Freundes. Aber war damit wirklich sein Giovanni gemeint? Den Namen gab es in Italien schließlich so oft wie den sprichwörtlichen Sand am Meer.
    »Non lo voleva diversamente«, kam es nun heiser von einem klein gewachsenen Lockenkopf aus der schrägen Truppe.
    Die anderen stimmten ihm zu. Dann lachten sie laut und hämisch. Max verstand ein paar Brocken Italienisch. Auf jeden Fall so viel, dass er sich problemlos im Urlaub durchfragen und über die einfachen Dinge des Lebens unterhalten konnte. Aber diesen Satz hatte er noch nie zuvor gehört.
    »Weißt du zufällig, was ›non lo voleva diversamente‹ oder so ähnlich heißt?«, fragte er Annika, die schon gleich, als sie eingetreten waren, die Aufmerksamkeit sämtlicher anwesender Möchtegern-Casanovas auf sich gezogen hatte und sich inzwischen gar nicht mehr vor eindeutigen Blicken retten konnte.
    »Leider nicht«, erwiderte sie. »Ich kann kein Italienisch. Da unten war ich wie gesagt erst ein einziges Mal.«
    »Man kann ja auch nicht alles können und dabei auch noch wie eine

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