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Isarbrodeln

Isarbrodeln

Titel: Isarbrodeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerwien
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Prinzessin aussehen.« Er hatte gerade noch eine halbe Sekunde lang Zeit, nach Luft zu schnappen, bevor er für sein Kompliment stürmisch geküsst wurde. Ich glaub, die hat wirklich ein Rad ab. Egal. Was soll’s? Ich muss sie ja nicht gleich heiraten.
    Die Italiener im Raum drehten den beiden den Rücken zu. Schon wieder ein Kuss! Der Zweite innerhalb von ein paar Minuten! Da war nichts zu machen. Die schöne Blondine würde heute Abend niemand anderen ranlassen. Die war vergeben. So viel war sicher. Da würde man schon warten müssen, bis sie einmal alleine oder mit einer Freundin hier hereinkäme.
    »Das hast du wirklich schön gesagt«, flüsterte sie, als sie ihren Mund wieder von seinem gelöst hatte.
    »Warte mal kurz, Annika.« Max befreite sich lächelnd aus ihrer Umarmung und zog seinen Lieblingskuli aus seiner Sakkotasche. »Ich schreibe mir nur kurz diesen Satz auf meinen Bierdeckel, fuhr er fort. »Dieses ›non lo voleva diversamente‹ oder wie das heißt. Das interessiert mich.«
    »Wieso?«
    »Wegen Giovanni, meinem toten Freund.«
    Irgendwie kommen mir die Burschen da drüben nicht ganz sauber vor. Keine Ahnung warum. Es ist nur so ein Gefühl. Mag sein, dass ich mich täusche. Aber Fakt ist, sie reden die ganze Zeit über irgendeinen Giovanni und sein Restaurant. Und dann lachen sie so komisch. Aber meinen sie wirklich meinen Giovanni? Das Lokal ihres Giovanni, könnte ja auch sonst wo sein. In Italien oder New York. Oder im Ruhrpott. Doch was dieser Satz heißt, bei dem alle so gelacht haben, würde ich wirklich all zu gerne wissen. Da werde ich morgen gleich mal Clara fragen. Oder besser doch nicht. Die macht sich dann bloß wieder Sorgen und fängt zu weinen an. Ich schau einfach im Internet nach. Wozu gibt es das denn schließlich? Wie war das eigentlich früher, als noch niemand online war? Er gab sich gleich selbst die Antwort. Wir haben uns ein Lexikon besorgt. Oder einen Freund angerufen. Was sonst?

16
     
     
    »Guten Morgen, Franzi. Na, was macht die Kunst?«
    Max setzte sich mit dem Telefon in der Hand an seinen kleinen Couchtisch aus Tante Isoldes Nachlass und trank einen Schluck Kaffee aus seiner riesigen Café-au-Lait-Tasse, die er in der anderen Hand hielt. Er hatte gerade wie jeden Morgen mit Monika telefoniert. Sie hatte ihm mitgeteilt, dass es morgen nach Giovannis Beerdigung eine Trauerfeier auf einem Isarfloß geben würde. Jetzt wollte er Franz in seine neuesten Erkenntnisse bezüglich seiner Ermittlungen einweihen.
    »Passt schon, Max. Das Übliche. Du kennst es ja selbst noch. Wenn du wegen Giovanni anrufst, in dem Fall kommen wir leider im Moment nicht weiter. Keine Verdächtigen oder Spuren weit und breit.«
    Klang da so etwas wie Frust in der Stimme seines alten Freundes und Exkollegen mit?
    »Sag das nicht. Vielleicht gibt es ja doch ein paar Verdächtige. Ich habe da so eine Vermutung. Mehr so ein Bauchgefühl. Aber immerhin … Deswegen rufe ich dich auch an.«
    »Oh je. Weißt du denn nicht mehr, wie dich ausgerechnet dein berühmtes Bauchgefühl früher immer im Stich gelassen hat? Damals, als du noch zu unserem Haufen gehört hast. Übrigens kennst du den Unterschied zwischen einer Lokomotive und einer Filzlaus?«
    Max wusste, dass Franz es liebend gern gesehen hätte, wenn man ihm vor zwei Jahren nicht gekündigt hätte. Schon allein deswegen, weil er in Max immer einen dankbaren Zuhörer für seine harmlosen Witzchen gehabt hatte. Und auch Max wäre gerne länger mit Franz in ihrem karg mit altmodischen Holzmöbeln eingerichteten Büro geblieben. Aber die Schwierigkeiten mit diesen Leuten von ganz oben, über die er mit niemandem reden durfte, hatten ihm letztendlich keine andere Wahl gelassen, als zu gehen.
    »Kenn ich nicht. Sag schon.«
    »Die Lokomotive pfeift um die Kurve … und die Filzlaus kurvt um die Pfeife.« Franz prustete so laut ins Telefon, dass Max Angst hatte, nasse Ohren zu bekommen.
    »Ein typisch saublöder Franzi-Witz, Franzi.« Max rang sich ein müdes Lächeln ab. »Leider ist mir im Moment nicht zum Lachen«, fuhr er dann fort. »Und mit dem Bauchgefühl hast du nur teilweise recht. Es hat mich keineswegs immer im Stich gelassen. Oft genug war es auch genau andersrum.«
    »Na gut. Da gebe ich dir recht. Aber ebenfalls nur bedingt. Das war nämlich nur manchmal so. Nicht oft genug.« Bei all seinen sonstigen menschlichen Vorzügen konnte der kleine, dicke Hauptkommissar Wurmdobler manchmal ein gewaltiger Dickschädel und Erbsenzähler

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