Isarhaie: Der vierte Fall für Max Raintaler (German Edition)
stellen. So viel war
sicher.
Eine
Minute verging, niemand kam. Eine weitere Minute verstrich. Nichts. Max wartete
trotzdem weiter. Vielleicht hatte der Gauner die Falle geahnt und wartete
ebenfalls, was allerdings ein Riesenschmarrn wäre, weil er Max auf diese Art,
vorausgesetzt, der wäre weitergegangen, garantiert aus den Augen verloren
hätte. Also doch kein Verfolger, sondern nur ein kleiner, nach den rätselhaften
Ereignissen der letzten Tage, absolut verständlicher Anfall von Paranoia?
Bestimmt.
Er
verließ seinen Posten und begab sich Richtung Isar zum Baldeplatz. Auf dem Weg
zum Inder drehte er sich noch zweimal unauffällig um, konnte aber niemanden
entdecken, der ihm verdächtig erschienen wäre.
Obwohl
es erst fünf vor sieben war, stand Traudi bereits vor dem Lokal und winkte ihm
zu, während er sich ihr näherte. Sie trug ein hautenges weißes Minikleid, das
ihre makellose Figur sowie ihre langen braunen Beine optimal zur Geltung
brachte, und silbergraue Ballerinas dazu. Ihre roten Locken hatte sie
hochgesteckt und den Mund mit knallrotem Lippenstift bemalt. Um ihren Hals hing
eine weiße Perlenkette. Genial, eine junge Frau, die hammerartig aussieht und
auch noch pünktlich ist, freute sich Max und legte einen Zahn zu.
»Servus,
Traudi. Schön, dass Sie gekommen sind«, begrüßte er sie mit einem breiten
Lächeln, als er kurz darauf bei ihr angelangt war und reichte ihr die
inzwischen reichlich ramponierte Rose aus dem Biergarten.
»Oh,
ein Rosenkavalier. Danke schön. Logisch bin ich gekommen. Ich habe doch gesagt,
dass ich komme. Servus, Max«, erwiderte sie und lächelte ebenfalls.
»Gehen
wir gleich rein?«
»Gern.
Hast du reserviert? Äh, … Sie natürlich.« Sie wurde rot.
»Logisch.
Von mir aus können wir gern Du sagen.«
»Gern.«
Sie
betraten das mit jeder Menge Kitsch geschmückte Lokal und blieben gleich hinter
dem Eingang stehen. Max nannte dem herbeieilenden indischen Kellner seinen
Namen, woraufhin der sie zu ihrem reservierten Tisch führte. Sie setzten sich,
bestellten jeder ein Bier und begannen die Speisekarte zu studieren.
»Hast
du schon mal Indisch gegessen?«, fragte Max.
»Ich
war sogar schon ein halbes Jahr lang dort«, erwiderte Traudi. »Nach dem Abitur.
Mit einer Freundin.«
»Maria?«
»Nein.
Die war doch viel zu alt. Ich war mit Elli dort. Elli Breitwanger, meiner
Nachbarin. Wir waren zusammen in der Schule, Elli und ich.«
»Dann
kennst du Maria also nur von dieser Bürgerinitiative her?«
»Zuerst
schon. Und dann waren wir auch zwei-, dreimal auf einen Wein beim Griechen. Und
als Nachbarn sind wir uns natürlich auf der Straße begegnet. Aber recht viel
mehr war da nicht. Wie kommst du eigentlich dazu, ihren Tod zu untersuchen?«
»Die
beste Freundin meiner Ex hat mich beauftragt. Sie war eine Schulfreundin von
Maria.«
»Ach,
wirklich? Und wer ist deine Ex?« Sie sah ihn neugierig an.
»Hey,
hey, hey! Wer fragt hier eigentlich wen aus? Na gut, Monika Schindler heißt
sie.« Max wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Herrschaftszeiten. Das
war wieder mal eine höchst merkwürdige Situation, in die er da gerade
hineinschlitterte. Einfach unglaublich.
»Was?
Die Moni Schindler? Die mit der kleinen Kneipe in Thalkirchen?«
»Genau
die.«
»Da war
ich schon ein paar Mal mit der Elli. Und wieso sind wir zwei uns dort noch nie über
den Weg gelaufen?« Traudi legte angesichts dieser unerwarteten Umstände
vertraut ihre Hand auf seinen Arm und gackerte fröhlich weiter.
»Stimmt.
Das ist wirklich merkwürdig, dass wir uns da noch nie gesehen haben«, erwiderte
Max.
Ihr
Bier kam, und sie stießen zunächst einmal miteinander an.
»Auf
den Zufall«, meinte sie nach wie vor bester Stimmung.
»Wollte
ich auch gerade sagen«, erwiderte er.
»Und du
und Moni, ihr seid wirklich nicht mehr zusammen?«, wollte sie wissen, nachdem
sie getrunken hatten.
»Nein.«
»Schade.
Sie ist eine so nette Frau.«
»Ach,
wirklich? Ist mir nie aufgefallen.« Max wurde langsam unruhig. Würde nun etwa
den ganzen Abend lang über gute alte Freundinnen gequatscht werden? Das würde
er auf keinen Fall aushalten. Da wäre es auf jeden Fall besser gewesen, er
machte sich gleich aus dem Staub.
»Oh je,
da steckt der Stachel wohl noch tief in der Wunde. Ich wollte dich nicht
nerven, Max. Lass uns über etwas anderes reden.« Traudi zog ihre Hand von
seinem Arm zurück. Sie hörte auf zu lachen.
»Liebend
gern. Die ganze Sache ist nämlich noch nicht so lange her, und
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